An Rhein und Ruhr. „Die Zahl der Fälle von Animal Hoarding wächst“, heißt es beim Tierschutzbund. In Köln lebten 48 Katzen alleine in einer Wohnung.

Krankhafte Tiersammler stellen Tierheime immer wieder vor enorme Probleme. Der jüngste Fall aus Nordrhein-Westfalen: 48 total verschüchterte Katzen fingen Mitarbeiter des Tierheimes Köln-Dellbrück in der vergangenen Woche (20. November 2019) in einer Wohnung ein. Solche Fälle von sogenanntem Animal Hoarding (=Tiere horten) nehmen zu, heißt es jetzt beim Deutschen Tierschutzbund.

Deutschlandweit 59 Fälle von Animal Hoarding mit insgesamt 3888 Tieren wurden Tierschutzbund im Jahr 2018 bekannt (Vorjahr: 34 Fälle, 2780 Tiere). „Das wird aber nur die Spitze des Eisbergs sein“, vermutete Sprecherin Lea Schmitz auf Nachfrage der Redaktion. Die Zahlen des Tierschutzbundes stützen sich auf eine Medienauswertung und Rückmeldungen innerhalb des Verbands.

Tierschützer gehen von hoher Dunkelziffer aus

Von einer hohen Dunkelziffer sei auszugehen, heißt es. Gehortet werden meist Hunde und Katzen, mitunter aber kleinere Tiere – und dann oft sehr, sehr viele. In einem 2018 bekannt gewordenen Fall hatten es die Tierschützer mit geschätzt 400 Meerschweinchen und Mäusen zu tun, in einem anderen mit ebenfalls geschätzt 400 Ziervögeln.

In NRW zählte der Tierschutzbund im Jahr 2018 insgesamt sieben Fälle, im laufenden Jahr auch bereits wieder sechs: Im März hatten es die Tierschützer in Bochum mit 37 Katzen zu tun, im Mai in Altena mit 35. Im Juli war in Essen einem Mann die Zucht von mehr als 500 (!) Mäusen über den Kopf gewachsen. Im August wurden in Kaarst 18 Hunde und in Bergkamen 20 Katzen aufgenommen – und im November eben die 48 Katzen in Köln. In dem Kölner Fall die Tierheim-Mitarbeiter insgesamt drei mal ausrücken, um die isoliert gehaltenen Katzen in dem Appartement einzufangen. Auch einen Goldfisch und eine Schildkröte - beide ebenfalls nicht tiergerecht gehalten - nahmen die Tierheim-Mitarbeiter mit.

Halterin hatte Wohnung den Katzen überlassen

Bei den Katzen handelte es sich um Perser- sowie British Kurzhaar-Katzen, die sich auch untereinander gepaart hatten. Die Besitzerin hatte selbst nicht mehr in dem Appartement gewohnt. Sie hatte offenbar Druck vom Vermieter bekommen, der renovieren wollte und sich selbst ans Tierheim gewandt, damit die Katzen abgeholt wurden. Wie es heißt, war die Frau bereits 2015 schon mal durch das Horten von Tieren aufgefallen.

Dass solche Halter rückfällig werden, ist nicht ungewöhnlich: „Animal Hoarding ist halt ein Krankheitsbild – ohne Behandlung, ohne Therapie ist die Gefahr eines Rückfalles da“, sagte Tierschutzsprecherin Schmitz. Die Tierschützer beobachten unterschiedliche Typen unter den Hoardern. Es gebe zum Beispiel den „Pfleger“, der den Tieren eigentlich etwas Gutes tun will, dem die Haltung aber über den Kopf gewaschen ist. Ein anderes Beispiel sei der „Züchter“, dem die Zucht aus dem Ruder gelaufen ist..

Kosten werden häufig nur unzureichend erstattet

Die Unterbringung und von Versorgung der gehorteten Tiere bedeutet für die Heime eine große personelle, räumliche und finanzielle Herausforderung. Die Tieren müssen auf andere Heime verteilt werden, Futter kostet, die Pflege ist aufwändig, Tiere sind krank oder trächtig Arztrechnungen fallen an. In einem der 59 Fälle des Jahres 2018 haben sich Kosten den Angaben zufolge auf 60.000 Euro belaufen.

Der Tierschutzbund klagt, dass die Kosten den Heimen von den kommunen häufig nur unzureichend erstattet würden. Die Heime seien dann auf Spenden angewiesen – und eben auf die Hilfe untereinander. Da ziehen Animal Hoarding-Fälle auch schon mal weite Kreise: So hatte zum Beispiel die vom Bund Deutscher Tierfreunde betriebene Tierherberge Kamp-Lintfort in diesem Jahr 29 von insgesamt 136 in der Eifel beschlagnahmten Hunden - zumeist Pudel und Berner Sennenhunde - aufgenommen, aufgepäppelt und dann mit der Vermittlung begonnen.