Am Niederrhein. RVR kündigt an: Im Frühjahr 2021 sollen Ranger dazu beitragen, dass NRWs bislang einziges Seeadler-Paar bei der Brut nicht gestört wird.

Eigentlich sollten die Jungvögel jetzt, also Anfang Mai, schlüpfen. Aber: Nach Störungen durch Menschen bleiben die Seeadler auf der Bislicher Insel dieses Jahr wohl ohne Nachwuchs. Regionalverband Ruhr (RVR) und Experten beim Landesumweltamt hoffen, dass NRWs bislang einziges bekanntes Seeadler-Brutpaar dem Standort im Kreis Wesel treu bleibt.

Thomas Kämmerling, Leiter des RVR-Eigenbetriebs "Ruhr Grün", sieht gute Anzeichen dafür und zeigte sich an diesem Donnerstag (7. Mai 2020) im Gespräch mit der Redaktion zuversichtlich. "Wir als RVR haben unsere Lehren aus der Entwicklung in diesem Jahr gezogen", versicherte Kämmerling.

Tiere sind in der Phase der Eiablage sehr sensibel

Er kündigte an, dass man im nächsten Jahr verstärkt Ranger in dem Bereich einsetzen werde, die dafür sorgen sollen, dass Besucher des Naturschutzgebietes Rücksicht auf die streng geschützten Vögel nehmen. "Die Adler sind in der Phase der Eiablage im März sehr sensibel", sagte Kämmerling.

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Die Entwicklung in diesem Jahr bezeichnete der "Ruhr-Grün"-Chef als tragisch. Erst war die Pappel in den See gerutscht, auf dem die Adler drei Jahre erfolgreich gebrütet und immer jeweils zwei Jungtiere großgezogen hatten. Die Elternvögel hatten einen zweiten Horst gebaut, aber zu nah am Weg. Hundehalter ließen dort ihre Vierbeiner apportieren, Fotografen belagerten die Stelle.

Adlerpaar baute dritten Horst

Ein von den Adlern daraufhin errichteter dritter Horst ist deutlich besser gelegen, kaum einsehbar - bislang gibt es aber keine Anzeichen für eine Brut. Kämmerling hat noch einen Rest Hoffnung. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Adler in 2020 ohne Nachwuchs bleiben, beziffert er allerdings auf "95%".

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Irgendwann ist es einfach zu spät im Jahr", meinte Michael Jöbges, Vogelschutz-Experte beim Landesumweltamt, im Gespräch mit der Redaktion. Er betonte die Standortqualiitäten der Bislicher Insel, wo die Vögel ganzjährig Futter fänden. Wichtig seien aber eben auch störungsfreie Brutplätze.

Immer wieder Sichtungen einzelner Seeadler

Nachdem sich die Bestände in Niedersachsen und in den benachbarten Niederlanden gut entwickeln, sieht Jöbges reelle Chancen, dass sich weitere Seeadler in NRW ansiedeln. Am Niederrhein wie auch in der Rheinschiene und in den Weserauen bei Minden sieht der Experte vom Landesumweltamt Potenzial.

Schon jetzt würden immer mal wieder einzelne, meist noch nicht geschlechtsreife Vögel gesichtet, die mögliche Reviere inspizieren. "Bis sich Seeadler wirklich niederlassen, kann es schon mal fünf oder sechs Jahre dauern", meinte Jöbges.