An Rhein und Ruhr. . Anlässlich des Weltrheumatages beantworteten vier Mediziner des Rheinischen Rheumazentrums zahlreiche Fragen zu dieser chronischen Erkrankung.
Jedes Jahr Mitte Oktober erinnert der Weltrheumatag daran, dass Millionen von Menschen, auch in Deutschland, an dieser entzündlichen Krankheit leiden. Doch auch wenn Rheuma eine chronische, nicht heilbare Erkrankung ist, so lässt sie sich heutzutage doch in den meisten Fällen gut behandeln.
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Anlässlich des Weltrheumatages 2018 haben jetzt am Expertentelefon vier Mediziner vom Rheinischen Rheumazentrum am St. Elisabeth-Hospital in Meerbusch-Lank die Anrufe zahlreicher Leserinnen und Leser entgegen genommen und mit ihnen über Symptome, Diagnosen und Therapiemöglichkeiten gesprochen.
Hier einige Fragen und Antworten.
Frage: Ich leide seit Anfang des Jahres unter starker Müdigkeit, ich habe Wasser in den Füßen, meine Finger werden manchmal steif, nachts habe ich gelegentlich Schmerzen, die bis zur Schulter hochziehen. Dabei bin ich erst 34. Dazu habe ich auch noch eine Reihe von Lebensmittelintoleranzen. Wie kann man Rheuma eigentlich entdecken? Wie bemerkt man diese Krankheit?
Dr. Stefan Ewerbeck: Rheuma muss sich nicht in den „klassischen“ Gelenkschmerzen zeigen, die Krankheit hat viele unterschiedliche Formen und Symptome. Oft geht das mit diffusen Schmerzen oder Schwellungen einher, es gibt sogar Rheuma im Bindegewebe. Ihre Beschwerden könnten aber genauso durch Hormonschwankungen in der Nebenniere verursacht werden, die auch auf eine Autoimmunerkrankung hindeuten könnten. Insofern wäre es für Sie nicht schlecht, einen Rheumatologen aufzusuchen.
Frage: Was hilft gegen das Fibromyalgiesyndrom?
Dr. Stefanie Freudenberg: Gegen das chronische Schmerzsyndrom helfen vor allem Bewegung, um die Körpermuskeln in Schwung zu bringen und Entspannungsübungen wie Tai-Chi. Eine Ernährungsumstellung kann auch helfen. Schmerzmittel bringen nicht so viel und empfehlen wir nicht. Beim Fibromyalgiesyndrom spielen oft auch Stress und psychische Probleme als Auslöser eine Rolle. Die Diagnose ist nicht immer einfach und läuft über ein Ausschlussverfahren anderer Krankheiten.
Frage: Meine Sehnen und Bänder im Fuß sind angerissen. Mein Arzt hat nach einem MRT gesagt, dass es Rheuma ist. Er würde das mit Cortison behandeln. Dabei bin ich oft sportlich unterwegs. Was bedeutet das für mich?
Dr. Tim Claßen: Für eine solche Diagnose gehört mehr als ein MRT dazu, zum Beispiel Laboruntersuchungen. Ein MRT-Bild kann nur ein Hinweis sein. Mein Rat ist, es erstmal medikamentös zu behandeln, Cortison ist dabei nicht das einzige Mittel, das angewendet werden kann. Der Hausarzt kann erste Blutwerte bestimmen, vielleicht schickt er Sie auch direkt zum Rheumatologen.
Frage: Ich bin 77 Jahre alt und Rheumapatient. Mein rechtes Knie ist schon fünfmal punktiert worden, das hilft für eine Weile, aber nicht auf Dauer. Ich habe im Kniegelenk auch eine starke Arthrose. Mein Arzt sagt, da sei nicht mehr viel zu machen und rät zu einer Prothese. Ich habe aber gelesen, dass es auch möglich ist, die entzündete Schleimhaut zu entfernen. Wäre das eine Möglichkeit?
Dr. Robert Van Ende: Die Entfernung der Schleimhaut macht nur einen Sinn, wenn das Kniegelenk selbst noch in Ordnung ist, wenn Sie darin aber eine Arthrose haben, ist das keine geeignete Behandlungsmethode. Dann wäre ein neues Kniegelenk tatsächlich eher eine Alternative. Doch ein künstliches Kniegelenk sollte immer die letzte Möglichkeit sein. Wenn Ihnen die Punktierung des Knies eine Weile hilft, einigermaßen schmerzfrei zu bleiben und wenn Sie damit zurecht kommen, dann ist das besser als eine Prothese.
Frage: Ich hatte vor einiger Zeit eine schwere, fiebrige Infektion mit Kopf- und Kieferschmerzen, ich fühlte mich extrem schlapp. Dazu hatte ich sehr hohe Entzündungswerte im Blut. Im Krankenhaus wurde eine Polymyalgia rheumatica festgestellt. Ich bekomme Cortison, damit geht es mir jetzt besser. Aber was genau ist diese Krankheit und wie muss ich mich verhalten?
Dr. Stefan Ewerbeck: Polymyalgia rheumatica ist eine Form von entzündlichem Rheumatismus, die sich nicht in den Gelenken, sondern in den Muskeln bemerkbar macht. Die Erkrankung tritt in vielen Fällen sehr plötzlich auf. Die Symptome, die Sie beschreiben, sind sehr typisch. Cortison hilft kurzfristig, allerdings sollte die Dosis auf Dauer auf unter zehn Milligramm reduziert werden. Alles, was darüber liegt, verursacht Nebenwirkungen. Ich würde Ihnen raten, einen Rheumatologen aufzusuchen, der mit Ihnen eine langfristige Therapie bespricht.