Märkischer Kreis. Immer wieder haben es Polizisten in NRW mit maroden Kleintransportern zu. Ein 20 Jahre alter Fiat verblüffte jetzt selbst erfahrene KFZ-Prüfer.
Defekte Bremsen, durch Folien ersetzte Seitenscheiben, kaputte Elektronik, eine nur durch ein Gummiseil festgehaltene Hecktür - und Rost allerorten: Polizisten haben an diesem Donnerstag (18. Juni 2020) in Lüdenscheid einen komplett maroden Kleintransporter aus dem Verkehr gezogen. Dem herbeigezogenen KFZ-Sachverständigen habe es "fast die Sprache verschlagen", heißt es.
Die stolze Zahl 64 (!) Mängeln bescheinigte der Prüfer dem vor bald 20 Jahren in Bulgarien zugelassenen Fiat. Selbst der herbeigerufene Kollege des Prüfers sei tief beeindruckt gewesen, berichtet die Polizei im Märkischen Kreis. In der Mängelstatistik der Beamten dürfte das Fahrzeug (Kilometerstand: 282.612) einen Spitzenplatz einnehmen.
Lenkrad knarzte laut
Weder Fuß- noch Fest hätten eine ausreichende Bremswirkung gehabt. Ein Seitenspiegel war gesplittert, der andere gar nicht mehr vorhanden. Im Motorraum schlackerte die Batterie umher. Bei Betätigung des Lenkrades waren laute Knarzgeräusche zu hören. Ein Bremslicht war vorhanden, funktionierte aber nicht. "Man überhaupt gesehen, wenn gebremst wurde", berichtete ein Polizeisprecher auf Nachfrage der Redaktion.
Damit nicht genug: Ein Reifen war bis auf die Karkasse runtergefahren. Und der sogenannte "Hammertest", mit dem Karosserie und Unterboden auf Festigkeit überprüft werden, ergab Erstaunliches: Gut zwei Liter Wasser flossen beim Klopfen aus den Seitenschwellern und der Karosserie. Faustgroße Rostlöcher waren mit Spachtelmasse überdeckt gewesen. Die Beamten des Verkehrsdienstes legen den Kleintransporter umgehend still.
Mehrere Hundert Euro Bußgeld
Sowohl die Halterin wie auch den Fahrer des Fiat - beide sind Altena gemeldet - erwartet ein Bußgeld von etwa 300 bis 500 Euro. Dazu sind Punkte im Zentralregister in Flensburg fällig, wie der Polizeisprecher mitteilte. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hat es immer wieder mit maroden Kleintransportern zu tun. In Mettmann stoppten Beamte vor wenigen Tagen einen 17 Jahre alten, rostigen Kleinlaster mit 28 teilweise gravierenden Mängeln - und angeblich nagelneuer TÜV-Plakette (Mai 2020). Gegen die Halterin wurde deshalb auch gleich Strafverfahren wegen Urkundenfälschung eingeleitet.