An Rhein und Ruhr. Mehr als 70.000 Räder wurden 2018 in NRW gestohlen. So schützen Besitzer ihr Rad gegen Diebstahl und so funktioniert eine Fahrradcodierung.

Oft dauert es nur wenige Minuten, im Schutz der Dunkelheit, in einem unbeobachteten Moment oder mitten in der Öffentlichkeit – dann ist das geliebte Fahrrad gestohlen. Zurück bleibt meist nur ein geknacktes Schloss oder ein aufgebrochener Keller – und großer Ärger bei dem Opfer. Mehr als 70.000 Fahrraddiebstähle zählte das Landeskriminalamt NRW im vergangenen Jahr. Die Dunkelziffer dürfte deutlich darüber liegen, weil viele Diebstähle gar nicht mehr angezeigt werden. Denn die Chance, den Drahtesel wiederzubekommen, ist verschwindend gering. Die Aufklärungsquote im Jahr 2018: magere 8,23 Prozent. Was also tun, damit man am eigenen Rad möglichst lange Freude hat?

Wer sein Fahrrad effektiv vor Langfingern schützen will, kommt um ein gutes Schloss nicht herum. Dabei sollten Kunden entsprechend Geld in die Hand nehmen, rät Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands. „Billige Schlösser stellen für Profis keine Probleme dar.“ Als Faustformel gilt: rund zehn Prozent des Preises des Rads sind ein guter Richtwert. Jörg Brinkmann vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Essen hält eine Investition von ungefähr 100 Euro für sinnvoll, gerade bei teuren neuen E-Bikes.

Fahrradschloss-Modelle haben bestimmte Vor- und Nachteile

Für welches Schloss sich die Radler dann entscheiden sollten, hänge von verschiedenen Faktoren ab. Den höchsten Schutz bieten laut Brinkmann sogenannte Bügelschlösser: „In Sachen Sicherheit sind sie das Non plus ultra. Der Nachteil: sie sind starr und dadurch nicht überall einsetzbar.“ Denn auch den Transport während der Fahrt müssen Radler im Hinterkopf behalten. Hier punktet das Faltschloss, das derzeit bei vielen Radlern im Trend liegt. Mit seinen faltbaren Elementen lässt es sich platzsparend verstauen, hat aber, je nach Größe, auch das Problem, dass es nicht um jede Laterne passt. Und gerade das ist besonders wichtig.

Neben einem qualitativ guten und sicheren Schloss ist auch die Art der Sicherung enorm wichtig, so Neuberger: „Das Rad sollte angeschlossen, nicht nur abgeschlossen werden.“ Fahrradständer, Laternen und Zäune verhindern auf ganz simple Art, dass Diebe das Fahrrad hochheben und wegtragen können. Gleiches gelte, so Neuberger, für den heimischen Abstellort. Egal ob Garage, Keller oder Garten, das Rad sollte angeschlossen sein, um es Dieben so schwer wie möglich zu machen.

Von billigen Schlössern die Finger lassen

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Gänzlich abraten würde Jörg Brinkmann vor billigen Seilschlössern: „Die bringen fast gar nichts und sind im Prinzip nur Deko.“ In Polizeikreisen würden diese Modelle, so berichtet es Brinkmann, nur „Geschenkbänder“ genannt – ein Geschenk für den Dieb, versteht sich. Stattdessen sollte man, so der Tipp des ADFC-Experten, eine Kombination aus verschiedenen Schlössern für sein Rad nutzen. Ganz nach dem Motto: Doppelt – oder dreifach – hält besser.

Ist das Schloss allerdings geknackt und das Rad gestohlen, kann ein sogenannter GPS-Tracker helfen. Über das Satellitensystem lässt sich die Position eines Rads auf einer Stadtkarte darstellen und so verfolgen. Einige Radhersteller verbauen diese Tracker bereits serienmäßig, sie lassen sich aber auch nachrüsten.

Wem ein Rad geklaut wird, kann sich unter gewissen Umständen auch an seine Versicherung wenden und seinen Schaden ersetzen lassen. Wird ein Fahrrad aus verschlossenen Abstellräumen, Kellern oder Wohnungen gestohlen, dann greift die Hausratversicherung. Das auf offener Straße gestohlene Rad ist allerdings nur dann versichert, wenn der Besitzer eine entsprechende Zusatzklausel in seiner Police abgeschlossen hat. Dies haben laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft derzeit rund 40 Prozent der Versicherten.

Fahrradcodierung soll präventiv schützen

Eine Chance ihr gestohlenes Rad wiederzubekommen, haben Besitzer, wenn sie ihren Drahtesel mit einem speziellen Code markieren lassen. Die 15-stellige Buchstaben-Zahlen-Kombination basiert auf dem Namen und dem Wohnort des Besitzers. Wird das Rad gestohlen und dann von der Polizei gefunden, kann anhand des Codes der ursprüngliche Besitzer ermittelt werden. So besteht, erklärt der ADFC als maßgeblicher Förderer der Codierung, zumindest eine geringe Chance, das Rad und seinen Besitzer doch noch zusammen zu bringen. Die Codierung wird von verschiedenen ADFC-Kreisverbänden, Polizeistellen und Fahrradgeschäften angeboten und soll vor allem Diebe abschrecken. Der Code wird dabei entweder in den Rahmen gefräst oder mit einem speziellen Aufkleber angebracht.

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Eine der Stellen, die Codierungen anbietet, ist der Radladen Altendorf der Neuen Arbeit der Diakonie Essen. Bei Eric Asmussen und seinem Team dauert das Einfräsen rund 20 Minuten und kostet 13 Euro. Mit durchschnittlich einem Kunden pro Woche sei die Nachfrage zwar recht gering, so Asmussen, aber die Tendenz gehe nach oben. Dabei helfen auch Erfolgsmeldungen wie diese: Der Diakonie wurden, so erzählt Asmussen, acht Räder gestohlen. Sie tauchten wieder auf und konnten dank des Codes den Eigentümern zugeordnet werden.

Hier können Fahrräder codiert werden:

Wer sein Rad codieren lassen möchte, hat dazu verschiedene Anlaufpunkte in der Region, Bei allen Codierungen gilt: ein Eigentumsnachweis und ein Personalausweis/Pass sind immer notwendig.

Duisburg: Der ADFC Duisburg bietet regelmäßige Termine an. Kosten: 10 Euro. Infos unter: www.adfc-nrw.de/termine

Düsseldorf: Die Polizei bietet regelmäßige Fahrradcodiertermine auf verschiedenen Wachen an. Die Codierung ist kostenlos.

Essen: Im Radladen Altendorf an der Ehrenzeller Straße 50. Eine Codierung kostet 13 Euro.

Kreis Kleve: Der Bezirksdienst der Polizei codiert Räder kostenlos. Die lokale Polizeiwache informiert.

Kreis Wesel: Die Polizei ist regelmäßig in den Städten mit kostenlosen Codierungsaktionen präsent. Infos bei der örtlichen Polizeiwache.

Oberhausen: Die Radstation am Hauptbahnhof codiert Räder für 9 Euro.