An Rhein und Ruhr. Die Zeit um Ostern ist für die Zoos eigentlich Hochsaison. Doch weil sie wegen Corona schließen mussten, drohen erhebliche finanzielle Verluste.
Für den Grünen Zoo in Wuppertal hätte es ein Frühjahr nach Maß werden können – eigentlich. Mit der Geburt des kleinen Rüsselträgers „Tsavo“ bescherte Elefantenkuh „Sweni“ dem Tierpark Anfang März einen neuen Publikumsliebling. Und mit der Freiflugvoliere „Aralandia“, der größten Investition seit Jahren, wollte der Zoo seinen Gästen eine neue Attraktion präsentieren - dann kam Corona. Beim Tierpark schätzt man ganz grob, dass die angeordnete Schließung in März und April für Einnahmeverluste von einer Million Euro sorgen wird. „Wenn das Wetter passt, hat man an einem normalen Samstag oder Sonntag im April leicht 10.000 Besucher und mehr“, sagt Andreas Haeser-Kalthoff vom Wuppertaler Zoo. Für die Mindereinnahmen des Tierparks (nicht von eigenständigen Unternehmen wie der Zoo-Gastronomie) wird die Stadt einspringen müssen. Sollte die Schließung länger andauern, bis in den Mai mit seinen Feiertagen und Pfingsten, wird das Einnahmeminus noch größer.
Die Einweihung von „Aralandia“ ist auf unbestimmte Zeit verschoben
Doch daran denkt man beim Wuppertaler Tierpark derzeit nicht. Man ist stattdessen fokussiert auf die Gesundheit der Mitarbeiter, die möglichst nicht durch eine Infektion oder Quarantäne ausfallen sollen. „An der Gesundheit der Mitarbeiter hängt die Pflege der Tiere“, sagt Haeser-Kalthoff. Um das Ansteckungsrisiko zu reduzieren, habe man ein Drei-Schichten-System eingeführt, bei dem „sich die Pfleger nicht begegnen“. Die Stimmung in der Belegschaft beschreibt Haeser-Kalthoff so: „Wir laufen hier nicht alle mit hängenden Köpfen herum.“
Lieber hätte man aber jetzt Erfolge gefeiert wie die Fertigstellung der neuen, 6,4 Millionen Euro teuren Voliere für u. a. Papageien und Flamingos. Die für den vergangenen Montag geplante Einweihung von „Aralandia“ ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Auf der Homepage des Tierparks sind Aufnahmen eines Drohnenflugs über „Aralandia“ zu sehen - ebenso Überflugaufnahmen vom Elefantengelände. „Von solchen Drohnenflügen wird es in nächster Zeit noch weitere geben“, kündigt Haeser-Kalthoff an.
Ein geregelter Tagesablauf ist für die Tiere wichtig
Für die Zoo-Tiere ändert sich durch Corona erst einmal nichts. Die Zoos setzen alles daran, den Betrieb normal weiterführen zu können. „Es ist wichtig, dass die Tiere ihren geregelten Tagesablauf, ihr Futter und auch ihre gewohnte, artgerechte Beschäftigung bekommen“, erklärt Christian Schreiner, Sprecher des Zoos in Duisburg. Dessen Besucher kommen als erstes an den Giraffen vorbei und werden oft von Giraffenbulle Kiringo in Augenschein genommen. „Kiringo schaut jetzt unseren Mitarbeitern lange hinterher“, so Schreiner. Aber sonst sei die Situation den Tieren egal. Im Gegensatz zur Zoo-Chefin Astrid Stewin. Denn auch der Zoo Duisburg rechnet mit deutlichen Mindereinnahmen. Doch das wichtigste ist auch für sie derzeit, dass die Mitarbeiter gesund bleiben. Stewin dankt den Mitarbeitern „für den unermüdlichen Einsatz. Wir können uns glücklich schätzen, solche Menschen in unseren Reihen zu wissen“, sagt sie.
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Seit zwei Wochen läuft in Duisburg die Aktion „Futterhelden“. Wer mag, kann zwischen 25 und 200 Euro Geld für das Futter eines Tieres spenden. Bisher hätten 100 Menschen mitgemacht. Daneben laufen auch die Tierpatenschaften weiter, aber auch kleinere Geldspenden sind möglich.
Auch der Zoo Dortmund freut sich über die Hilfsbereitschaft von Tierfreunden. Laut dem Zoo ist eine Patenschaft der beste Weg zu helfen und es wird garantiert, dass der gesamte Betrag ausschließlich für Futterkosten verwendet wird.
Zweiter Tiefschlag für den Zoo Krefeld
Die Zoos sind auf die Einnahmen der Gäste angewiesen. Da diese nun wegfallen und davon auszugehen ist, dass viele Städte aufgrund der Corona-Pandemie in finanzielle Schieflage geraten, bittet der Verband der Zoologischen Gärten die Bundesregierung um eine Soforthilfe von 100 Millionen Euro. Viele Zoo-Tiere gehörten zu bedrohten Arten und seien Bestandteil internationaler Erhaltungszuchtprogramme. „Ein möglicher Verlust dieses Tierbestandes wäre ein herber Rückschlag für unseren Kampf um den Erhalt der Biodiversität“, sagt VdZ-Präsident Jörg Junhold.
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Für den Zoo Krefeld ist es der „zweite Tiefschlag“ in diesem Jahr nach dem verheerenden Brand in der Silvesternacht, bei dem das Affenhaus völlig zerstört wurde und mehr als 50 Tiere starben. 1,6 Millionen Euro an Spendengelder sind bislang für den Wiederaufbau des Affenhauses eingegangen. Geld, das zweckgebunden ist und jetzt für den normalen Betrieb nicht genutzt werden kann. „Es ist schwer den Menschen zu erklären, warum wir schon wieder Spenden brauchen. Aber der Zoo hat keine Rücklagen“, sagt Sprecherin Petra Schwimm. Eine gute Nachricht kann sie aber dennoch verkünden: „Den beiden Schimpansen, die das Feuer überlebt haben, geht es wieder sehr gut, gesundheitlich und auch seelisch.“ Der Abriss der Oberkonstruktion des zerstörten Affenhauses ist fast abgeschlossen. Wenn der Zoo wieder öffnen darf, „können die Besucher auch wieder zu den Gorillas“, sagt Petra Schwimm. Bis dahin renoviert der Zoo Krefeld. Der Kinder-Spielplatz bekommt eine Generalüberholung, an der Pelikan-Lagune wird gearbeitet und im Forscherhaus-Garten entsteht aus Natursteinen eine Trockenmauer für Wildbienen und andere Insekten.
Die Präsentation in den Sozialen Netzwerken muss einstweilen reichen
Der Allwetterzoo in Münster hätte seinen Besuchern gerne das junge Trampeltier live vorgestellt, das diese Woche zur Welt gekommen ist. Auch der Nachwuchs bei den Bongos ist noch ganz frisch. In Corona-Zeiten müssen Präsentationen in den Sozialen Netzwerken einstweilen reichen. Das digitale Angebot will der Allwetterzoo kurzfristig ausbauen. „Da wird sich in den nächsten Tagen etwas tun“, kündigt Sprecher Sebastian Rohling an. Üblicherweise sind an schönen Wochenendtagen im April zwischen 10.000 und 13.000 Besuchern auf dem Gelände unterwegs. Der Allwetterzoo führt Gespräche mit der Stadt über die Mindereinnahmen. Zudem plant er einen Generalumbau, dafür hat er einen „Masterplan 2030+“. Die Arbeiten sollen Ende des Jahres richtig beginnen. Ob sich die Corona-Krise auf den Zeitplan auswirkt, ist nicht absehbar. (mit dpa)
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