Bochum. In den vergangenen Wintern gab es jeweils mehrere Zehntausend Grippe-Erkrankte in NRW. Noch sind die Influenza-Zahlen bei uns niedrig.
Es ist wieder Grippe-Zeit. Die Saison 2023/24 war die drittstärkste der vergangenen zehn Jahre in NRW. 31.768 laborbestätigte Grippe-Fälle hatte das Landeszentrum Gesundheit (LZG) am Ende der Saison registriert. Damit bestätigten sich die Einschätzungen von Expertinnen und Experten vom Herbst 2023, die einen solchen Verlauf erwartet hatten - nach einer noch stärkeren Grippe-Zeit im Winterhalbjahr 2022/23. Was könnte uns in diesem Winter bevorstehen?
„Die Grippe-Fallzahlen sind insgesamt derzeit noch niedrig. Es zeichnet sich ein leichter Anstieg ab, was für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich ist. Vorhersagen für den weiteren Verlauf sind aber dennoch nicht möglich“, sagt eine Sprecherin des LZG. 329 Grippe-Fälle wurden in der aktuellen Grippe-Saison bisher in NRW gezählt (Stand: 19. November). Die Zahlen werden wöchentlich veröffentlicht.
Grippe: Die Statistik kann nicht alle Fälle abbilden
Im Oktober stach der Kreis Wesel bei den Grippe-Fällen kurzzeitig in NRW heraus. Das kann verschiedene Gründe gehabt haben, erklärt ein Sprecher der Kreisverwaltung: „Kausalitäten bei einer luft-übertragbaren Infektionserkrankung abzuleiten, ist schwierig und in den meisten Fällen nicht möglich.“ Einflussfaktoren könnten Freizeitverhalten, bestimmte Veranstaltungen als „Spreader“-Ereignisse ähnlich wie in Corona-Zeiten, aber auch „eine gute Abstrich-Compliance in den Gesundheitseinrichtungen“ sein; meint: Wo mehr getestet wird, kommt es auch zu womöglich höheren Zahlen. Lesen Sie auch: Landesamt für Gesundheit: Warum es wichtig ist für NRW
Obwohl es aktuell vergleichsweise wenig Grippe-Fälle in NRW gibt, sollten einen diese Zahlen nicht unvorsichtig werden lassen, heißt es beim Kreis Wesel: „Da nur der direkte Erregernachweis bei Influenza meldepflichtig ist, wird die Anzahl der wirklichen Influenzafälle deutlich unterschätzt“, gibt der Sprecher zu bedenken: „Zum einen konsultiert nur ein Teil der Patienten einen Arzt und zum anderen wird nicht immer eine labordiagnostische Untersuchung veranlasst.“
Grippe oder Erkältung - woran merke ich den Unterschied?
Doch woran merkt man, ob eine Erkältung womöglich tatsächlich eine Influenza-„Grippe“ ist? Beim Hausärzteverband NRW sagt die Vorsitzende Elke Cremer: „Grippe kommt von jetzt auf gleich.“ Mehr Informationen, wie man sich bei einer Grippe verhalten soll, finden sich im Interview mit Elke Cremer.
„Grippe kommt von jetzt auf gleich““
Allgemein gab es bereit im Oktober ein „recht hohes Niveau“ bei den Erkältungskrankheiten in NRW - bundesweit, hieß es beim Kreis Wesel. Die Zahl schwer verlaufender Atemwegsinfektionen war indes bis dato „niedrig und liegt auf dem Niveau der Vorjahre.“
Noch also wäre das eine gute Gelegenheit, sich gegen Grippe impfen zu lassen, um das Risiko zu mindern, andere im Fall des Falles anzustecken oder selbst schwer zu erkranken: „In der Regel steigen die Fallzahlen nach dem Jahreswechsel stark an“, erklärt die LZG-Sprecherin. Beim Hausärzteverband Nordrhein rät die Vorsitzende Elke Cremer, selbst Hausärztin in Troisdorf bei Bonn, zur Impfung: „Sofern man infektfrei ist, ist eine Impfung in jedem Fall sinnvoll. Sinnvollerweise bevor man Weihnachtsfeiern, Weihnachtsmärkte oder ähnliches besucht, in Wintersport _Stichwort: Apres-Ski - und auch vor der Karnevalssaison, wenn man gerne feiert.“
Grippeviren sind bei niedrigen Temperaturen „stabiler“
Vor allem kaltes Winterwetter beeinflusst die Verbreitung von Grippeviren, erklärt die LZG-Sprecherin: „Grippeviren sind bei niedrigen Temperaturen und trockener Luft stabiler.“ Zudem werde vermutet, „dass die Schleimhäute der oberen Atemwege bei trockener Luft anfälliger für Infektionen sind.“ Wie bei Corona erweisen sich dann geschlossene, warme und selten gelüftete Räume als mögliche Orte der Ansteckung. Auch interessant: Spätfolgen nach einer Grippe: Wie gefährlich ist „Long Flu“?
Wie schwer die Grippe-Saison wird, kann laut LZG erst am Ende einer Saison bewertet werden. Den derzeit vorliegenden Daten nach liegt der „Hospitalisierungsgrad“ unter dem Durchschnitt der Vorjahre, sagt die Sprecherin. Bei 30 Prozent der gemeldeten Grippe-Fälle mussten Erkrankte ins Krankenhaus; der NRW-Durchschnitt liege bei 40 Prozent. Todesfälle, die in Verbindung mit einer Grippe-Erkrankung stehen, seien in der aktuellen Saison in NRW noch keine gemeldet worden.
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