An Rhein und Ruhr. Am Donnerstag herrschte auf dem Rasthof Bottrop Süd entspannte Stille. Doch wie viele Urlauber werden ab Freitag erwartet? Ein Besuch vor Ort.

Wolkenfreier Himmel über der Raststätte Bottrop Süd. Bereits am frühen Morgen klettert das Thermometer auf 25 Grad. Von dem sommerlichen Wetter unbeeindruckt, haben sich rund drei Dutzend Fernfahrer aus Polen, den Niederlanden, Litauen, Deutschland und der Slowakei in ihre Fahrerkabinen zurückgezogen. Auch sonst herrscht auf dem Rasthof an der A2 Richtung Hannover entspannte Stille. Keinerlei Anzeichen, dass es am Freitag zum Start der Sommerferien erneut hektisch werden könnte. Die Ruhe vor dem Sturm? Oder fällt der Ansturm auf die Raststätten in diesem Jahr aus?

„Wir rechnen insgesamt mit weniger Verkehr als 2019“, sagt Thomas Müther, Pressesprecher des ADAC Nordrhein. Zwar werde es voraussichtlich weniger Auslandsreisen per Flugzeug und dafür mehr Urlaub mit dem Auto in Deutschland und den Nachbarländern geben. „Auf der anderen Seite verzichten aber etliche Deutsche komplett auf einen längeren Sommerurlaub.“ Auch über Pfingsten habe sich der Ansturm auf die Autobahnraststätten in NRW in Grenzen gehalten. Die Leute seien zurückhaltend, berichtet Müther.

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Rund 22 Kilometer südwestlich, am Total-Autohof in Duisburg, hat Lkw-Fahrer Uwe Woltering mit einigen Arbeitskollegen eine kurze Verschnaufpause eingelegt. Die Männer sitzen an einem runden Plastiktisch neben der Tankstelle. „Die vergangenen zwei Monate war wenig los auf den Autobahnen, da konntest du entspannt fahren“, berichtet der 53-Jährige. „Seit einigen Tagen ist der Verkehr aber wieder so katastrophal wie immer.“ Woltering rechne damit, dass die Straßen in NRW wegen des Coronavirus zu Ferienbeginn voll sein werden. „Viele dürfen ja nicht fliegen. Das wird sich sehr stark auf die Straßen verlagern“, ist sich Woltering sicher.

Auch auf Rasthöfen gelten Mindestabstand und Maskenpflicht

50 Meter entfernt steigen Peter Schwarzenberger und Frank Masanek aus ihren Lastwagen. Die beiden Arbeitskollegen tragen ihre Masken griffbereit am rechten Handgelenk. „Es ist zu Beginn der Coronakrise schon weniger geworden“, sagt Schwarzenberger. „Aber jetzt sind die Osteuropäer wieder da“, ergänzt Masanek. Obwohl sich der Lkw-Verkehr wieder weitgehend normalisiert habe, sei das übliche Verkehrschaos zu Ferienbeginn aber eher unwahrscheinlich. „Ich glaube schon, dass es voll wird. Aber nicht so wie in den vergangenen Jahren“, so Schwarzenberger. Sein Kollege nickt.

Auf eine Neuerung müssen sich Autofahrer in jedem Fall einstellen: „Eine Maske tragen und Abstand halten ist nicht nur im Supermarkt, sondern auch in der Raststätte die neue Normalität“, sagt ADAC-Pressesprecher Müther. „Daran sollten sich Reisende auch halten, um sich selbst und andere Menschen zu schützen.“ Schließlich würden an Rasthöfen Menschen aus allen Regionen Deutschlands und aus dem Ausland aufeinandertreffen. Aus diesem Grund sei die Einhaltung der Corona-Regeln dort besonders wichtig, „damit eine Raststätte nicht zur Corona-Quelle wird, von der sich das Virus hinterher in Deutschland und Europa verbreitet.“

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Mit welchen Corona-Einschränkungen Urlaubsreisende rechnen müssen, zeigt sich in Bottrop: Maskenpflicht im Tankstellenshop, Handdesinfektionsspender im Eingangsbereich, Wegweiser auf dem Boden und abgesperrte Tischbänke bei McDonald’s. Zudem wird auf Plakaten darum gebeten, möglichst kontaktlos zu bezahlen. Auch auf den Sanifair-WCs ist jedes zweite Stehklo abgesperrt, Schilder am Eingang weisen auf den Mindestabstand hin und eine Servicekraft reinigt durchgängig Waschbecken und Toiletten.

ADAC Nordrhein empfiehlt Autohöfe als kostengünstige Alternative

„Aufgrund der Vorgaben von Bund und Ländern und dem damit verbundenen Lockdown waren die Gastronomiebereiche unserer Tank- und Rastanlagen seit Mitte März geschlossen“, sagt ein Sprecher der Tank & Rast Gruppe, zu der auch der Rasthof in Bottrop gehört. „Im Zuge der laufenden Lockerungen geht Tank & Rast wieder weitgehend in den Normalbetrieb.“ Statt eines zwischenzeitlichen „to-go“-Angebots habe der Gastronomiebereich am Standort Bottrop Süd seit dem 15. Juni wieder normal geöffnet – mit Ausnahme der Corona-Regeln.

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Vor dem Tankstellenshop treffen wir auf ein älteres Paar, das auf der Durchreise zur Nordsee einen kurzen Zwischenstopp in Bottrop eingelegt hat. An Maskenpflicht und Mindestabstand hätten sich die beiden längst gewöhnt. „Das ist mittlerweile Routine“, so der Fahrlehrer aus Aachen. „Wenn Sie acht Stunden mit Maske im Fahrschulauto sitzen, ist das schon eine enorme Einschränkung. Aber um 20 Minuten einkaufen zu gehen, ist das völlig in Ordnung.“ Auch seine Frau nimmt die Maßnahmen locker: „Ich finde es gut geregelt, man muss sich damit arrangieren.“

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Wem es auf Rasthöfen dennoch zu stressig ist, der könne alternativ auch zu einem Autohof fahren, rät der ADAC: „Sie liegen im Gegensatz zu den Raststätten nicht direkt an der Autobahn und sind in der Regel deutlich günstiger“, so Müther. Auch Alexander Quabach, Geschäftsführer der Vereinigung Deutscher Autohöfe (VEDA), hofft darauf, dass es ab Freitag voll wird. „Man hört ja, dass die Hotels an der Nord- und Ostsee zu 95 Prozent ausgebucht sind“, sagt Quabach. „Deshalb gehe ich davon aus, dass viele Urlauber unterwegs sein werden.“ Ob die aber an einer Raststätte oder lieber am Autohof halten werden, wisse er nicht.