An Rhein und Ruhr. Im Schnitt haben falsche Polizisten in weniger als 4% der Fälle Erfolg. Wenn die Betrüger allerdings Beute machen, ist der Schaden meistens groß.
Immer wieder geben sich Betrüger als Polizisten aus und versuchen, arglose Senioren um deren Erspartes zu bringen. Die intensive Aufklärungsarbeit der echten Polizei über diese Masche zeigt in Nordrhein-Westfalen aber offenbar Wirkung: 96,4% der im Jahr 2019 bekanntgewordenen Taten blieben im Versuch stecken, berichtete ein Sprecher des Landeskriminalamtes an diesem Samstag (21. März 2020) auf Nachfrage der Redaktion. Im Erfolgsfall jedoch erbeuten die Täter immer wieder hohe Summen.
Zum Phänomen „Falsche Amtsträger“ weist die NRW-Kriminalstatistik fürs vergangene Jahr eine Gesamtschadenssumme aus von 13.172.612 Euro. Die Summe speist sich aus nur einigen Hundert vollendeten Taten. In einem einzelnen Fall lag die Beute bei 800.000 Euro. Insgesamt wurden der Polizei in NRW im vergangenen Jahr 24.086 Betrugsfälle dieser Masche bekannt, darunter aber eben 23.214 Versuche. Der LKA-Sprecher wies daraufhin, dass vermutlich längst nicht jeder Fall der Polizei gemeldet wird. Die Zahlen zu den falschen Amtsträgern wurden 2019 erstmals in der Kriminalstatistik für NRW erfasst. Ein Vergleich zu bisher veröffentlichten Fallzahlen der Vorjahre sei aufgrund unterschiedlicher Erfassungsweisen nicht möglich, hieß es.
Anrufe kommen meist von Callcentern in der Türkei
Hinter der Betrugsmasche stecken in der Regel gut organisierte Banden, die streng arbeitsteilig vorgehen. Zumeist von Callcentern in der Türkei aus versuchen die Täter, Kontakt mit ihren Opfern aufzunehmen. Die Anrufer - auch „Keiler“ genannt“ - geben sich den Senioren gegenüber als Polizisten aus und behaupten, dass diese Geld und Wertgegenstände in Verwahrung geben müssten, weil z. B. im Wohnviertel Einbrecher unterwegs seien. Logistiker organisieren die Entgegennahme der Beute durch Abholer. Die Drahtzieher halten sich nach Erkenntnissen der Ermittler meist in der Türkei auf.
In den vergangenen Wochen und Monaten konnten Polizei und Justiz mehrere Erfolge gegen solche Betrüger vermelden. Im niedersächsischen Brake wurden Anfang März zwei Männer festgenommen, die zu einer Bande gehören soll, die einen 72-jährigen Wuppertaler um 66.000 Euro betrogen hat. Das Düsseldorfer Landgericht schickte ebenfalls Anfang März den Logistiker einer Betrügerbande für sechs Jahre in Haft. Und im Februar gab es in Deutschland und in der Türkei eine Razzia gegen eine Tätergruppe, in NRW wurden 22 Wohnungen durchsucht und drei Personen festgenommen.
Verdeckte Maßnahmen gegen gutorganisierte Banden
Ermittlungen gegen falsche Polizisten sind häufig ebenso aufwändig wie zeitintensiv. 2019 konnte die Polizei in NRW 161 Fälle aufklären und 119 Tatverdächtige ermitteln. Beim Landeskriminalamt gibt es Oktober 2018 eine eigene Ermittlungskommission zum Phänomen „Falsche Amtsträger“ (EK Nakit). Diese arbeite eng mit Dienststellen in Land und Bund zusammen, sagte der LKA-Sprecher. Ermittlungsergebnisse der EK Nakit hätten zum Beispiel jetzt im März die Verurteilung des Logistikers durch das Landgericht Düsseldorf möglich gemacht.
Behördenübergreifende Zusammenarbeit „auch über Ländergrenzen hinweg“ gilt als ein Erfolgsbaustein im Kampf gegen falsche Polizisten. Zu konkreten Ermittlungsansätzen äußerte sich der LKA-Sprecher nicht. Er wies aber daraufhin, dass der echten Polizei gegen solche Tätergruppen eine Reihe von verdeckten Maßnahmen zur Verfügung stehe. Dabei kann es sich zum Beispiel um Observationen oder Telefonüberwachung handeln.