Im Ruhrgebiet. Schadensfälle in Kemnade, Vonderort und Mattlerbusch lasten auf der Bilanz der Bäder mit RVR-Beteiligung. Insgesamt 1,7 Millionen Besucher kamen.

Das abgebrannte Gradierwerk mit der dahingerafften Sauna in Mattlerbusch, kapitale Schäden an Solebecken in Vonderort und Kemnade – „2019 war ein schwieriges Jahr, ganz schwierig“, sagt Jürgen Hecht, Geschäftsführer der Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr (FMR), auf Nachfrage der Redaktion (25. Februar 2020). Das spiegelt sich auch in den Besucherzahlen der Bäder, an denen der Regionalverband Ruhr (RVR) beteiligt ist.

Exakt 1.713.913 Gäste werden für 2019 aus den sieben Einrichtungen gemeldet, ein Minus von satten 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch ein Faktor spielt laut Hecht mit: Der Sommer war nicht doll. Nicht einzelne heiße Tage, sondern erst eine Hitzeperiode treibt die Leute nachhaltig in die Freibäder. Die aber hat gefehlt.

Gradierwerk in Mattlerbusch wird wiederaufgebaut

Allein die Havarie in Kemnade könnte die Jahresbilanz bis zu 35.000 Besucher gekostet haben: „Da war ein ganzer Badbereich ausgefallen, über Monate“, klagte Hecht. Dass im Dezember, nach nur einem halben Jahr, Ersatz bereitstand, sei eine echte Teamleistung gewesen. Auch an den andern beiden Havarien wird gearbeitet, beziehungsweise nach einer Lösung gesucht.

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In Mattlerbusch erfolgt an diesem Mittwoch der Spatenstich für das neue Gradierwerk, auch die Sauna wird wieder aufgebaut. Mitte oder Ende Mai könnte alles fertig sein (Kosten: 450.000 Euro). In Vonderort tagt Ende dieser Woche eine Steuerungsgruppe aus Fachleuten und Politik und denkt ausdrücklich auch über Alternativen zu einer teuren und langwierigen Wiederherstellung des kaputten Solebeckens nach. Die Reparaturkosten liegen Schätzungen zufolge bei mindestens 700.000 Euro (plus Einnahmeausfall).

Saniertes Freibad Vonderort zieht viele Gäste an

Bei allen Schwierigkeiten: Die 2019-Bilanz zeigt auch Licht. Im Sommer war das Freibad Vonderort nach 2,5 Millionen Euro teurer Generalsanierung wiedereröffnet worden. Die fast 28.600 Besucher dort knüpfen an alte Zeiten an. Vor den letzten beiden Jahren vor der Sanierung waren es lediglich 16.000 und 17.000 gewesen.

„Die Bäder sind nach wie vor Publikumsmagnete“: Jürgen Hecht, Geschäftsführer der Freizeitgellschaft Metropole Ruhr
„Die Bäder sind nach wie vor Publikumsmagnete“: Jürgen Hecht, Geschäftsführer der Freizeitgellschaft Metropole Ruhr © Funke | Lars Heidrich

Das ist eines der Grundprobleme der Bäder – und der Revierparks überhaupt: „Die Einrichtungen sind 40, 50 Jahre alt“, sagt Jürgen Hecht. Die FMR will sie auf den Stand der Zeit bringen, Sonderinvestitionen von 1,2 Millionen Euro fließen in diesem Jahr. Dabei geht es nicht um Großprojekte, sondern an verschiedenen Standorten auch um kleinere Maßnahmen wie zum Beispiel neue Umkleiden oder energetische Sanierungen.

Bäderdichte ist im Ruhrgebiet dreimal so hoch wie anderswo

FMR-Chef Hecht betont: Besucherrückgänge beträfen die komplette Bäderlandschaft, nicht nur die RVR-Einrichtungen. Konkurrenz komme zum Beispiel von Fitnessstudios, insgesamt hätten viele Leute weniger Zeit. Hinzukomme, dass die Schwimmbaddichte im Ruhrgebiet drei Mal so hoch sei wie in anderen Ballungsräume, sich Bäder also gegenseitig Konkurrenz machten.

Die Bäder mit RVR-Beteiligung seien nach wie vor „Publikumsmagnete“, stellte Hecht ausdrücklich fest. Die Gesamtzahl von 1,7 Millionen Besuchern zeuge davon. Ob werktags nach 17 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen, während der Ferien: „Wenn die Leute Zeit haben, sind unsere Bäder voll.“

Die Einrichtungen im Überblick:

- Für Kemnade (Witten/Bochum) werden 335.313 Besucher gemeldet, 12,9 Prozent weniger als in 2018. Den Bereich Badespaß dort besuchten 166.677 Personen und die Sauna 168.636.

- In Mattlerbusch (Duisburg) wurden 264.662 Besucher gezählt, 5,7 Prozent weniger als in 2018. Die Niederrhein-Therme dort hatte 211.766 Gäste, das Wellenbad 52.896.

- In Nienhausen (Gelsenkirchen/Essen) lag der Rückgang bei 10,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, 177.227 Besucher fanden den Weg dorthin. Sie teilen sich auch in 143.624 Gäste im Activarium und 33.603 im Freibad.

- Für Vonderort (Oberhausen/Bottrop) werden 190.382 Besucher gemeldet, 8,2 Prozent weniger als in 2018. Das Freibad zählte 28.593 Gäste, die Sauna 96.792 und das Solbad bis zur Havarie 64.997.

- In Gysenberg (Herne) wurden 344.527 Besucher gezählt, 4 Prozent weniger als in 2018. Sie verteilten sich auf den Bereich Lago mit 310.079 sowie den Bereich Sun & Waves mit 34.448 ´ästen.

- In Wischlingen (Dortmund) waren es 319.323 Besucher, 4,9 Prozent weniger als im Vorjahr. 201.773 von ihnen nutzten das Allwetterbad, 117.550 die Sauna.

- Das Strandbad im Freizeitzentrum Xanten zählte 82.479 Gäste, 40,6 Prozent weniger als im Vorjahr.