Moers. Von 1975 bis 1980 war Moers im Fußball drittklassig. Der RSV Meerbeck, der heute MSV Moers heißt, spielte in der Oberliga Nordrhein mit.

Der 15. Mai 1978 ist in der Geschichte des Meerbecker Fußballs ein ganz besonderes Datum. Am Pfingstwochenende gelang dem RSV Meerbeck, so der damalige Name des heutigen MSV Moers, nicht nur ein durchaus überraschender und vor allem hart erkämpfter 2:1-Sieg beim VfB Remscheid. Der Auswärtserfolg bedeutete auch die Qualifikation für die damals neu geschaffene Amateur-Oberliga. Es war der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Und es folgte ein zweijähriger Aufenthalt in der höchsten Spielklasse, in der eine Moerser Fußball-Mannschaft bisher mitspielen durfte.

Seit 1975 mischte der RSV Meerbeck bereits in der damals dritthöchsten Spielklasse mit, der Verbandsliga Niederrhein. Zur Saison 1978/79 wurde die dritte Spielklasse dann noch einmal aufgewertet. Bundesweit wurde die Amateur-Oberliga, die es so zuvor nur in Teilen der Republik gab, eingeführt. Dies bildete fortan die höchste Amateurklasse als Unterbau der damals zweigeteilten 2. Bundesliga.

Nur die ersten neun Teams der Verbandsliga-Saison 1977/78 qualifizierten sich für die Oberliga Nordrhein, eine von acht Staffeln in Deutschland. Zu den insgesamt 144 Oberligisten der Folgesaison zählten namhafte Vereine wie in der Nordrhein-Staffel Rot-Weiß Oberhausen und Schwarz-Weiß Essen oder in anderen Staffeln die früheren Deutschen Meister VfR Mannheim und BFC Viktoria Berlin.

Beinahe wäre bereits zuvor sogar der noch größere Wurf geglückt. Die Saison 1976/77 begannen die Meerbecker unter Trainer Horst Kucharz stark und waren lange sogar auf Kurs zur Aufstiegsrunde für die 2. Liga. „Wir sind dann aber in der zweiten Saisonhälfte eingebrochen“, ärgert sich Alwin Watzke, Meerbecks Kapitän in diesen erfolgreichen Jahren. Am Ende wurde Fortuna Düsseldorfs Zweitvertretung Erster und wenig später sogar Deutscher Amateurmeister. Und der 1. FC Bocholt zog noch am RSV Meerbeck vorbei auf Platz zwei und damit in die Aufstiegsrunde ein – die die „Schwatten“ dann zum Sprung ins Profi-Unterhaus nutzten.

Entscheidendes Regenspiel in Remscheid

Für die Saison 1977/78 lautete das Meerbecker Ziel, einen der ersten neun Plätze zu erreichen und damit die Qualifikation für die neue Amateur-Oberliga. „Ich habe die Saison sehr positiv in Erinnerung“, blickt Alwin Watzke zurück: „Wir hatten eine sehr, sehr gute Mannschaft mit Torwart Hein Mergel und Spielern wie Rolf Söhngen, Hilmar Bothen, Wolfgang Figura oder meiner Wenigkeit.“

Auch Ex-Bundesligist Rot-Weiß Oberhausen war 1977 in Meerbeck zu Gast.
Auch Ex-Bundesligist Rot-Weiß Oberhausen war 1977 in Meerbeck zu Gast. © MSV Moers

Die Saison lief jedoch nicht gleich ganz glatt und zunächst nicht so erfolgreich wie noch im Vorjahr. „Das war schon eine schwere Geburt“, gibt Watzke rückblickend zu und erinnert sich: „Wir hingen zwischenzeitlich auch mal ein paar Punkte hinter Platz neun.“ Während mit TuS Xanten, am Ende Tabellenvierter, eine weitere Mannschaft aus dem Fußballkreis Moers den Sprung in die Oberliga mit weniger Zittern schaffte, wurde es für den RSV Meerbeck bis zum allerletzten Moment richtig eng.

Eimern. Das Spiel wurde eine unheimliche Regenschlacht, und der Platz stand stellenweise unter Wasser, so dass manches Mal der Zufall regierte.“ Die Meerbecker erwischten den favorisierten Gastgeber, bei dem unter anderem Günther Koglin, ein vom TB Rheinhausen stammender Außenverteidiger, in der Startelf stand, gleich mal eiskalt. Nach nicht mal einer Minute ließ Watzke mit einem Schuss aus halbrechter Position und dem frühen 1:0 die mehr als 200 Meerbecker unter den 800 Zuschauern jubeln.

Bothen köpft Watzke-Flanke ins Netz

Das beflügelte die Gäste gleichermaßen wie es die Remscheider schockte. Meerbeck war zunächst besser und legte in der 27. Minute auch nach, als Hilmar Bothen nach einer Watzke-Flanke per Kopf das zweite RSV-Tor erzielte. „Das war ein guter Grundstock“, sagt Watzke nun, obwohl sogar ein drittes Tor in der Folge noch möglich gewesen wäre. Es hätte dem Gast gut getan, denn mit zunehmender Spielzeit drehte sich die Überlegenheit immer mehr zugunsten des VfB.

Und so standen die Meerbecker in der zweiten Halbzeit fast nur noch mit fast der gesamten Mannschaft hinten drin. Kapitän Watzke spielte unfreiwillig auch beim dritten Tor eine Rolle. Einen Remscheider Schuss fälschte er in der 56. Minute zum Anschlusstreffer ins eigene Tor ab, ehe danach in einer regelrechten Abwehrschlacht vor allem der starke Gäste-Torwart Heinz Mergel ins Zentrum des Geschehens rückte. „Er hat es mit seinen Paraden ermöglicht, dass wir das geschafft haben“, so Watzke.

Seit 1978 statt RSV Meerbeck nun MSV Moers

Denn der knappe Vorsprung hielt, und die Meerbecker konnten den Sieg, den anvisierten neunten Tabellenplatz und die Qualifikation zur Oberliga bejubeln. Dass letztlich auch ein Unentschieden gereicht hätte, wurde zur Randnotiz. Die Stadt Moers stellte gleich in der ersten Saison der Amateur-Oberliga eine Mannschaft in der höchsten Amateurklasse. Der stellvertretende Bürgermeister Ulrich Ruthenkolk ehrte sogar Vertreter des RSV Meerbeck, der just in diesem Sommer 1978 umbenannt wurde.

Moerser Stadtgespräch mit Ex-RSV-Kapitän Alwin Watzke, Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, dem ehemaligen DFB-Generalsekretär und früheren Meerbecker Helmut Sandrock sowie  Moderator Rainer Zimmermann.
Moerser Stadtgespräch mit Ex-RSV-Kapitän Alwin Watzke, Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, dem ehemaligen DFB-Generalsekretär und früheren Meerbecker Helmut Sandrock sowie Moderator Rainer Zimmermann. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Der MSV Moers, so bis heute der Vereinsname, erreichte den 14. Platz und damit den Klassenerhalt in der neuen Oberliga, was somit als die erfolgreichste Saison in seiner Geschichte angesehen werden kann. Im Schnitt über 1000 Zuschauer sahen die Spiele, gar 3000 alleine das Gastspiel von Ex-Bundesligist Rot-Weiß Oberhausen. „Der WDR war sogar manchmal da und zeigte Ausschnitte im Fernsehen“, weiß Watzke noch um die große Aufmerksamkeit. Bezeichnenderweise fand man im Vorstand des MSV die „nur“ 2300 Zuschauer im Derby gegen den Kreis-Rivalen TuS Xanten eher enttäuschend.

Gladbacher Gastspiel im Jahr 1994

Den Erfolg konnten die Meerbecker in der folgenden Saison nicht bestätigen. Nun unter anderem ohne Erfolgstrainer Horst Kucharz, der den Verein verließ, und Kapitän Alwin Watzke, der seine Laufbahn beendete, stieg der MSV 1980 als 16. in die Verbandsliga Niederrhein ab – und wurde dort als Tabellenletzter gleich durchgereicht.

Es waren zwei von mehreren Abstiegen in den nun angebrochenen turbulenten und von finanziellen Schwierigkeiten geprägten Jahren. Gleich zweimal löste sich eine MSV-Mannschaft in den 80er-Jahren in der laufenden Saison auf.

Aktuell nur noch Fußball-Kreisliga A

Mehr als 2000 Zuschauer sahen seitdem übrigens nur noch einmal ein Meerbeck-Spiel im Rheinpreußen-Stadion zu, als Bundesligist Borussia Mönchengladbach im Jahr 1994 zum Freundschaftsspiel gastierte.

Höherer Amateurfußball wurde da in Moers nicht mehr gespielt. Und 2005 endete das letzte halbwegs erfolgreiche Meerbecker Kapitel mit dem Abstieg aus der Landesliga. Es ging runter bis in die Kreisliga B. Nach zwei Jahren in der Bezirksliga von 2016 bis 2018 spielt der MSV derzeit in der Kreisliga A – mit Ambitionen allerdings.