Berlin. Testosteron-Booster sind frei verkäuflich und vor allem bei Männern beliebt. Doch wirken sie? Experten haben dazu eine klare Meinung.
Mehr Energie im Alltag, erhöhtes Muskelwachstum und ein gesteigerter Geschlechtstrieb – die Liste der positiven Wirkungen, die dem männlichen Sexualhormon Testosteron zugeschrieben werden, ist lang. Entsprechend boomt das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln, die dabei helfen sollen, den Testosteronspiegel im Körper zu erhöhen.
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Sogenannte Testosteron-Booster in Form von Kapseln, Pulvern oder Tropfen sind frei verkäuflich und können online mit nur wenigen Klicks bestellt werden. Die Produkte basieren meist auf Pflanzenstoffen wie Ashwaganda, Erd-Burzeldorn (Tribulus terrestris) oder Ginseng und enthalten zusätzlich oft Zink, Magnesium und Vitamin D. Doch lässt sich damit tatsächlich der Testosteronspiegel steigern? Wir nehmen die Nahrungsergänzungsmittel genauer unter die Lupe und verraten, worauf Sie achten sollten.
Deshalb ist Testosteron so wichtig
Testosteron wird sowohl im männlichen als auch im weiblichen Körper produziert, bei Männern hauptsächlich in den Hoden, bei Frauen in den Nebennieren. Beim Mann steuert das Hormon die gesamte körperliche Entwicklung von der Ausbildung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale über das Knochenwachstum bis hin zur Spermienproduktion. Auch Stimmung und Antrieb werden vom Testosteronspiegel beeinflusst. Mit zunehmendem Alter nimmt die Konzentration des Hormons im Körper ab.
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Der Normbereich für die Konzentration an Gesamttestosteron im Körper eines gesunden Mannes variiert je nach Labor, liegt im Durchschnitt aber zwischen 2,5 und 8,3 Nanogramm pro Milliliter Blutserum. Liegt der Testosteronspiegel unter dem Normbereich, könne dies unter anderem zu einer Abnahme des Geschlechtstriebs (der Libido), zu Muskelschwund und zu einer Zunahme des Fettgewebes führen, sagt Jochen Seufert, Leiter der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg. „Manche Betroffene haben aber auch gar keine Symptome“, betont der Experte.
Von einem Griff zu Testosteron-Boostern rät der Endokrinologe in jedem Fall ab – egal, ob die Werte im oder unter dem Normbereich liegen. „Es gibt keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege dafür, dass diese Nahrungsergänzungsmittel den Testosteronspiegel tatsächlich erhöhen können“, sagt Seufert. Eine stark testosteronsteigernde Wirkung dürften die frei verkäuflichen Produkte ohnehin nicht haben. „Sonst wären sie nämlich zulassungspflichtige Medikamente, die in Studien untersucht werden müssten“, so der Experte weiter.
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Pflanzenstoffen wie Ashwaganda werde zwar eine testosteronähnliche Wirkung nachgesagt. Bei einer Einnahme über den Mund könne sich diese jedoch kaum entfalten. „Bei der medizinischen Testosteronersatztherapie verwenden wir auch keine Tabletten, sondern Gels oder Spritzen, denn wenn das Testosteron die Leber passiert hat, ist es schon zu 90 Prozent inaktiviert“, erklärt Seufert.
Dass Testosteron-Booster oft auch Zink, Magnesium und Vitamin D enthalten, ist für den Endokrinologen reines Marketing. Einen Zusammenhang zwischen den Stoffen und Testosteron gebe es nicht. „Wahrscheinlich verkauft es sich einfach besser, wenn auf der Verpackung noch etwas Vertrautes wie Zink oder Vitamin D draufsteht“, sagt der Experte.
Können Testosteron-Booster der Gesundheit schaden?
Doch können die Nahrungsergänzungsmittel auch der Gesundheit schaden? Laut Seufert gilt wie so oft: Die Dosis macht das Gift. „Schauen wir uns zum Beispiel den Pflanzenstoff Ginseng an: Der wirkt auch auf die Blutgefäße. Bei einer Überdosierung kann es da also durchaus zu Kreislaufproblemen kommen“, so Seufert.
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Hinzu komme, dass bei Testosteron-Boostern im Gegensatz zu lizenzierten Medikamenten meist unklar sei, wie viel Wirkstoff tatsächlich in einer Dosis enthalten ist. „Bei diesen Nahrungsergänzungsmitteln gibt es nämlich nicht die strenge Vorgabe, dass in jeder Kapsel genau die gleiche Menge enthalten sein muss“, erklärt Seufert.
Auch der Erd-Burzeldorn (Tribulus terrestris) ist häufig Bestandteil von Testosteron-Boostern. Nach Angaben der Verbraucherzentrale enthält die Pflanze die Alkaloide Harman und Norharman, die das Erbgut verändern und schädigen können. Ob und in welcher Menge die Alkaloide in den Boostern enthalten sind, ist unklar. Aufgrund der unzureichenden Studienlage rät die Verbraucherzentrale jedoch derzeit vom Verzehr von Erd-Burzeldorn in Form von Nahrungsergänzungsmitteln ab.
Experte erklärt: Was tun bei Verdacht auf Testosteronmangel?
Wer den Verdacht hat, an einem Testosteronmangel zu leiden, sollte laut Seufert zunächst einen Arzt aufsuchen. „Der misst dann den Testosteronspiegel im Blut und fragt den Betroffenen nach spezifischen Symptomen“, erklärt der Experte. Nach der Beratung könne bei Bedarf eine Testosteronersatztherapie eingeleitet werden.
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Wie Seufert betont, müssen Symptome wie ein Verlust der Libido aber nicht zwangsläufig auf einen Testosteronmangel zurückzuführen sein. „Wenn der Testosteronspiegel im Normbereich liegt und ich zum Beispiel unter einer verminderten Libido leide, muss ich mir darüber im Klaren sein, dass eine Erhöhung nicht unbedingt mit einer Verbesserung einhergehen würde“, so der Endokrinologe.
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