Essen. Unsere Autorin möchte keine Kinder. Alles schön und gut - wenn sich nicht immer diejenigen einmischen würden, die das Thema so gar nichts angeht.
Kinder? Nein danke. In meinen 28 Jahren habe ich noch in keiner einzigen Sekunde den Wunsch verspürt, in meinem Körper einen neuen Menschen heranwachsen zu lassen, zu gebären und aufzuziehen.
Vielleicht wird sich das noch ändern, wahrscheinlich aber nicht. Soll die Uhr ruhig ticken, ich höre sie nicht. Die Erfüllung, die viele Menschen in einer Kleinfamilie suchen, finde ich in anderen Lebensbereichen. Ein Kind, kein Kind - ist doch meine ganz persönliche Lebensentscheidung.
Kinderkriegen: Politikum statt Privatsache
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Das finden leider nicht alle. Kinderkriegen ist noch immer ein Politikum statt Privatsache. Und es mischen sich meist diejenigen am lautesten ein, die es am wenigsten angeht. Etwa die Neue Rechte, die (deutsche) Frauen tatsächlich in der Pflicht sieht, Kinder zu bekommen. Was mich entsetzt und in meinen liberalen Werten tief angreift.
Und da sind noch die ganzen ungefragten Annahmen, wenn ich das Thema mit anderen auch nur streife. Die Menschen, die einfach ohne Nachfragen annehmen, ich würde „sicher später doch mal“ Kinder haben.
Die meine Ernsthaftigkeit durch erstaunte und skeptische Blicke in Zweifel ziehen, wenn ich ihnen von gegenteiligen Plänen erzähle – oder bevormundend „das kommt noch“ sagen. Als würden diese teils Fremden mich besser kennen als ich mich selbst, als sei ich zu jung für diese ganz persönliche Entscheidung, als wäre gar nichts anderes denkbar und deshalb möglich.
Frau ist gleich Mutter?
Warum nicht? Weil Frausein und Muttersein unbewusst wie auch gewollt noch immer gleichgesetzt wird. Weil sich hartnäckig der Glaube hält, alle Frauen hätten einen angeborenen Kinderwunsch.
Ist der gar nicht vorhanden, wird ein tief verwurzeltes Rollenbild erschüttert. Doch ich bin nicht geboren worden, um nicht zu irritieren – oder mich Idealen zu fügen, die nicht meine sind. Ich bin für gar nichts geboren worden, auch nicht zum Gebären.
Ideale aus dem Dritten Reich
Das Ideal der deutschen Frau und Mutter wirft seinen Schatten aus dem Dritten Reich bis in dieses Jahrtausend. Noch immer wird gewollt oder ungewollt kinderlosen Frauen im privaten und beruflichen Umfeld, in der Werbung, in den Medien und von der Politik unterschwellig bis ganz direkt vermittelt, sich mindestens zu rechtfertigen oder sich bestenfalls zu ändern. Damit die Rente und der Erhalt Deutschlands, ja der Menschheit, gesichert wird.
Für Frauen, die da nicht mitspielen wollen oder können, hat die Gesellschaft Narrative parat: die Egoistin, die Versagerin und – na klar – die Karrieregeile. Das ist übergriffig und sexistisch.
Und vor allem: Das sind keine Wahrheiten, sondern bloße Bilder, die verändert werden können und müssen. Ein Kind, kein Kind – alles ist richtig und möglich, aus Gründen, die niemanden etwas angehen. Und davon sollte bitte auch ausgehen, wer dieses Thema mit mir auch nur streift.
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