Berlin. Alzheimer beschäftigt die Forschung seit Jahrzehnten. Ein Heilmittel gibt es nicht. Die Ansätze werden aber immer vielversprechender.

Sich an nichts mehr erinnern können, Probleme beim Sprechen oder beim Schlucken, das Gefühl zu haben, langsam dahinzuschwinden: Alzheimer und Demenz gelten als zwei der fürchterlichsten und schwerwiegendsten Erkrankungen des Alters. Allein hierzulande sind derzeit rund 1,8 Millionen Menschen davon betroffen. Eine Heilungsmöglichkeit gibt es bisher nicht.

Die Forschung dazu läuft jedoch seit Jahren auf Hochtouren. Jetzt haben koreanische Forscher der Seoul National University und des dazugehörigen College of Medicine herausgefunden, dass ein bestimmtes Diabetes-Medikament das Demenz-Risiko um mehr als ein Drittel senken kann.

Demenz-Studie mit über 220.000 Teilnehmern

Für die Studie wurden die Gesundheitsdaten von über 220.000 Personen ausgewertet, die an Diabetes Typ 2 erkrankt waren. Eine Hälfte der Probanden nutzte Medikamente mit sogenannten SGLT-2-Hemmern, die andere Hälfte verwendete eine Arznei mit DPP-4. Die Patienten wurden im Schnitt zwei Jahre lang begleitet.

Danach verglichen die Forscher, wie häufig die Probanden in diesem Zeitraum an Demenz erkrankten. Das Ergebnis: Die Gruppe, die SGLT-2-Hemmer nutzte, hatte ein um stolze 35 Prozent niedrigeres Risiko als die Vergleichsgruppe. Grund dafür könnten positive Nebeneigenschaften der Arznei sein.

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Denn das Medikament verringert den Blutzuckerspiegel. Das wiederum verringerte das Risiko für Entzündungen, auch im Gehirn. Zudem hat es einen positiven Einfluss auf Bluthochdruck, Gewichtsverlust und oxidativen Stress, der unsere Zellen beschädigen kann. Bei diesen Begleiterkrankungen handelt es sich um entscheidende Faktoren, die Demenz und Alzheimer begünstigen.

Funktioniert das Medikament auch für Nicht-Diabetes-Patienten?

Bisher gibt es dazu noch keine Erkenntnisse. In einer weiteren Studie wollen die koreanischen Forscher jetzt aber untersuchen, ob und wie das Medikament auch für Patienten angewandt werden kann, die nicht an Diabetes erkrankt sind. Es sei aber grundsätzlich davon auszugehen, dass es nie das „eine“ Mittel gegen Demenz geben wird, sondern ähnlich wie bei Krebs eine Mischung aus verschiedenen Arzneien die Lösung wird.

Diabetes großer Risikofaktor für Demenz

Diabetes ist schon seit Langem als Risikofaktor für Alzheimer und eine sogenannte vaskuläre Demenz bekannt. Warum genau das der Fall ist, ist jedoch nicht hinlänglich erforscht. Mediziner sehen dafür jedoch zwei mögliche Gründe:

  • Diabetes erhöht das Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfälle. Das beschädigt das Herz und die Adern im gesamten Körper. Sind auch die Adern im Gehirn betroffen, kann das zu kognitiven Problemen führen.
  • Ein hoher Blutzuckerspiegel erhöht wie bereits erwähnt das Risiko für Entzündungen. Die wiederum können die Hirnzellen beschädigen und die Entstehung einer Demenz „befeuern“.
Einsamkeit kann die Entstehung von Demenz begünstigen, da das Gehirn nicht ausreichend stimuliert wird.
Einsamkeit kann die Entstehung von Demenz begünstigen, da das Gehirn nicht ausreichend stimuliert wird. © iStock | Tero Vesalainen

Um diese Risikofaktoren zu minimieren, sollten Diabetes-Patienten also genau darauf achten, ihre Blutzucker-Level bestmöglich zu kontrollieren. Die regelmäßige Einnahme von Medikamenten kann neben der richtigen Ernährung und ausreichender Bewegung dazu beitragen.