Essen. In Essen werden immer weniger Fahrrad-Diebstähle aufgeklärt. Polizei und ADFC appellieren an die Besitzer, frühzeitig Vorsorge zu treffen.

Nur nach jedem 20. Fahrrad-Diebstahl in Essen kommt die Polizei den Tätern auf die Spur. Die Aufklärungsquote ist zwischen 2016 und 2018 von über 9,5 Prozent auf genau 5,51 Prozent gefallen. „Es handelt sich hier um ein Massendelikt, das schwer aufzuklären ist“, gibt Polizeisprecher Christoph Wickhorst zu bedenken.

Dabei machen die Opfer es den Tätern oft sehr einfach. Nicht nur, dass sie ihr Fahrrad ungenügend gesichert haben. Aufgefundene oder sichergestellte Fahrräder können oft dem Besitzer deshalb nicht zugeordnet werden, weil keine Anzeige erstattet worden ist oder die nötigen Hinweise zur Identifizierung nicht vorhanden sind. „Uns fehlen einfach Informationen, wer der Besitzer sein könnte“, gibt Wickhorst zu bedenken. „ Und dann müssen die Fahrräder später als Fundsache versteigert werden.“

1489 Fahrräder in einem Jahr in Essen gestohlen

Die Zahl der Fahrrad-Diebstähle hat sich im Vorjahr nur geringfügig erhöht. 1489 gestohlene Fahrräder registrierte die Polizei und schätzt den wirtschaftlichen Gesamtschaden auf 1,22 Millionen Euro, was pro Rad immerhin durchschnittlich 818 Euro ausmacht. Die Polizei ermittelte vergangenes Jahr 105 Verdächtige.

In vielen Fällen sind es Banden, die sich auf Wohnungseinbrüche spezialisiert und es dabei auch auf wertvolle Räder abgesehen haben. Hinzu kommen meist Einzeltäter, die am Straßenrand abgestellte und nicht ausreichend gesicherte Fahrräder entwenden.

Die Polizei appelliert dringend an die Besitzer, ihr Fahrrad codieren zu lassen oder sich einen Fahrrad-Pass zu besorgen, in dem wichtige Daten wie Rahmen-Nummer, Fahrrad-Typ und spezielle Merkmale festgehalten sind. „Wir empfehlen auch, ein Foto vom Fahrrad zu machen“, betont Christoph Wickhorst. Das helfe bei der Ermittlung.

Der ADFC bedauert, dass die Polizei schon seit langem keine Codier-Aktionen mehr organisiert und auch keine Fahrrad-Pässe anbietet. Die Codierung ist in Essen derzeit nur im RadLaden Altendorf an der Ehrenzeller Straße möglich (Voranmeldung erforderlich), der von der Diakonie-Einrichtung „Neue Arbeit Essen“ betrieben wird. Dort wird gegen eine Gebühr eine 15-stellige Nummer eingraviert, die neben den Namensinitialen auch den amtlichen Gemeinde- und Straßenschlüssel enthält, um die genaue Wohnanschrift herauszufinden.

ADFC: Radstation am Hauptbahnhof zu klein

Möglicherweise gibt es bald eine zweite Service-Anlaufstelle. „Wir überlegen uns, ein Codiergerät zu besorgen“, erklärt der Essener ADFC-Vorstand Mirko Sehnke. „Dafür brauchen wir aber Sponsoren.“ Er empfiehlt außerdem, beim Kauf eines Fahrradschlosses nicht knauserig zu sein. „Wenn man für 2000 Euro ein E-Bike ausgibt, sollte man durchaus 200 Euro in ein Schloss investieren.“ Auch greifen inzwischen Besitzer von hochwertigen Rädern zu satellitengestützten GPS-Trackern, mit denen das Rad geortet werden kann beziehungsweise Alarm geschlagen wird, wenn es von seinem Standort entfernt wird.

Der Essener ADFC plädiert vor allem dafür, dass Pendler und Anwohner ihre Fahrräder diebstahlsicher unterstellen können. Die Radstation am Hauptbahnhof für rund 245 Fahrräder sei inzwischen zu klein, findet Mirko Sehnke. So viele Fahrräder können bald schon am Zentralen Omnibusbahnhof Kupferdreh untergebracht werden. Der ADFC selbst betreibt zwei Fahrrad-Parkhäuschen für Anwohner an der Savignystraße in Holsterhausen und an der Cäsar-/Goethestraße in Rüttenscheid. „Und jedes Jahr wollen wir zwei weitere Standorte anbieten“, sagt ADFC-Sprecher Jörg Brinkmann.

Die Stadt bietet Nutzungsverträge für 127 abschließbare Fahrradboxen an 15 Standorten, vor allem in der Nähe von Bahn-Stationen an. Von denen waren im Januar nur knapp über 60 Prozent vermietet. Auf absehbare Zeit müssen 70 Boxen der ersten Baureihe aussortiert werden. „Die werden wir dann eventuell gegen Neue austauschen“, so Rathaus-Sprecherin Jasmin Trilling. Vorausgesetzt, dass sich dafür auch Mieter finden.