Düsseldorf. . Die Gewerkschaft Verdi ruft zu Protest am Freitag auch am Flughafen Düsseldorf auf. Arbeitgeberverband warnt vor “überzogenen Forderungen“.

Mehrere Hundert Flughafen-Beschäftigte wollen an diesem Freitag bundesweit für die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze in der Corona-Krise demonstrieren. In NRW hat die Gewerkschaft Verdi unter anderem am Flughafen Düsseldorf und am Flughafen Köln/Bonn zum "Aktionstag" aufgerufen.

"Wir fordern einen Schutzschirm für die Beschäftigten der Passagier- und Gepäckabfertigung", sagt Marvin Reschinsky, Verdi-Sekretär für den Luftverkehr: 240.000 Beschäftigte privater Dienstleister von Check-in- bis Gepäckabfertigung an Flughäfen seien derzeit in Kurzarbeit. Zudem sieht Verdi die Beschäftigten von einem massiven Stellenabbau bedroht.

Corona-Krise: Schon 400 Jobs am Flughafen Düsseldorf weg

"Alleine am Flughafen Düsseldorf sind bei den drei großen privaten Dienstleistern AHS, Aviapartner und Acciona in der Corona-Krise bereits etwa 400 Jobs weggefallen", sagt Reschinsky: "Als erstes wurden die Verträge mit Leiharbeitsfirmen gekündigt, was eine Bedingung war, um Kurzarbeitergeld für die Belegschaft zu beantragen".

Auch interessant

Etwa 2200 Menschen am Flughafen Düsseldorf sind für private Dienstleister der sogenannten Bodenverkehrsdienste tätig. Das Kurzarbeitergeld sichere ihnen derzeit zwar ihren - oft nicht besonders gut bezahlten - Job, sagt Reschinsky. "Aber es ist ein Skandal, dass Beschäftigte der Passagier- und Gepäckabfertigung wegen der Krise aktuell mit einem Monatseinkommen auskommen müssen, das teils unterhalb von 700 Euro liegt", kritisiert Reschinsky. Die Gewerkschaft Verdi fordert deshalb Hilfe von der Politik und fordert die Unternehmen auf, "Antworten zu finden, wie man die Beschäftigung an den Flughäfen sichern kann".

Verdi fordert "Covid 19"-Tarifvertrag für Flughafen-Beschäftigte

Auch interessant

Um auf ihre Lage aufmerksam zu machen, werden sich am Flughafen Düsseldorf am Freitag ab 14 Uhr etwa 100 Beschäftigte im Bereich zwischen den Terminals B und C zum Protest versammeln - neben Bannern sollen sie mit aufgespannte Regenschirmen für einen staatlichen "Schutzschirm" demonstrieren. "Wir haben mehr Anmeldungen, aber wegen der Corona-Vorgaben, ist die Teilnehmerzahl begrenzt", erklärt Reschinsky.

Daneben hat die Gewerkschaft Verdi den Arbeitgeberverband der Bodenabfertigungsdienstleister (ABL) aufgefordert, einen "Covid-19-Tarifvertrag" zu verhandeln. Zum Beispiel, damit Beschäftigte privater Unternehmen denen der Flughafenbetreiber möglichst gleichgestellt sind: So stockt der Flughafen Düsseldorf das Kurzarbeitergeld seiner 2300 Beschäftigten in den Bereichen Security, Groundhandling- und Fracht) auf 90 Prozent ihrer regulären Bezüge auf, erklärte ein Flughafensprecher auf Nachfrage.

Auch interessant

Der ABL lehnt solche Verhandlungen jedoch ab: "Sowohl die Beschäftigten als auch die Unternehmen haben massive Einnahmeverluste", sagte der ABL-Vorsitzende Thomas Richter am Donnerstag. Betroffene Dienstleister hätten "mittlerweile ihre Rücklagen verbraucht und schreiben dramatische Verluste". Das Kurzarbeitergeld zusätzlich aufzustocken, "würde diese völlig überfordern".

Betriebsbedingte Kündigungen bei Lufthansa in Düsseldorf und Köln/Bonn

Was Verdi zudem verärgert: Trotz des Milliarden-Rettungspakets des Bundes hat die Lufthansa jetzt verkundet, ihre beiden Flughafenstationen an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn zu schließen. Das haben zwar schon vor Corona im Raum gestanden, heißt es bei Verdi. Die Lufthansa habe aber nun den vereinbarten Sozialplan dazu aufgekündigt. "Nun drohen betriebsbedingte Kündigungen. Betroffen seien an beiden Flughäfen insgesamt etwa 200 Lufthansa-Mitarbeiter, die für Passagierabfertigung, Boarding oder Ticketing zuständig sind.

Auch interessant

Am Flughafen Düsseldorf deutet sich unterdessen eine leichte Besserung an. Mit den Ferien erwartet der Flughafen, dass die Zahl der An- und Abflüge auf bis zu 300 am Tag steigen könnte (zum Vergleich: am Donnerstag standen 74 Starts- und Landungen im Flugplan). Das wäre aber höchstens ein Drittel dessen, was vor Corona in Düsseldorf flog.

"Bis sich die Branche wieder von dieser Corona-Krise erholt, rechnen wir aktuell mit einem Zeitraum von mindestens zwei bis drei Jahren", heißt es unterdessen beim Verband der Bodenabfertigungs-Dienstleister. Der Flughafen selbst sieht die Lage seiner Beschäftigten vorerst bis Ende 2020 als gesichert an. Kurzarbeit wurde vom 1. April an bis zum 31. Dezember angemeldet. Insgesamt kann sie laut der Arbeitsagentur NRW für 12 Monate beantragt werden.

>>>Info: 16.000 "Aufstocker" mit Kurzarbeitergeld in NRW

Die Höhe des Kurzarbeitergeldes richtet sich danach, wie hoch der finanzielle Verlust nach der Zahlung von Steuern für Arbeitnehmer ist. Grundsätzlich werden 60 Prozent des ausgefallenen Nettoentgelts bezahlt. Leben Kinder in einem Haushalt, sind es 67 Prozent. Es erhöht sich je nach Bezugsdauer, teilte die Arbeitsagentur mit: ab dem 4. Bezugsmonat steigt es auf 70 bzw. 77 Prozent des ausgefallenen Nettoentgelts, ab dem 7. Bezugsmonat beträgt es 80 bzw. 87 Prozent.

Laut der Regionaldirektion für Arbeit gab es in den Monaten März, April und Mai insgesamt 16.071 Arbeitnehmer, bei denen das Kurzarbeitergeld geringer als die Grundsicherung ist und die deshalb beim Jobcenter als "Aufstocker" betreut werden, sagte ein Sprecher der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit auf Nachfrage. (dae)