An Rhein und Ruhr. Kaum Regen, wenig Grundwasser: In NRW macht sich eine anhaltende Dürre breit. Ein Informationssystem des Umweltamts macht die Orte sichtbar.

Anhaltende Trockenheit macht NRW zu schaffen. Es fällt zu wenig Regen, die Böden sind zu trocken und die Grundwasserstände zu niedrig. Das berichtet das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv). „Es haben sich beim Niederschlag in den letzten Jahren sehr große Defizite aufgebaut“, erklärt Lanuv-Präsident Thomas Delschen. Mit gravierenden Folgen: Wälder sterben ab, Gewässer trocknen aus. Mit einem neuen Online-Informationsangebot macht das Landesamt die Zahlen und Werte deutlich.

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Die Trockenheit lasse sich gut mit Blick auf die vergangenen zweieinhalb Jahre erkennen, so das Lanuv: 2018 ergaben die Messwerte einen Jahresniederschlag von 620 Millimetern. Verglichen mit dem Mittelwert von 1961 bis 1990 ergibt das ein Defizit von 230 Millimetern. Auch über das Jahr 2019 hinweg blieb dieser Zustand unverändert. „Ab heute müsste es 24 Stunden lang bis Jahresende regnen, um das auszugleichen“, betont Delschen.

Trockenheit in NRW: Sehr niedriger Grundwasserstand

Ähnlich alarmierend sei der zu geringe Grundwasserstand: Er liege an 80 Prozent der mehr als 2000 Messstellen unterhalb des langjährigen Durchschnitts. Zum fehlenden Niederschlag komme wachsender Bedarf, zum Beispiel in der Landwirtschaft. Und: Die Regenzeit verschiebe sich. Zu Beginn der Wetteraufzeichnungen war es das im Frühjahr, nun der Winter.

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Besonders in Wäldern wird die Dürre zum Problem. „Klimawandel heißt nicht nur, dass Eisbären keine Eisschollen mehr haben, sondern auch, dass bei uns im Land der Wald leidet“, erklärt Michael Blaschke, Sprecher des Landesbetriebes Wald und Holz. Das Pflanzen von trockenresistenten Bäumen sei ein jahrzehntelanger Prozess. „Der Wald hat Trockenstress“, sagt Richard Dorn vom Regionalforstamt Niederrhein, das sich um die Wälder von Kleve bis an die Stadtgrenze von Düsseldorf kümmert. Über Jahre hat sich hier ein Wasser-Defizit angesammelt. Niederschläge wie am Mittwoch seien da nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Dazu kommt ein weiteres Problem: „Durch die Dürre haben sich auch die Borkenkäfer stark vermehrt“, sagt Blaschke. Die große Anzahl der Tiere, die sonst vor allem kranke Bäume befallen, ist auch für gesunde Bäume eine Bedrohung.

Informationssystem: Lokale Werte zu Niederschlag und Co.

Mit dem Lanuv-Informationssystem „Klimaanpassung“ können online Werte zum Niederschlag, zur Bodenfeuchte und zur Dürreempfindlichkeit von Waldstandorten eingesehen werden. Das Besondere: Durch eine Suchfunktion lassen sich diese Werte lokal ausspielen. Diese Daten können gute Anhaltspunkte für klimagerechte Anpassungen liefern, erklärt Wesels Klimamanagerin Ingrid von Eerde. „Es hilft dabei, räumliche Prioritäten zu setzen“, sagt sie. Wo liegen die Schwerpunkte? Wo lässt sich ein Ausgleich schaffen? Fragen, bei denen das System helfen kann.

Die Stadt Wesel hat schon einige Klimaanpassungen auf den Weg gebracht. Ein zentraler Punkt: Baumbepflanzungen. „Wir achten darauf, Bäume zu wählen, die entweder besser Wasser aufnehmen können oder die Trockenheit besser vertragen“, erklärt die Klimaschutzmanagerin. Klar ist: Die Bäume helfen einen Temperaturausgleich in der Stadt zu schaffen. „Da, wo gebaut wird, erhitzt es sich schneller. Gesunde Bäume in der Stadt sorgen für Abkühlung“, erklärt von Eerde.

Trockenheit am Niederrhein: Ernteausfälle in Kleve erwartet

„Daten sind generell die Grundlage, um nachhaltige Konzepte zu erstellen“, erklärt die Stadt Kleve auf Anfrage . Die Trockenheit mache sich längst in der Stadt bemerkbar. „Die Landwirte benutzen vermehrt Bewässerungssysteme für Notbewässerungen. Ernteausfälle sind absehbar“, heißt es. Und: „Straßenbäume sind teilweise schon so stark geschädigt, dass sie ersetzt werden müssen.“