Berlin. Für viele gehört das gemeinsame Schlafzimmer zu einer romantischen Beziehung dazu. Doch das kann zu Problemen führen. Ein Paar berichtet.

  • Ein gemeinsames Schlafzimmer gehört für viele Paare einfach dazu
  • Allerdings kann die traditionelle Zimmerverteilung auch zu Problemen führen
  • Ein Paar berichtet über seine Erfahrung mit getrennten Schlafzimmer

Getrennt voneinander zu schlafen, ist ein Beziehungskiller. Auch heute noch hält sich dieses Vorurteil teils hartnäckig. Dabei kann es viele Gründe geben, die für eine sogenannte „Sleep Divorce“ (deutsch: Schlafscheidung) sprechen. Der Klassiker: Einer oder eine schnarcht. Oder der Schlaf-Wach-Rhythmus der Partner passt nicht zueinander. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn eine Person deutlich früher ins Bett geht oder aufsteht als die andere und sich die andere Person dadurch in ihrem Schlaf gestört fühlt.

Und dann ist da noch die Sache mit der Temperatur. Die eine Person mag es mollig warm, die andere lieber kühl, weshalb das Fenster die ganze Nacht geöffnet sein soll. „Es kann auch sein, dass eine Person schlecht schläft und befürchtet, die andere dadurch in ihrem Schlaf zu stören – oder es tatsächlich tut“, sagt die Schlafforscherin Dr. Christine Blume von der Universität Basel. „Manche Menschen haben auch einfach das Gefühl, dass sie alleine besser schlafen, ohne dass sie dafür einen bestimmten Grund nennen können.“

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Dass es sich bei der „Sleep Divorce“ um mehr als einen Trend handelt, zeigt der Blick auf die Zahlen. Bei einer Umfrage gaben im Jahr 2016 immerhin 28 Prozent der deutschen Paare ab 18 Jahren an, dass sie immer getrennt schlafen. Ein weiteres gutes Drittel sagte, dass sie das zumindest ab und an machen.

Getrennte Schlafzimmer: Für Werner und Nadine überwiegen die Vorteile

Werner und Nadine* (Namen von der Redaktion geändert) schlafen seit einigen Jahren getrennt voneinander. Die Entscheidung für getrennte Schlafzimmer war ein schleichender Prozess, wie Nadine sich erinnert. „Dadurch, dass es die Wohnsituation möglich gemacht hat und wir das getrennte Schlafen ausprobieren konnten, war es für uns kein harter Cut von einem Tag auf den anderen“, sagt sie. „Wenn ich mal einen ganz wichtigen Termin am nächsten Tag hatte oder besonders früh aufstehen musste oder besonders fit sein wollte, haben wir gesagt, wenn jeder in einem Zimmer schläft, dann haben wir sicher eine ruhige Nacht. Dann muss ich dich nicht wecken, wenn du schnarchst und dann bin ich nicht wach, weil du schnarchst“, sagt sie.

Und auch Werner fiel die Entscheidung nicht schwer. „Wir hatten beide das Bedürfnis danach und fanden die Vorstellung gut, auch wenn die Motivation unterschiedlich ist“, sagt er. „Meine Frau hat einen sehr leichten Schlaf, für sie ist die Geräuschkulisse entscheidend. Ich fühle mich wohler, wenn ich alleine bin und mehr Platz habe. Das ist für mich entspannter.“ Würde er mit seiner Frau in einem Bett schlafen, würde ihm das ein Gefühl der Sicherheit geben, meint Werner. „Das vermisse ich manchmal schon und könnte mir deshalb vorstellen, manchmal zusammen zu schlafen. Auf Dauer wäre das allerdings nichts für mich. Für uns ist es absolut das Richtige.“

Christine Blume
Schlafforscherin Christine Blume von der Universität Basel. © Universität Basel | Christian Flierl

Ausgeruhter, entspannter, glücklicher, einfühlsamer – all das sind Menschen, wenn sie gut geschlafen haben. Eine soziologische Untersuchung ergab, dass sich für 24 Prozent der amerikanischen Paare, die an einer Umfrage teilnahmen, das Eheleben durch „Sleep Divorce“ verbesserte. „Immer, wenn ich das Gefühl habe, meine Partnerperson stört meinen Schlaf, kann das getrennte Schlafen vielleicht sogar einen positiven Effekt auf die Beziehung haben“, sagt Schlafforscherin Christine Blume. „Denn ich fühle mich nachts nicht mehr gestört und bin am Morgen erholter. Guter Schlaf ist zudem ein wichtiger Gesundheitsfaktor und wichtig für die Resilienz eines Menschen.”

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Getrennte Betten führen nicht zu weniger Sex

Neben dem guten Schlaf bringt die „Sleep Divorce“ für Nadine und Werner noch weitere Vorteile mit sich, die sich positiv auf ihre Beziehung auswirken. „Wenn jeder sein eigenes Schlafzimmer hat, dann fallen auch viele Diskussionen über Unordnung, Möbel oder Zimmertemperatur weg“, sagt Nadine. „Jeder hat mehr Freiraum zu sagen, was er mag und was nicht. Wir schlafen getrennt, um unsere Beziehung besser zu machen, durch besseren Schlaf und nicht, weil wir irgendetwas Schlechtem aus dem Weg gehen.“

Viele Paare haben Sorge, dass sie bei getrennten Betten weniger Sex haben und die Liebe einschläft. „Die Qualität einer Beziehung lässt sich sicher nicht daran messen, ob man ein gemeinsames Schlafzimmer hat“, sagt Christine Blume. „Wenn sich ein Paar dafür entscheidet, getrennte Schlafzimmer einzurichten, weil sie das Gefühl haben, damit den individuellen Bedürfnissen besser gerecht zu werden, dann kann sich das sogar durchaus positiv auf eine Beziehung auswirken.“

Und auch Werner und Nadine können dieses Vorurteil entkräften. „Es ist nicht so, dass jeder abends einfach sein Ding macht. Sondern wir statten uns gegenseitig Besuche ab“, sagt Nadine. „Entweder legt mein Mann sich nochmal zu mir ins Bett oder ich lege mich zu ihm ins Bett und wir reden beispielsweise über den Tag oder planen den nächsten – genauso wie man es auch in einem gemeinsamen Bett machen würde. Mit dem einzigen Unterschied, dass man im letzten Moment aufsteht und ins eigene Zimmer geht und dort einschläft. Wir freuen uns jeden Morgen, uns wiederzusehen. Es trägt zu mehr Zufriedenheit in unserer Beziehung bei.“