Essen. Von einem Markt in Portugal nach Essen: Vor 14 Jahren kam ein Welpe im Flugzeug nach Deutschland. Warum Matthias Maruhn die kleine Bica aufnahm.
Na gut, man hängt ja auch irgendwie an so einem Tier … Das ist der häufigste Satz, den du als Hundebesitzer zu hören bekommst, wenn du im Büro oder auf der Party erzählst, dass du gerade 400, 800 oder gar 1000 Euro beim Tierarzt gelatzt hast. Die Leute spielen dir höflich ein gewisses Verständnis vor, glauben aber in Wirklichkeit, dass du nicht alle Apps im Display hast. Dann tuscheln sie untereinander: Dafür hätte er zwei Neue kaufen können, der Idiot. Stimmt, ist aber nicht richtig. Fragen Sie Bica, den Hund auf dem Foto. Unser Hund.
Die ganze Geschichte. Im Sommer 2005 verbrachte meine Tochter Maria einige Monate auf einer Pferderanch an der Algarve. Eines Tages der Anruf: „Ich hab in Lagos auf dem Markt einen Welpen gefunden, klitzeklein wie ein Apfel, darf ich den ..?“
Ein Hund für einen Freund
Nein. Bei uns lebte nämlich schon Bella, im Jahr zuvor in einer Plastiktüte am Mülheimer Flughafen gefunden. Da hab ich bei „darf ich den…?“ genickt. Jetzt hatte dieses liebenswerte Kalb bereits einen Knabberschaden von rund 1000 Euro an den Möbeln angerichtet. Nein, rief auch meine Tochter durch den Hörer, der Hund ist für einen Freund, der hat gerade einen Beauty-Salon aufgemacht… Es sei alles schon arrangiert. Nun gut, dachte ich.
Wochen später. Meine Frau und ich stehen am Airport, Ankunft. Die Passagiere aus Lagos sind alle durch, wo ist Maria? Das Handy klingelt. „Papa, ich häng hier im Zoll fest, wegen der Hunde.“ Oho, ich kann auch HB-Männchen: „Plural?“, brüll ich. „Hunde? Zwei?“ „Nein sieben. Aber die sollen nicht alle bei uns wohnen. Für eine Tierschutzorganisation. Papa? Warum atmest du so schwer…?“
Ein Name wie ein Kaffee
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Es löste sich dann alles in Wohlgefallen auf. Die Hunde wurden abgeholt, der Welpe kläffte im Beauty-Salon die Kunden an, nicht schön, er sollte dann erstmal von meiner Tochter erzogen werden und einige Tage bei uns bleiben. Wie heißt der Hund, fragte ich. Bica. Was bedeutet das? So heißt in Portugal ein kleiner Kaffee mit Milch. Ach ja, das passt, sagte ich etwas zu klebrig. Dann kraulte ich Bica zwischen den Ohren, und hinter meinem Rücken machten Frau und Tochter die Ghettofaust. Alles klar. Bica bleibt.
Und bleibt. 14 Jahre ist das jetzt her. Alt ist sie geworden. Und taub, sie hebt morgens erst den Kopf, wenn das Mahlwerk der Espresso-Maschine schreddert, blind ist sie auch fast, manchmal kläfft sie meinen Schatten an. Überhaupt das Kläffen. Bica ist ein Mistköter. Von der DNA her. Sie sitzt, glotzt und schlägt an, wenn etwas nicht stimmt. Ich hab das mal überschlagen: Etwa 10.000 Mal hat Bica Alarm gebellt in ihrem Leben. Respekt.
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Und jetzt der Schreck im Sommer. Eine Vergiftung. Blut. Überall Blut. Gegen Mitternacht sind meine Frau und ich losgestocht zur Tierklinik. Der Hund litt, der Hund wurde immer schwächer. Das war’s, dachte ich. „Vielleicht können wir sie retten“, sagt der junge Tierarzt. 400 Euro müssten das dann aber erst mal sein. Ich hab die Kreditkarte schon in der Hand. Infusionen, Spritzen, immer noch Blut. Und doch am Morgen erste Hoffnung. Und am Mittag ist klar: geschafft. Noch mal Kreditkarte. Dank an den Dog-Doc.
Inzwischen geht’s Bica wieder recht gut. Sie sitzt neben mir auf der Bank und glotzt mich abgeklärt an. Als wollte sie sagen: Na gut, irgendwie hängt man ja doch an seinen Menschen.