An Rhein und Ruhr. Im Ruhrgebiet sind mehrere neue Bäder geplant. Die Freizeitgesellschaft des Regionalverbandes Ruhr wirbt um Abstimmung und Kooperation.

Mit Sorge verfolgt man beim Regionalverband Ruhr (RVR) Diskussionen über neue, womöglich zusätzliche Schwimmbäder in der Region. Schon jetzt gebe „es im Bädermarkt in der Metropole Ruhr einen ruinösen Wettbewerb mit meist hohen Defiziten, die von den Kommunen mitgetragen werden müssen“, heißt es in einer Einschätzung der RVR-Tochter Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr (FMR), in der die Badbeteiligungen des Verbandes gebündelt sind.

Bei der FMR will man falsch nicht verstanden werden. In dem Bericht an die Fachpolitiker im RVR wird ausdrücklich betont, dass man nicht dafür plädiere, dass in der Region keine neuen Schwimmbäder gebaut werden. Nur wenn, dann solle es sich um abgestimmte Vorhaben handeln - so die dringende Bitte. Gleich mehrere Badprojekte und -Ideen lassen die Leute von der FMR aufhorchen.

So sieht die Bäder-Situation in den Städten aus

  • In Duisburg scheint mit einem Bewerber wieder Schwung in die Planung fürs XXL-Bad zu kommen. Zwei Stadtteilbäder sollen dafür geschlossen werden. Das 25-Mio-Projekt soll auf Wunsch der Stadt über ein Becken für den Schul- und Vereinssport verfügen sowie ein weiteres für den Publikumsbetrieb. Die Pläne sehen auch einen Rutschenpark (10 bis 13 Meter hoch, 139 Meter lange Röhren vor) – was aus FMR-Sicht zu „enormen Besucherrückrückgängen“ im Wellenbad der Niederrhein-Therme im Norden der Stadt führen würde. Negative Folgen für die Therme fürchtet die FMR auch, falls der private XXL-Betreiber später noch eine Sauna hinzubauen würde. Aktuell werde nach einer neuen Verwendung für den Wellenbad-Bereich der Therme gesucht, die Überlegungen gingen in Richtung ambulante Reha.
  • In Oberhausen wurden in den zurückliegenden warmen Sommerwochen Rufe nach dem Bau eines weiteren Freibades laut. Die FMR erinnert daran, dass sie erst Mitte Juni dieses Jahres das renovierte Freibad mit Spraypark im Revierpark Vonderort in Betrieb genommen hatte. Im Normalbetrieb sei dieses Bad auch nur normalgefüllt „und damit leider auch defizitär“. Konkurrenz durch ein weiteres Freibad würde laut FMR einen Rückgang der Besucherzahlen zwischen 20 und 50% bedeuten und damit auch ein entsprechend größeres Defizit.
  • In Gelsenkirchen wird ein großes Freibad geplant als Ersatz für das bestehende Sportparadies, ebenso gibt es Pläne für ein Schul- und Sportbad als Ersatz für das alte Zentralbad. Beide Vorhaben sollen nur wenige Kilometer entfernt im Revierpark Nienhausen realisiert werden. Die FMR fürchtet um den Erhalt des Bades dort – zumal das neue Gelsenkirchener Freizeitbad laut einer Studie auch über eine Sauna für jährlich 90.000 Gäste führen soll. Bei der Stadt habe man bislang vergeblich darum geworben, dass die Bäder auf dem Gelände des Revierparks in Kombination mit der bestehenden Einrichtung realisiert werden.
  • In Bochum wird der Bau eines neues Freizeitkombibades diskutiert. Sollte es im Umkreis von weniger als 30 Fahrminuten des Freizeitbades Heveney realisiert werden, fürchtet die FMR dort deutliche Besucherrückgänge und weiteren Preisdruck. Möglicherweise müsse der Badstandort infrage gestellt werden, heißt es.
  • In Dortmund wird im Revierpark Wischlingen ab dem Jahr 2021 ein Sport- und Vereinsbad als Ersatz für ein benachbartes Stadtteilbad gebaut. Die FMR sieht das positives Beispiel. Das Bad werde das bestehende Schwimmangebot in Wischlingen aufwerten, die Sauna- und Soleanlage werde profitieren. Für das benachbarte Freizeitbad in Kemnade werden keine schlimmen Folgen befürchtet.

Appell: Gemeinsam „Leuchtturmprojekte realisieren

Grundsätzlich gelte: Die Bäderlandschaft in der Region sei sehr dicht und mit mehr als 90 Trägern ziemlich splittert. Im Ruhrgebiet komme rein rechnerisch auf 30.000 Einwohner ein Bad. In Berlin oder Hamburg hingegen seien es 60.000 Einwohner – und das bei nur jeweils einem Träger und entsprechend geringeren Verwaltungskosten. Viele Bäder stammten noch aus den 70-er und 80-er Jahren und müssten in nächster Zeit komplett saniert oder gar neugebaut werden.

RVR will Zuschüsse erhöhen

Der Regionalverband Ruhr (RVR) will seine Zuschüsse für seine Bäder in den Revierparks erhöhen - ganz wichtig: Damit sollen vor allem Investitionen gefördert werden. Die Technik soll auf den neuesten Stand gebracht werden, Energiekosten sollen sinken. Angedacht sind 200.000 Euro pro Park zusätzlich. Entschieden werden soll in den Beratungen für den Doppelhaushalt 2020/2021. (dum)

Die FMR regt an, Neubauten in Zentrumsrandlagen anzusiedeln – zum Beispiel eben in den Revierparks, und das dann auch als Ersatz oder in Ergänzung bestehender Anlagen, nicht als zusätzlicher Neubau. Ausdrücklich heißt es in dem Bericht an die RVR-Politiker: Unter dem Dach der Freizeitgesellschaft könnten RVR und Kommunen „gemeinsame Leuchtturmprojekte“ realisieren für jeweils 800.000 bis eine Million Einwohner mit allerlei Becken und Wellnessanlagen – „und das bei einem Tagespreis von weniger als 25 Euro“.