Italien. Matthias Maruhn urlaubt derzeit immer noch in Italien. Von dort aus: Bankgeheimnis aus den Bergen, Teil 3.

Der Monte Misone ist an diesem Tag mein Ziel. Weit unten liegt der Gardasee, 1200 Höhenmeter über mir der Gipfel. Es ist warm, das wird den alten Mann fordern, ich fülle am Brunnen die Trinkflasche auf. Ein Wagen kommt über den Parkplatz gerollt, aus den Augenwinkeln sehe ich das Kennzeichen „WES“, die Scheibe sinkt und eine Frau fragt: „Sprechen Sie deutsch? „Si.“ „Ist das der Weg zum Lago di Tenno?“ „Nein, da müssen Sie den Berg wieder runter bis Canale, dann rechts.“

Die Frau bedankt sich, guckt mich dann aber weiter forschend an. „Sagen Sie mal. Ich komm jetzt nicht auf den Namen, aber sind Sie nicht der Bank-Mann aus der NRZ?“ „Stimmt“. „Was machen Sie denn ausgerechnet hier um Gottes Willen?“ Urlaub. Aber das ist eine lange Geschichte. Ich erzähle sie gerne.

Praktikum bei der Velberter Zeitung

Es begab sich zu der Zeit, da Helmut Schmidt gerade Kanzler in Deutschland geworden war. Mein Vater sorgte sich sehr, dass sein Matthias als Taugenichts enden könnte, drückte mir seine Kameraausrüstung in die Hand und besorgte mir ein Praktikum bei der Velberter Zeitung. „Vielleicht ist ja Fotograf was für Dich.“ Mein Ausbilder hieß Uwe Vogler, auch erst Ende 20, aber ein absoluter Profi schon, wir freundeten uns schnell an, schauten gemeinsam mittwochs Europapokal der Pokalsieger in seinem alten Bauwagen, tranken ein paar Kannen Bier und Uwe gab mir einen Tipp, der mein Leben verändern sollte. „Das Beste an deinen Fotos sind die Texte darunter. Wechsel das Fach.“
Getan, nie bereut. Ich bin dann zur NRZ, wir haben uns aber immer wieder gesehen, alle Jubeljahre. Ich wusste schon, dass er und Birgit, seine Frau, mit einem befreundeten Ehepaar ein kleines Haus in Italien haben, bei einem Treffen jetzt im Juni haben sie uns erstmals Fotos gezeigt. Kann man das mieten? „An Freunde vermieten wir.“ Yippie. Auf dem Foto sitze ich vor dem Tor des Hauses in Canale, einem mittelalterlichen Dorf in den Bergen über Riva, unser Appartement liegt gleich rechts hinter dem wuchtigen Eingang.

Eines der schönsten Dörfer Italiens

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Der kleine Ort drückt sich trutzig an den Hang, verwinkelt sind die Gassen, ein Maler hat den schon verlassenen Ort vor Jahren aus dem Dornröschenschlaf geküsst, jetzt gilt Canale als eines der schönsten Dörfer Italiens. Neben mir sitzt Bernd Saalmann. Er und Annette sind das befreundete Paar und gerade auch im Haus. Was habt ihr bezahlt vor 29 Jahren? „78 Millionen Lire, etwa 40.000 Euro. Aber wir haben alles umgebaut, viel reingesteckt, viel selbst gemacht.“ Gab’s keine Probleme, Leute, die Häuser im Ausland kaufen, erzählen immer von Megaärger. Mafia? Böse Nachbarn? Windige Anwälte? „Nichts von dem. Eine wichtige Voraussetzung: Wir vier kannten uns schon vorher, vertrauen uns total. Dann hatten wir eine Frau im Nachbarort, die deutsch und italienisch perfekt sprach und uns bei allen Formalitäten einschließlich Notar half.“

Wie oft im Jahr seid ihr da? „Jetzt sind wir in Rente, zwei Monate im Jahr sind wir bestimmt hier. Manchmal auch mit Uwe und Birgit. Ich habe oben meine Schallplattensammlung. Ich spiel dann vor, die anderen müssen raten.“ Was für Musik? „Alles Mögliche, vor allem Oldies. Wir sind Anfang 70, unsere Musik halt. Beatles. Lords.“ Was ist das Haus jetzt wert? „Keine Ahnung, die Preise sind extrem in die Höhe geschossen. Aber wir denken nicht an einen Verkauf.“ Habt ihn schon mal bereut, euren italienischen Traum? „Niemals. Nicht eine zehntel Sekunde.“