Berlin. Erdbeeren haben jetzt in Deutschland Saison. Schon länger gibt es sie auch aus Spanien oder Marokko. Experten erklären, was gesünder ist.

Saftig, rot, unwiderstehlich lecker und dazu noch gesund – Erdbeeren gehören zu den beliebtesten Obstsorten der Deutschen. Doch obwohl die Erdbeersaison hierzulande erst im April oder Mai beginnt, zieren die aromatischen Früchte oft schon Wochen vorher die Regale deutscher Supermärkte.

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In diesem Fall handelt es sich um sogenannte Früherdbeeren, die aus Ländern wie Spanien, Griechenland oder Ägypten nach Deutschland importiert und hier preisgünstig angeboten werden. Aber was unterscheidet die Erdbeeren aus dem Ausland noch von den heimischen? Wir klären, was es mit den Importfrüchten auf sich hat und was Sie als Verbraucher wissen sollten.

Experte: „Wir produzieren die besten Früchte“

Der Konsum von importierten Erdbeeren hat in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen. Laut Fred Eickhorst, Geschäftsführer und Vorstandssprecher der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer, liegt das unter anderem daran, dass der Lebensmitteleinzelhandel ausländische Früchte gezielt außerhalb der deutschen Erdbeersaison bewirbt. „Der Handel will die Erdbeere zu einem Ganzjahresprodukt machen, so wie er es bereits mit der Heidelbeere geschafft hat“, erklärt Eickhorst.

Fred Eickhorst ist Geschäftsführer und Vorstandssprecher der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer.
Fred Eickhorst ist Geschäftsführer und Vorstandssprecher der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer. © Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer e.V. | Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer e.V.

Im Süden Deutschlands begann die Erdbeersaison in diesem Jahr bereits Anfang bis Mitte April, enden wird sie voraussichtlich im August. Ausländische Erdbeeren sind dagegen oft schon ab Januar in den Regalen zu finden – und das zu deutlich günstigeren Preisen. Laut Eickhorst hat das mit den hohen Standards zu tun, die in Deutschland für den Erdbeeranbau gelten. „Wir zahlen mit die höchsten Löhne in der EU, haben die höchsten Sozialstandards und Dokumentationspflichten sowie die besten Zertifizierungen und Kontrollen. Wir produzieren die besten Früchte. Das kostet natürlich“, sagt er.

Import-Erdbeeren: Diese Rolle spielen Pestizide

Eine wichtige Rolle im Erdbeeranbau spielt die Behandlung mit Pestiziden, genauer gesagt mit Pflanzenschutzmitteln. Die Chemikalien, die zum Schutz der Früchte vor Schädlingen und Krankheiten eingesetzt werden, können tief in die Erdbeeren eindringen und dort Rückstände hinterlassen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung weist jedoch darauf hin, dass diese Rückstände nicht per se ein Gesundheitsrisiko darstellen. Vielmehr sei es wichtig, dass bestimmte Grenzwerten eingehalten werden.

Dass der sogenannte Rückstandshöchstgehalt überschritten wird, kommt selten vor, ist laut Fred Eickhorst bei importierten Erdbeeren aber wahrscheinlicher. „Bei deutscher Ware liegt die Beanstandungsquote bei etwa ein Prozent, bei Ware aus anderen EU-Ländern zwischen ein und drei Prozent und bei Ware aus Drittländern bei etwa zehn Prozent“, sagt er.

Laut Judith Schryro, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Berlin, weisen nicht nur Erdbeeren, sondern pflanzliche Produkte aus Drittländern generell eine höhere Pestizidbelastung auf. „Bei Obst und Gemüse aus Drittländern liegen 4,3 Prozent der Proben über dem Rückstandshöchstgehalt, bei Ware aus Deutschland oder der EU sind es nur 0,6 beziehungsweise 0,9 Prozent“, sagt sie.

Schryro weist jedoch darauf hin, dass eine Überschreitung der Höchstwerte nicht automatisch bedeutet, dass die pflanzlichen Produkte die Gesundheit schädigen. „Der Grenzwert ist eben kein toxikologischer Wert, sondern er wurde festgelegt, indem man überprüft hat, wie viele Rückstände bei sachgerechter Anwendung des Pflanzenschutzmittels zu erwarten sind“, erklärt die Ernährungsexpertin.

Pro Kopf werden in Deutschland jährlich etwa 3,7 Kilogramm Erdbeeren verzehrt. Zu kaufen gibt es die roten Früchte im Supermarkt oft schon ab Januar.
Pro Kopf werden in Deutschland jährlich etwa 3,7 Kilogramm Erdbeeren verzehrt. Zu kaufen gibt es die roten Früchte im Supermarkt oft schon ab Januar. © DPA Images | Patrick Pleul

Insgesamt, so Schryro, überwiegen die positiven Eigenschaften der Erdbeere. Dennoch sieht sie weiteren Forschungsbedarf, etwa bei der Mehrfachbelastung durch verschiedene Pestizidrückstände.

Ein Grund für die höhere Belastung von Importerdbeeren ist laut Eickhorst, dass in Ländern wie Marokko und Ägypten die Vorschriften für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich lockerer sind als in Deutschland. Auch die langen Transportwege führten dazu, dass die für den Export bestimmten Erdbeeren, die anfällig für Pilzbefall und Fäulnis sind, vermehrt mit Pflanzenschutzmitteln behandelt würden.

Deshalb sind die Früherdbeeren schlechter fürs Klima

Der Experte weist außerdem darauf hin, dass die Erdbeeren im Ausland oft frühreif geerntet werden, da sie für den Transport nicht zu weich sein dürfen. „Im Gegensatz zur Banane reift die Erdbeere nach der Ernte aber nicht nach, weshalb die importierten Früchte im Supermarkt oft heller aussehen als die heimischen“, erzählt Eickhorst. Reife Früchte haben laut Schryro meist einen höheren Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen – sie sind also gesünder. „Zusätzlich schmecken sie oft vollmundiger und haben ein weicheres Mundgefühl“, meint Eickhorst.

Insgesamt plädiert Eickhorst dafür, sich als Verbraucher genauer mit den im Handel angebotenen Produkten auseinanderzusetzen. Denn neben gesundheitlichen Aspekten spiele bei Erdbeeren aus dem Ausland auch das Klima eine wichtige Rolle. „In eher trockenen Ländern wie Spanien und Marokko ist der hohe Wasserverbrauch beim Erdbeeranbau sehr problematisch“, führt der Experte aus. Aber auch die langen Transportwege und der hohe Plastikverbrauch führten bei importierten Früchten zu einer schlechten Umweltbilanz.

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte laut Schryro in der Saison zu regionalen Bioerdbeeren greifen. Diese seien in der Regel deutlich weniger mit Rückständen belastet, da beim Anbau unter anderem auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet wird. „Im Jahr 2022 waren sogar drei Viertel der Bio-Proben rückstandsfrei“, so die Ernährungsexpertin.