Am Niederrhein. . Ein in der Schwarzen Heide bei Hünxe aufgenommenes Wildkamera-Bild könnte Wölfin „Gloria“ zeigen. Schäfer Maik Dünow ist um seine Herden besorgt.

Aufmerksam steht das Tier auf einer Wiese, sein Auge leuchtet vom Infrarot-Blitz der Wildkamera – ist das Wölfin „Gloria“? Eine Kamera, die Schäfer Maik Dünow bei seiner Herde in der Schwarzen Heide in Hünxe postiert hatte, hat das Bild in der Nacht zum 11. Januar aufgenommen. Dünow stellt es dem Landesumweltamt (Lanuv) zur Prüfung zur Verfügung. Experten sollen klären, wen das Bild zeigt. Für den 44-jährigen Schäfer freilich ist klar: „Ich sehe da einen Wolf.“

350 Mutterschafe und 180 Lämmer hatte Dünow in jener Nacht auf der Weide stehen, geschützt durch einen Zaun und vier Pyrenäen-Berghunde. Die Wildkamera war etwa 20 Meter von der Herde entfernt postiert. Das Bild entstand um 0.17 Uhr. „Ein Zufallstreffer“, wie Dünow im Gespräch mit dieser Redaktion sagt. Denn damit die Wildkamera wirklich auslöst, muss ein Tier auch wirklich genau in deren Blickfeld sein.

„Alle paar Tage Wolfsbesuch“

Anders als im Dezember, als bei zwei mittlerweile amtlich bestätigten Wolfsattacken insgesamt 39 Tiere von Dünow verletzt oder getötet wurden, blieb die Herde unversehrt. Der Herdenschutz hat hier also

Besorgt um seine Tiere: Berufsschäfer Maik Dünow.
Besorgt um seine Tiere: Berufsschäfer Maik Dünow. © Heiko Kempken

funktioniert. „Das freut niemanden mehr als mich“, betont der Schäfer. Er ist auch überzeugt, dass die Herde „alle paar Tage“ Wolfsbesuch bekommt: „Ich merke das an den Hunden. Die sind dann am Morgen ganz nervös, fressen kaum.“

So tröstlich es ist, dass diese Herde unversehrt blieb: Die Probleme der Weidetierhalter am Niederrhein sind nicht wirklich gelöst, seit Wölfin „Gloria“ in der Region aufgetaucht ist. Das Tier mit der wissenschaftlichen Bezeichnung GW954f gilt seit Oktober als sesshaft, hatte aber in den Wochen und Monaten zuvor wiederholt Weidetiere am Niederrhein gerissen.

Schutzhunde nur geliehen

Schäfer Dünow drängt darauf, dass die Behörden endlich auch Fördermaßnahmen nicht nur für spezielle Zäune, sondern eben auch für Herdenschutzhunde praktisch auf den Weg bringen: „Meine Hunde sind nur geliehen vom Kollegen aus Brandenburg, ich habe auch noch vier Herden ohne Hunde.“ Ein Sprecher von Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) sagte dazu auf Nachfrage der Redaktion: „Das Land NRW arbeitet - wie andere Bundesländer auch - daran, Herdenschutzhunde stärker als bisher zu fördern.

Bislang gibt es nur ein Foto von einem Wolf am Niederrhein. Jägerin Sabine Baschke hatte es vor Wochen bei einer Drückjagd im Hünxer Wald geschossen. Ob es sich tatsächlich um „Gloria“ und nicht möglicherweise einen anderen Wolf handelt, ist allein von einem Foto her freilich nicht zu sagen. Das gilt auch für das Foto jetzt vom 11. Januar.

Keine Hinweise auf weiteren Wolf

Bislang jedenfalls haben die Behörden keine Anhaltspunkte, dass die Niederrhein-Wölfin einen Gefährten hätte. Das stellte ein Lanuv-Sprecher am Freitag auf Nachfrage dieser Redaktion klar. Zwar verlassen Jungwölfe üblicherweise im Dezember ihre Rudel und legen dann deutschlandweit und auch darüber hinaus weite Strecken zurück. Tatsächlich sind auch Wölfinnen Ende Januar/Anfang Februar für eine kurze Zeit läufig. „Aber wir haben bisher keine Hinweise auf einen weiteren Wolf in der Region“, betonte der Lanuv-Sprecher.

Anderswo in NRW gibt es diese Hinweise schon: In der Senne in Ostwestfalen ist ebenfalls eine Wölfin unterwegs. Auch dort gehen die Umweltbehörden seit Mitte Dezember davon aus, dass das Tier mit der Kennung GW1044f sesshaft geworden ist.