Kreis Höxter. Nur 21 neue Windräder gingen in NRW in diesem Jahr bislang ans Netz. Der Verband LEE geht von erheblichem Jobabbau auch in NRW aus.
Die Stimmung ist schlecht, wenn die Windkraft-Branche an diesem Donnerstag und Freitag (28. und 29 November 2019) zu den „Windenergie-Tagen NRW“ im ostwestfälischen Bad Driburg zusammenkommt. Der deutschlandweite Abbau von mehr als 40.000 Arbeitsplätzen in der Branche seit 2016 wird am größten Bundesland nicht vorbeigegangen sein.
Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) schätzt, dass in Nordrhein-Westfalen Stellen „im niedrigen vierstelligen Bereich“ verloren gegangen sind. Konkrete Zahlen gebe es nicht, die klein- und mittelständisch geprägte Branche sei schwer erfassbar. Bei der jüngsten Erhebung im Jahr 2016 waren laut LEE 20.570 Personen in NRW in der Windbranche beschäftigt.
„So kann die Energiewende nicht gelingen“
Klar ist: „Der Windkraftausbau in NRW wie auch bundesweit ist praktisch zum Erliegen gekommen“, klagte LEE-Geschäftsführer Christian Mildenberger im Gespräch mit der Redaktion. Es zeichne sich ab, dass 2019 das zubauschwächste Jahr seit 20 Jahren werde. Lediglich 21 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 72 Megawatt seien bis Ende September in Betrieb gegangen. 2018 habe der Zubau noch 325,3 Megawatt betragen und 2017 sogar 699,6 Megawatt.
„So kann die Energiewende nicht gelingen“, meint Mildenberger. Die Politik beteuere zwar, dass sie den Anteil der Erneuerbaren Energien am Strommix bis zum Jahr 2030 auf 65 Prozent hochschreiben wolle (derzeit: über 40 Prozent). Tatsächlich aber arbeite sie dagegen. Auf Bundes- wie auf Landesebene habe die Diskussion um pauschale Mindestabstände von Windrädern für Verunsicherung gesorgt, klagte der LEE-Geschäftsführer.
350 Teilnehmer in Bad Driburg
Die Akzeptanz für Windkraft erhöhe man nicht durch solche pauschalen Abstände: „Die Akzeptanz erreicht man, wenn Bürger vor Ort einen konkreten Nutzen durch die Anlagen in ihrer ihrer Nachbarschaft haben – etwa durch einen günstigeren Strompreis oder durch Stiftungsmodelle.“ Daran arbeite man beim Verband, sagte Mildenberger. Aktuell seien in NRW 245 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 822,3 Megawatt genehmigt, aber noch nicht realisiert. In einer Vielzahl der Fälle habe das mit laufenden Klageverfahren zu tun, so der LEE-Geschäftsführer.
Die „Windenergie-Tage NRW finden traditionell in Ostwestfalen statt. Für Mildenberger ist es das erste Treffen als Verbandsgeschäftsführer. Er hatte zum 1. Oktober die Nachfolge von Jan Dobertin angetreten. Zum Branchentreffen in Bad Driburg haben sich wieder 350 Teilnehmer angesagt. Themen sind u. a. der Energiemarkt der Zukunft und neue Anforderungen beim Artenschutz.