Berlin. Mögliche Handy-Verbote an Schulen werden heiß diskutiert. Doch was sagt die Wissenschaft? Eine deutsche Studie liefert Antworten.
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Handy-Verbote haben einen positiven Effekt auf Wohlbefinden und Lernleistungen von Schülerinnen und Schülern. Dies zeigt eine Studie der Universität Augsburg, die im Fachjournal „Education Sciences“ erschienen ist.
Smartphones sind allgegenwärtig, auch Kinder und Jugendliche haben sie ständig zur Hand. Ob dies positiv oder negativ zu sehen ist, wird gerade im Schulkontext kontrovers diskutiert: Einerseits könnten die Geräte Lernumfeld und Konzentration stören, andererseits digitale Kompetenzen fördern.
Mitunter wird in diesem Zusammenhang sogar ein Smartphone-Verbot in Schulen erwogen. Oder sogar umgesetzt. In Italien, Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien sind Handys – mit unterschiedlichen Regelungen – bereits weitgehend aus dem Schulalltag verbannt.
Klaus Zierer, Professor für Schulpädagogik an der Universität Augsburg, hat sich in dem Zusammenhang gefragt, welche Erkenntnisse es dazu aus der empirischen Bildungsforschung gibt. Gemeinsam mit Wissenschaftler Tobias Böttger hat er die Auswirkungen von Smartphone-Verboten an Schulen auf das Wohlbefinden und die schulische Leistung von Kindern untersucht.
Handy-Verbote – messbare Effekte auch fürs Wohlbefinden
Zierer und Böttger führten dazu ein vereinfachtes metaanalytisches Verfahren durch, dessen Vorteil im geringeren Zeitaufwand liegt. Sie durchsuchten die Datenbanken PsycInfo und Google Scholar nach entsprechenden wissenschaftlichen Studien zu den Zusammenhängen von Handynutzung, Schule, Lernen, Auswirkungen auf das Verhalten und das Wohlbefinden sowie Nutzungsvorschriften.
Die Forscher fanden fünf Studien aus Norwegen, Spanien, Tschechien, England und Schweden, die diese Zusammenhänge untersucht hatten. Bei der Analyse seien sie zu einem klaren Ergebnis gekommen: „Ein Smartphone-Verbot hat messbare positive Effekte, vor allem auf das Wohlbefinden der Schüler und in geringerem Maß auch auf die Lernleistungen“, teilt die Uni Augsburg mit.
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Dieses Ergebnis bestätige die Erfahrungen vieler Lehrer vor Ort: „Das Smartphone in der Tasche oder auf dem Tisch kann Lern- und Bildungsprozesse verhindern. Zudem verschlechtern Smartphones das soziale Klima in Schulen, indem sie zwischenmenschliche Konflikte befeuern“, sagt Tobias Böttger laut Mitteilung.
Trotz der Eindeutigkeit in den Ergebnissen betonen Böttger und Zierer, dass ein Verbot aber nicht ausreiche. Es sei wichtig, dass Kinder und Jugendliche lernten, wie sie mit dieser Technologie verantwortungsbewusst umgehen. Die Studienautoren empfehlen daher, das Verbot mit Weiterbildung zu kombinieren, um die Medienkompetenz der Schüler zu fördern.
Handy in der Schule: „Es ist wichtig, Regeln zu erklären“
„Es wichtig, mit ihnen über das Verbot zu sprechen, Regeln zu erklären und zu reflektieren und schrittweise Handlungsspielräume zu eröffnen, um sie so Schritt für Schritt in eine Medienmündigkeit zu führen“, sagt Klaus Zierer. Durch eine solche Kombination werde die positive Wirkung eines Smartphone-Verbots verstärkt. Böttger: „Das Ziel muss es sein, einen verantwortungsvollen Umgang mit Smartphones zu fördern und gleichzeitig ihre negativen Auswirkungen zu minimieren.“
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Nach einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Yougov vom Februar sprechen sich 66 Prozent der Menschen in Deutschland dafür aus, dass Handys an Schulen definitiv oder eher verboten werden sollten. Nach Angaben der Kultusministerkonferenz sind Schulen in Deutschland Ländersache und gibt es derzeit kein allgemeines Verbot von privaten Smartphones in Schulen. Eine entsprechende Empfehlung dazu sei auch nicht geplant. Schulen könnten die Handy-Nutzung im Schulalltag aber beschränken.