Krefeld. Nach dem Brandunglück im Zoo Krefeld hat die Polizei die Verursacher ermittelt. Das Feuer wurde durch eine einzige Himmelslaterne ausgelöst.
Nur 36 Stunden nach dem verheerenden Brandunglück in der Neujahrsnacht, bei dem das Affentropenhaus im Zoo Krefeld komplett zerstört wurde und mehr als 30 Tiere qualvoll starben, hat die Polizei am Donnerstag bekannt gegeben, dass die Verursacher ermittelt wurden. Es handle sich um drei Frauen aus Krefeld, die sich zuvor selbst bei der Polizei als mögliche Verursacherinnen gemeldet hatten.
„Es handelt sich um eine Mutter mit zwei erwachsenen Töchtern“, teilte Staatsanwalt Jens Fröbel am Donnerstag mit. Insgesamt hätten die drei Frauen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren, die aus Krefeld kommen, auf Krefelder Stadtgebiet in der Neujahrsnacht fünf Himmelslaternen in die Luft aufsteigen lassen, „versehen mit handschriftlich notierten guten Wünschen“, berichtete die Polizei. Vier Laternen seien durch die Polizei später sichergestellt worden, eine habe demnach den Brand des Affenhauses ausgelöst, hieß es bei der Polizei. „Dass die Fackeln ein solches Unglück hervorrufen können, hat die drei Frauen zutiefst entsetzt“ berichtete die Polizei.
Polizei will Verursacherinnen vor Nachstellungen schützen
Gegen die drei Frauen wird nun wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt. Derartige Delikte können mit Haftstrafen von bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe geahndet werden, erläuterte Staatsanwalt Jens Fröbel. Weitere Details zu den drei Frauen wurden am Donnerstag nicht mitgeteilt, auch um die betreffenden Beschuldigten vor Nachstellungen zu schützen.
Nach Aussage der Polizei, sind die drei Krefelderinnen zweifelsfrei als Verursacherinnen des Affenhaus-Brandes identifiziert. Sie hätten gemeinschaftlich gehandelt, auch das sei aus Sicht der Polizei gerichtsfest. „Um solch eine Himmelslaterne anzuzünden, braucht man mindestens zwei Personen“, hieß es auf der Pressekonferenz im Krefelder Polizeipräsidium. Insgesamt habe die Polizei bis dato nach eigenen Angaben 70 Hinweise auf fliegende Himmelsfackeln in der Neujahrsnacht, darunter auch bis hin nach Düsseldorf.
Himmelslaternen sind in NRW seit 2009 verboten
Die Frauen hätten die Himmelslaternen, die durch eine offene Flamme erhitzt in die Höhe steigen und dann vom Wind abgetrieben werden, nach eigener Aussage über einen Online-Händler erworben, erläuterte die Polizei. „Auf den Himmelslaternen war kein Warnaufdruck oder Verbotszeichen“, teilte die Polizei mit. Gleichwohl sei es in Deutschland seit mehreren Jahren verboten, solche Laternen aufsteigen zu lassen. Die drei beschuldigten Frauen seien sich beim Start der Laternen keiner Schuld bewusst gewesen, hieß es auf der Pressekonferenz.
Himmelslaternen sind aus Sicht der Feuerwehr extrem problematisch. In NRW sind solche Papier-Fluglaternen seit Juli 2009 verboten. „Flugfeuer sind eine der kritischsten Ursache für einen Brand“, urteilte damals der Landesfeuerwehrverband. Einmal losgelassen lassen sie sich vom Boden aus nicht mehr kontrollieren. Sie können in mehrere Hundert Meter Höhe aufsteigen und über viele Kilometer vom Wind davon getragen werden.
Brand entstand auf einer Ecke des Daches vom Affenhaus
Das Feuer war nach Angaben der Feuerwehr in der Neujahrsnacht um 0.35 Uhr gemeldet worden. Den Erkenntnissen der Polizei nach, liegt der Brandherd in der nord-östlichen Ecke auf dem Dach des Affentropenhauses. „Möglicherweise kann auch Laub auf dem Dach eine Rolle beim Entstehen des Brandes gespielt haben“, hieß es auf der Pressekonferenz der Polizei. Das Dach des Affentropenhauses sei laut Polizei vor einigen Jahren nach einem Hagelschlag durch Plexiglasplatten ersetzt worden, teilte die Polizei mit.
Als die ersten der insgesamt 150 Einsatzkräfte der Feuerwehr am Unglücksort eingetroffen waren, habe das Gebäude lichterloh in Flammen gestanden. Wegen der starken Brandentwicklung sei laut Feuerwehr „schnell klar gewesen, dass keines der Tiere in dem Gebäude überleben würde“. Die Polizei bekräftigte am Donnerstag: „Der Brand ist rasend schnell ausgebrochen. Das hat uns auch gewundert“.
Zwei Schimpansen aus dem Affenhaus überlebten das Brandunglück
Bei den Nachlöscharbeiten stieß die Feuerwehr auf zwei Schimpansen, die den Brand überlebten und zum Glück nur leicht verletzt wurden, berichtete der Zoo. Die Schimpansen Bally und Limbo würden nun von mehreren Zoo-Tierärzten betreut und sind vorübergehend im Bereich des angrenzenden Gorilla-Geländes untergebracht, teilte der Zoo Krefeld mit.
Erst nach gut fünfeinhalb Stunden seien die Flammen laut Feuerwehr unter Kontrolle gewesen, berichtete die Feuerwehr. Die Retter konnten verhindern, dass der Brand auf den angrenzenden „GorillaGarten“ übergriff.
Der Zoo Krefeld war auch am Donnerstag noch geschlossen. Ob der Zoo an diesem Freitag wieder seine Pforten für die Öffentlichkeit öffnet, stand am Donnerstag noch nicht fest, sagte eine Sprecherin. Der betroffene Bereich liegt im südlichen Teilstück des Zoos, das an eine Hauptverkehrsstraße und einem Großparkplatz des „Grotenburg-Stadions“ angrenzt. Der betreffende Bereich des Zoo-Geländes solle bis auf Weiteres abgesperrt und vor Blicken geschützt werden, teilte der Zoo auf Nachfrage mit: „Wir wollen keinen Foto-Tourismus an der Unglücksstelle“, sagte die Zoo-Sprecherin.
Der Deutsche Tierschutzbund fordert unterdessen dazu auf, angesichts der Brand-Katastrophe den Brandschutz in Zoo-Gebäuden zu verbessern, etwa durch Brandmelder, die im Affentropenhaus nicht eingebaut waren. Der Tierschutzbund kritisierte zudem Pläne des Zoos, weiterhin Menschenaffen halten zu wollen, für die ein neues Gebäude errichtet werden solle: „Menschenaffen gehören in keine Zoo-Gefangenschaft“, kritisiert Thomas Schröder, Präsident des Tierschutzbundes: „Wir raten davon ab, dass der Zoo Krefeld diesen Weg wieder gehen will“.
Affenhaus im Zoo Krefeld niedergebrannt