Bonn. Einst weit verbreitete Vogelarten sind in NRW sehr selten geworden. Der Naturschutzbund drängt: Die Politik muss mehr für den Artenschutz tun.
Der Naturschutzbund (Nabu) drängt darauf, dass die Kommunen und das Land Nordrhein-Westfalen mehr gegen den Verlust der biologischen Vielfalt tun. „Die Politik muss endlich aktiv werden“, forderte Nabu-Landeschefin Heide Naderer an diesem Samstag (2. November 2019) im Gespräch mit der Redaktion. Die Naturschützer halten den Artenschwund für ein ähnlich drängendes Problem wie die Bewältigung des Klimawandels.
„Was an Arten einmal ausgestorben ist, ist für immer verloren“, mahnte Nabu-Landesvize Heinz Kowalski. In NRW sorgen sich die Naturschützer aktuell sehr um einstmals weit verbreitete Wiesenvogelarten. „Dem Kiebitz geht es ganz übel, die Uferschnepfe steht hier kurz vorm Aussterben, die Feldlerche hält vielleicht noch ein paar Jahre durch“, berichtete Kowalski. Die Vögel leiden unterm Verlust ihres Lebensraumes, mehr und mehr fehlt die Nahrungsgrundlage. Eine vielbeachtete Studie von Krefelder Forschern hatte gezeigt, dass das Insektenaufkommen in den letzten 30 Jahren stellenweise um 75% zurückgegangen ist.
Mehr Geld für den Vertragsnaturschutz gefordert
Artenschutz stand im Fokus des NRW-Naturschutztages vom Nabu, zu dem an diesem Samstag rund 150 Teilnehmer ins Bonner Museum Alexander König gekommen waren. Das Land NRW muss nach Auffassung der Naturschützer den Flächenverbrauch bremsen und mehr Geld für Vertragsnaturschutz bereitstellen. „Im Wald zum Beispiel findet bisher kaum Vertragsnaturschutz statt“, sagte Kowalski.
Immer wichtiger werde auch die Vernetzung von Biotopen. Da passiere jedoch kaum was. Geld müsse bereit gestellt werde. Von allen Ressorts der Landesregierung habe das Umweltministerium von Ursula Heinen-Esser (CDU) das geringste Budget, klagte Nabu-Vize Kowalski. Wenn sich die Politik der Landesregierung nicht grundlegend ändere, werde es wie in Bayern ein Volksbegehren zum Artenschutz geben.
Einsatz von Pestiziden in Parks und Gärten soll verboten werden
Weil Städte zu wichtigen Rückzugsorten für Tier- und Pflanzenarten geworden sind, sieht der Nabu auch die Kommunen gefordert. Nach Auffassung der Naturschützer muss mehr Grün in die Städte, zum Beispiel über Fassadenbegrünung. Der Einsatz von Pestiziden müsse in öffentlichen Grünanlagen und privaten Gärten verboten werden. Nabu-Chefin Naderer hofft auch, dass noch mehr Kommunen nackte Steingärten verbieten („Gärten des Grauens“), in denen wenig bis gar keine Tiere und Pflanzen Lebensraum finden. „Bisher gibt es ein solches Verbot in viel zu wenig Kommunen“, sagte Naderer.