An Rhein und Ruhr. Am 6. Juni wollte unsere Autorin heiraten. Alles war geplant und dann kam Corona. Jetzt ist die Feier auf Oktober verschoben – vielleicht.

Der Plan war eigentlich ganz einfach: am 6. Juni 2019 die standesamtliche Hochzeit im kleineren Kreis, am 6. Juni 2020 die kirchliche Trauung mit anschließender großer Feier. Teil eins klappte wunderbar, Teil zwei war auch schon gut vorbereitet. Die Kirche war gebucht, die Location gesichert, Caterer, Fotograf, DJ, Saxophonist, Floristin und Stylistin hatten zugesagt. Die Save-the-Date-Karten an 130 Gäste hatten wir schon im Herbst versandt, Brautkleid und Anzug sind ebenfalls gekauft. Auch der Polterabend, der zwei Wochen vorher stattfinden sollte, war durchgeplant.

Kurz: Alles stand und dann kam die Corona-Krise. Schon seit einiger Zeit ist meinem Mann und mir wie ganz vielen anderen Brautpaaren klar, dass gemeinsam feiern, tanzen, essen und sich umarmen in diesem Frühling eigentlich unmöglich ist.

Wie ist das Gefühl bei den Gästen?

Hochzeiten im April und Mai sind komplett abgesagt, der Juni ist ebenso kritisch und auch für Feiern im Juli und August sieht es nicht gut aus. Erlaubt ist derzeit nur die standesamtliche Trauung mit zwei Trauzeugen. Und selbst wenn im Juni wieder größere Feiern erlaubt sind: Ist das Gefühl bei allen Gästen so gut, dass sie ohne Unsicherheit und mit Vorfreude kommen würden? Fühlen wir alle uns überhaupt schon wieder wohl in so großen Gruppen? Haben wir viele Gäste aus der Risikogruppe, sind einige womöglich sogar erkrankt und könnten gar nicht teilnehmen? Und hat eine Hochzeit in einer solchen Ausnahmezeit, in der viele krank sind oder um ihren Job und ihre Existenz bangen, überhaupt für uns Priorität?

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Wir merkten: Es ist Zeit für einen Plan B. Anfang Oktober wollen wir den nächsten Versuch starten. Die Skeptiker sagen, dass dann immer noch keine großen Veranstaltungen stattfinden. Die Optimisten meinen, dass das Schlimmste dann überstanden ist. Wir wissen es nicht, würden aber ungerne um ein ganzes Jahr verschieben.

Alle Dienstleister zeigen sich kulant

Viele Anrufe später wissen wir, dass wir sehr viel Glück mit den von uns beauftragten Dienstleistern haben. Obwohl zahlreiche Caterer, Fotografen, Floristen und Friseure gerade vor der Insolvenz stehen, sind alle sehr bemüht, beim Umplanen zu helfen, neue Termine möglich zu machen und Kulanz zu zeigen.

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„Ich bekomme jeden Tag Dutzende Anrufe von Menschen, die Hochzeiten, runde Geburtstage oder andere große Veranstaltungen verschieben möchten“, erzählt mir der Chef des Eventservices, der auf unserer Feier nicht nur das Essen liefern soll, sondern auch für den Zeltaufbau, die Bestuhlung, die Bar und Bedienung zuständig ist. Dass wir zuhause auf dem Hof meiner Eltern feiern wollen, hat sich mittlerweile als großer Vorteil herausgestellt. So fällt immerhin der Anruf bei der Location weg.

Das Verschieben, so der Caterer, sei trotzdem schwierig, weil im Herbst auch vor Corona schon viele Feiern gebucht gewesen seien. Wir finden aber einen Termin und kommen auch finanziell schnell überein: Ein Stornoanteil wird im Juni fällig, er wird uns aber angerechnet, wenn die Hochzeit dann tatsächlich über die Bühne gegangen ist. Eine sehr faire Lösung, wenn man bedenkt, dass diese Unternehmen ansonsten in diesem Frühling gar keine Einnahmen haben.

Abwarten, ob der neue Termin klappen kann

„Wir finden einen neuen Termin, wo wir alles abstecken und schauen, was noch geändert werden muss“, sagt auch die Anprobeleiterin im Brautstudio, wo mein Kleid schon seit einigen Wochen fertig geschneidert hängt und auf die letzte Anprobe wartet. Und: „Keine Sorge, ich schiebe dich irgendwie im Oktober in den Kalender“, sagt die Stylistin, die mir an diesem Tag die Haare und das Make-Up zaubern soll und die eigentlich das ganze Jahr ausgebucht war.

Wir sind ein bisschen erleichtert, weil wir mit allen Lösungen finden. Nun auf der Liste für die kommenden Wochen: Abwarten wie sich die Lage entwickelt, was die Politik entscheidet, aufs Bauchgefühl hören und dann alle Gäste anrufen, den 6. Juni höchstwahrscheinlich endgültig absagen und neue Save-the-Date-Karten für Oktober verschicken. Ob’s dann klappt? Vielleicht.