An Rhein und Ruhr. . Der Deutschlandtakt bringt für Bahnkunden in NRW erhebliche Verbesserungen. Doch die werden zu deutlichen Konflikten mit dem Nahverkehr führen.
Der von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) vorgestellte „Deutschlandtakt“ wird auch für den Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen erhebliche Verbesserungen bringen. „Das geht auf jeden Fall in die richtige Richtung. Wir müssen als Bahn attraktiv sein vor dem Hintergrund der Ökologie-Diskussion“, so Andree Bach, Chef von DB Regio NRW.
Auch Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbandes ProBahn, sieht in dem jetzt vorliegenden Entwurf eines Taktfahrplanes für den Fernverkehr einen großen Wurf. „Vor allem, dass es von NRW Richtung Hamburg und Berlin einen Halb-Stunden-Takt geben soll, ist sehr zu begrüßen“, so Ebbers.
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Keine Verbesserungen in Richtung Niederlande
Kritisch sieht er die Planungen des zukünftigen Bahnverkehrs zwischen NRW und den Niederlanden. „Auf der Hauptachse Richtung Arnheim, Utrecht, Amsterdam sind keine Verbesserungen gegenüber heute angedacht. Das gilt auch für den Nahverkehr auf der Strecke von Düsseldorf über Wesel und Emmerich nach Arnheim.“
Die bange Frage beim Deutschlandtakt, die Bahn und Fahrgastverband sehen: Kann das überbelastete Netz so viel Mehrverkehr verkraften? „Wir haben eben auch nicht alles in der Hand“, sagt Bach – und das gilt insbesondere für den Ausbau des Bahnnetzes. Denn selbst der Ersatz vieler maroder Brücken und der Einbau neuer Leittechnik für 20 Prozent mehr Kapazitäten wird in den kommenden Jahren zu vielen weiteren Baustellen führen
Und ja, räumt Bach ein: „Die Baustellen werden auch in den kommenden Jahren weiter für deutliche Beeinträchtigungen sorgen“. In den Sommerferien ist erneut zwischen Duisburg und Essen Pause und entlang der Strecke von Oberhausen an den Niederrhein sind ebenfalls schon wieder zahlreiche Engpässe in Sicht. „Wenn wir irgendwann den RRX im Zehn-Minuten-Takt durch das Kernruhrgebiet fahren wollen, müssen wir ausbauen“, sagt Bach.
Keine Intercity-Linie mehr nach Soest und Paderborn
Lothar Ebbers vom Fahrgastverband „Pro Bahn“ sieht diesen Ausbau positiv. Aber er sieht auch die Belastungen in der Zukunft des Schienenverkehrs an Rhein und Ruhr: „Auf der Hauptstrecke ist eigentlich nur für vier Nahverkehrslinien Platz“. Acht Trassen pro Stunde und Richtung erfordert die Einführung des Deutschland-Taktes.
Mit einem Trick haben sich die Schweizer Planer des Deutschlandtaktes eine Trasse mehr für den Fernverkehr gesichert: Die IC-Linie über Paderborn, Kassel nach Thüringen und Sachsen nutzt bis Kassel die gleiche Trasse, die auch die erste RRX-Linie beansprucht. Heißt der RRX künftig REX, Rhein-Elbe-Express?
Lothar Ebbers schüttelt den Kopf: Er rechnet damit, dass diese IC-Linie einem leistungsfähigen Nahverkehr geopfert wird. Das übrigens ist auch die Philosophie des ins Auge gefassten Deutschland-Taktes am Düsseldorfer Flughafen: Der wird nahezu alle Fernverkehrshalte verlieren und sich im Deutschland-Takt mit RRX-Halten begnügen müssen. Für Lothar Ebbers ein nachvollziehbares Konzept: „Das entspricht dem Einzugsbereich des Flughafens.“
Doch das ist Zukunftsmusik. Für den Chef von DB-Regio-NRW zählt an diesem Morgen zunächst die Vergangenheitsbewältigung. Und da versucht Andree Bach wirklich alles. Mit vollen Händen verteilt er Schokokekse in einer roten Banderole: „Kurz und knackig: Sorry!“ steht da drauf.
Weil auf etlichen Linien die roten DB-Regio-Züge vor allem zu Jahresanfang nicht so fuhren wie bestellt: Die Linie RE6 vom Köln-Bonner Flughafen über Neuss und Düsseldorf nach Duisburg, Dortmund und weiter nach Minden war besonders betroffen.
Mehr Werkstattkapazität für S-Bahnen und RE
„Wir sind abgemahnt worden vom VRR“, gibt Bach zu. Mühevoll habe man neue Zulieferer besorgt, die Werkstattkapazitäten hochgefahren und daher sei es gelungen, nach Wochen der Pannen auch auf der Linie S1 (Dortmund-Essen-Duisburg-Düsseldorf-Hilden) und der Düsseldorfer Zusatzlinie (Ratingen-Düsseldorf-Langenfeld) wieder genügend Züge bereitzustellen: Oft fielen Bahnen aus oder waren nur halb so lang wie vorgesehen. Dieses „Tal der Tränen“ sei nun durchschritten, sagt Andree Bach. Aber den Ausdruck braucht er noch einige weitere Male: Es gibt reichlich Tränentäler bei der Bahn.