Hamminkeln. Wolfgang Brunner lebt und schreibt am Niederrhein. Richtig angefangen hat seine Schriftstellerkarriere in München – auf dem Weg zum Zahnarzt.

Unzählige Bücher füllen die meterhohen Regale, im Hintergrund läuft leise Klaviermusik. Hier lässt es sich aushalten, besonders wenn es dann auch noch Milchkaffee gibt. Serviert in einer Star Wars-Tasse, abgestellt auf einem Harry Potter-Untersetzer. Ohne Bücher geht’s bei Wolfgang Brunner einfach nicht. Wir haben uns mit dem 55-jährigen Autor einmal in seinem Wohnzimmer getroffen, um mit ihm über kuriose Begegnungen auf dem Weg zum Zahnarzt, schieflaufende Genexperimente und zukünftige Produktionen von Netflix zu sprechen.

Bei Ihnen im Wohnzimmer sieht’s ja aus wie in einer Bibliothek. Wie wichtig ist das Lesen für Ihr eigenes Schreiben?

Absolut wichtig. Einige Bücher hier habe ich seit ich zwölf Jahre alt bin und täglich kommen neue hinzu. Ohne das Lesen würde meine Arbeit gar nicht funktionieren, denn durch das Lesen beschäftigt man sich erst mit der Sprache. Ich schreibe ja nicht nur Romane, sondern zum Beispiel auch Booklets für DVDs oder Blue Rays. Dafür brauche ich verschiedene Schreibstile und die eigne ich mir erst durchs Lesen an.

Auf Ihrer Homepage schreiben Sie, dass Sie im Jahr 1989 einen Ihrer Lieblingsautoren auf der Straße getroffen haben. Wie spricht man denn bitte Michael Ende an?

Ich habe Michael Ende schon immer verehrt. Damals hat er in München gewohnt, genauso wie ich. Als ich eines Tages auf dem Weg zum Zahnarzt war, bin ich ihm auf der Straße begegnet. Mir war sofort klar, dass ich die Chance nutzen musste. So eine Möglichkeit bekommt man ja nie wieder. Ich bin ihm dann hinterher gelaufen und habe gesehen, wie er in ein Haus gegangen ist. Auf dem Klingelschild stand M.E. und dort habe ich einfach geklingelt. Er hat sofort die Tür geöffnet und war super nett. Ich habe ihn dann gefragt, ob ich ihm ein paar Gedichte und den Anfang eines Romans von mir geben kann. Er hat zugestimmt und einen Tag später habe ich die Texte in seinen Briefkasten geworfen.

Er hat Ihnen später mit einem handgeschriebenen Brief geantwortet. Was stand darin?

Er hat mir tolle Tipps gegeben. Unter anderem, dass ich mich mit der Sprache und der Literatur beschäftigen soll. Daraufhin habe ich mich auch an philosophische Texte herangetraut. Das hat mir wirklich den Weg zum Autorensein bereitet. Außerdem hat er mir mitgegeben, dass in der Literaturwelt ein rauer Wind herrscht und man sich durchsetzen muss.

Dennoch hat es bis 2007 gedauert, dass Sie mit „Cryptanus – Der Geruch des Todes“ Ihr erstes Buch veröffentlicht haben. Was war der ausschlaggebende Grund dafür?

Ich bin gelernter Bürokaufmann, habe aber vor allem als Versicherungskaufmann gearbeitet und immer nur nebenher geschrieben. Erst als ich arbeitslos wurde, hatte ich auf einmal Zeit. Natürlich habe ich mich weiter beworben, aber gleichzeitig bin ich immer um 7 Uhr morgens aufgestanden und habe bis 19 Uhr geschrieben. Das war wie ein Rausch. Und als mein erstes Buch fertig war, ging es direkt mit den beiden nächsten Teilen der Trilogie weiter.

Insgesamt haben Sie bereits 18 Bücher veröffentlicht, dazu kommen weitere Kurzgeschichten. Wie sieht heute Ihr Alltag aus?

Mittlerweile mache ich alles, was mit Schreiben zu tun hat. Lektorat, Korrektorat, das Schreiben von Texten über Filme und eben von meinen eigenen Büchern. Um das alles zu schaffen, arbeite ich immer vormittags einige Stunden sehr intensiv. Nachmittags nehme ich mir dann Zeit für meinen fast sechsjährigen Sohn. Daneben habe ich noch einen Brotjob, für den ich wenigstens ein Mal die Woche rauskomme. Weg von meinem Schreibtisch, das tut manchmal auch ganz gut.

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Ihr neuster Thriller „Pro-Gen“ handelt von einem Genexperiment in einem Gefängnis, das schief läuft. Wie sind Sie auf die Idee dazu gekommen?

Ich kenne jemanden, der im Strafvollzug tätig ist und mich mal auf eine Besichtigungstour mitgenommen hat. Als ich das Gelände betreten habe, kam mir unweigerlich ein Gedanke. Was passiert, wenn die Situation hier außer Kontrolle geraten würde? Da kriegt man direkt Gänsehaut.

Sie sagen selbst immer wieder, dass Sie sich nicht auf ein einziges Genre festlegen lassen wollen. Doch der „Brunner-Touch“ ist in all Ihren Büchern unverkennbar. Worauf können sich Ihre Fans als nächstes freuen?

Ende Februar kommt mein Märchenliebesroman „Der König und der Schmetterling“ raus. Darin verbinden sich die Liebesgeschichten von drei Generationen miteinander und gleichzeitig auch mit passenden Märchen. Außerdem arbeite ich gerade an der zweiten Auflage eines Horrorromans, den ich bislang nur in einem Selbstverlag veröffentlicht habe.

Neben den zahlreichen Büchern stehen in Ihrem Wohnzimmer auch ziemlich viele DVDs. Haben Sie schon Pläne für eine Verfilmung von einem Ihrer Romane?

Eine Drehbuchfassung von „Nachtzug“ gibt es bereits und die ist auch schon bei einigen deutschen Regisseuren und Schauspielern gelandet, die alle ganz begeistert waren. Die Fernsehsender, denen ich das Drehbuch geschickt habe, waren der gleichen Meinung.

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Und trotzdem hat es bislang noch nicht geklappt. Woran liegt das?

Weil mein Drehbuch nicht ins Schema F passt. Die Deutschen stehen zu sehr auf der Stelle, sind nicht innovativ genug. Die Amerikaner zum Beispiel trauen sich mehr.

Also mehr Mut in der Fernsehbranche oder die Verfilmung Ihrer Bücher gibt’s irgendwann auf Netflix zu sehen?

Das wäre natürlich toll. (lacht)

Der Autor Wolfgang Brunner kommt am Dienstag, 11. Februar, um 19 Uhr in den Hofladen van Nahmen, Diersfordter Straße 27 in Hamminkeln. In der zweistündigen Veranstaltung liest er aus verschiedenen Büchern, darunter aus dem Thriller „Pro-Gen“ oder dem historischen Roman „Die weiße Frau.“ Außerdem gibt er einen kleinen Vorgeschmack auf sein bald erscheinenden Märchenliebesroman „Der König und der Schmetterling.“ Interessierte können spontan noch Karten für acht Euro reservieren per E-Mail an Hofladen@vanNahmen.de oder telefonisch unter 02852/960990.