An Rhein und Ruhr. Polizei in Nordrhein-Westfalen zählt drei Geldautomaten-Sprengungen binnen weniger Tage. Im laufenden Jahr gab es 45 Attacken auf Automaten.

Ein lauter Knall - und dann ging alles ganz schnell: In der Nacht zu Freitag (21. Juni 2019) haben Unbekannte den Geldautomaten in einem Supermarkt in Wesel gesprengt. Die Täter waren in den Real-Markt eingebrochen, brachten den Automaten zur Exposion und flohen dann mit Beute in zunächst unbekannter Höhe. In Nordrhein-Westfalen war dies bereits die 45. Attacke auf einen Geldautomaten im laufenden Jahr (erfolgreiche Sprengungen plus Versuche).

Zuletzt hatten Kriminelle am 19. Juni eine Sparkasse in Kierspe im Märkischen Sauerland sowie am Tag zuvor ebenfalls eine Sparkasse in Düsseldorf heimgesucht. Die Ermittlungskommission „Heat“ beim Landeskriminalamt unterstützt die Polizeibehörden vor Ort bei den Ermittlungen. In der Regel versuchen die Täter die Automaten durch die Einleitung von Gas zur Explosion zu bringen. In einzelnen Fällen wurde auch zu Pyrotechnik oder Selbst-Laboraten gegriffen.

590 Angriffe auf Automaten bundesweit in 2018

Hinter einem Großteil der Taten werden Verdächtige aus den Niederlanden vermutet, und da vor allem aus dem Zuwanderer-Milieu in Amsterdam und Utrecht. Mit geklauten, schnellen Limousinen rücken die Kriminellen zu ihren Taten aus. In Medienberichten ist oft von der sogenannten „Audibande“ die Rede. In einem Lagebild berichtet das Bundeskriminalamt (BKA) von deutschlandweit 590 Angriffen auf Geldautomaten im vergangenen Jahr – knapp ein Fünftel mehr als in 2017. 369 Angriffe davon waren versuchte oder vollendete Automatensprengungen. In den anderen Fällen versuchten die Täter die Geräte aufzuhebeln, aufzuschneiden – oder gleich ganz zu entwenden.

Auch interessant

Die Beute der Automatensprenger lag im vergangenen Jahr bundesweit den Angaben zufolge bei insgesamt 18 Millionen Euro. Der Sachschaden dürfte um ein Vielfaches höher liegen, laut BKA sei schon in einigen Einzelfällen die Millionengrenze überschritten worden.

Langjährige Haftstrafen drohen

Mit 108 Geldautomatensprengungen im vergangenen Jahr stand NRW wieder an der Spitze der Statistik, gefolgt von Niedersachsen (54). Entscheidend dürfte die Nähe zu den Niederlanden sein. Die Behörden in Deutschland und im Nachbarland arbeiten eng zusammen. Dem Vernehmen haben sie 300 Verdächtige auf dem Schirm, die in wechselnden Besetzungen zu Taten ausrücken. Ihr Aktionsradius wird aber immer größer, zum Teil legen die Kriminellen Fahrtwege von 800 Kilometer zurück – zum Beispiel bis nach Hessen (31 Fälle in 2018) oder Baden-Württemberg (21 Fälle).

Bundesweit konnten die Ermittler 128 Tatverdächtige identifizieren (38% mehr als im Vorjahr). 92 von ihnen gelten als „reisende Täter“ – darunter waren 65 Niederländer. Aber auch polnische Kriminelle scheinen Geldautomatensprengungen für sich entdeckt zu haben, hier zählten die Ermittler im vergangenen Jahr 22 Verdächtige. In Düsseldorf müssen sich seit Anfang des Monats drei Verdächtige vor Gericht verantworten, denen die Ermittler sieben Automatensprengungen (u. a. in Ratingen und Mönchengladbach) zuordnen. Die Täter sollen hier mehr als 600.000 Euro erbeutet haben.