Dem ambitionierten Konzept des Deutschlandtaktes der Bahn im Bund muss für NRW ein ebenso vernünftiger Plan folgen. Doch dafür fehlt es an Ideen.

Eine Verkehrsoffensive wie den Deutschlandtakt 2030 hatten viele dem automobilaffinen Bundesverkehrsminister Scheuer nicht unbedingt zugetraut. Taktverkehr im ganzen Land ist alles andere als eine neue Erfindung. „Jede Stunde, jede Klasse“ hieß es schon 1979 bei Erfindung des IC-Systems. Zur Erinnerung daran fahren die Züge aus jenem Gründungsjahr immer noch auf einigen Linien.

Ironie beiseite. Wer Mobilität und Klimaschutz miteinander vereinen will, kommt um die Bahn nicht herum. Doch in NRW fehlen nach wie vor die großen Würfe. Die zwei großen Verkehrsprojekte sind Scheinriesen. Die Betuwe-Linie: ein seit Jahrzehnten überfälliges Projekt zur Bewältigung des Güterverkehrs (und das Extragleis bringt gerade mal 30 Prozent mehr Kapazität). Der RRX ist ein schicker Zug, dem über weite Strecken die Gleise fehlen. Er macht Tempo, um den Fernverkehr nicht zu behindern – und wird über einige neue Weichen öfter auf S-Bahn-Gleise ausweichen, damit bei 140 Prozent Auslastung der Gleise an Rhein und Ruhr alles noch irgendwie aneinander vorbeirollt.

Wenn im fernen Berlin nicht einmal genügend Kraft und Kapital locker zu machen ist, um Engpässe, die seit dem Zweiten Weltkrieg bestehen (eingleisige Brücken auf der S9, nur ein Gleis zwischen Lünen und Dortmund, wo die Hauptlast des Verkehrs nach Hamburg rollen soll), dann wird deutlich: Damit die Bahn wirklich Lokomotive des Klimaschutzes werden kann, muss noch weitaus mehr passieren als das Entwickeln eines ambitionierten Taktfahrplans am grünen Tisch.