Düsseldorf. Eigentlich sind die Lebenshaltungskosten überall gleich, egal ob in Düsseldorf, Essen oder in Hagen. Wenn da nicht das Wohnen wäre...

  • Eine neue Studie informiert darüber, dass die Wohnkosten die Lebenshaltungskosten in die Höhe treiben.
  • In NRW sind die Unterschiede bei den Wohnkosten groß: In den Großstädten am Rhein ist gutes Wohnen ein Luxus, im Sauerland und in Teilen des Ruhrgebiets ist es erschwinglicher.
  • Die SPD-Opposition im Landtag wirft der schwarz-grünen Landesregierung ein Scheitern in der Baupolitik vor und fordert eine NRW-eigene Wohnungsgesellschaft.

Die zum Teil drastisch gestiegenen Wohnkosten schlagen in NRW immer mehr auf die Lebenshaltungskosten durch, und die Schere zwischen „billigen“ und „teuren“ Wohnorten geht laut einer neuen Studie weit auseinander.

„Der Schuh drückt vor allem bei den Wohnkosten in deutschen Großstädten“, sagte der Autor der Studie, Christoph Schröder vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Das IW hatte zusammen mit dem Bundesinstitut für Bauforschung drei Jahre lang Daten gesammelt, um Wohn- und Lebenshaltungskosten deutschlandweit vergleichen zu können.

Wohnkosten: Am Rhein ist es teuer, im Ruhrgebiet relativ billig

Betrachtet man allein die Wohnkosten in NRW, liegen die rheinischen Großstädte Köln, Düsseldorf und Bonn weit oben. Viel bezahlbarer ist das Wohnen dagegen im Hochsauerlandkreis. Im Ruhrgebiet belasten die Wohnkosten die Bevölkerung unterdurchschnittlich. Hagen und Duisburg sind günstig, Dortmund und Essen relativ teurer.

Laut der Studie wäre das Leben ohne Berücksichtigung der Wohnkosten überall fast gleich teuer. Das Wohnen mache also den Unterschied.

Wohnungsnot in NRW: Würde eine landeseigene Wohnungsgesellschaft helfen?

Steigende Mieten und Baupreise sowie die grassierende Wohnungsnot in Teilen des Landes prägten am Freitag auch die Diskussionen im Landtag. Die SPD warf der schwarz-grünen Landesregierung ein Scheitern in der Wohnungspolitik vor.

Studierende starten auf dem Campingplatz ins Uni-Leben, junge Familien können sich ihren Traum vom Eigenheim nicht mehr leisten, zehn Millionen Mieterinnen und Mieter in NRW haben Angst vor steigenden Mieten“, sagte die NRW-Vorsitzende der SPD, Sarah Philipp. Die Zahl der Baugenehmigungen sei abgestürzt, der öffentlich geförderte Mietwohnungsbau befinde sich an Rhein und Ruhr in einem „beispiellosen Niedergang“. Die Sozialdemokraten fordern unter anderem ein „Sofortprogramm“ zur Wiederbelebung der Bauwirtschaft und eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft.

Wohnungsnot: In NRW fehlen Flächen für den Wohnungsbau

NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) konterte die Vorwürfe mit eigenen Zahlen. „In Deutschland sind knapp über eine Million öffentlich geförderte Wohnungen im Markt und in NRW haben wir einen Anteil von mehr als 40 Prozent davon.“ In keinem anderen Bundesland gebe es mehr geförderte Wohnungen für Menschen mit kleinem Geldbeutel.

Der wichtigste Hebel, um mehr Wohnungen bauen zu können, seien Flächen fürs Bauen. Allein mit dem Aufstocken von Etagen und Dachgeschoss-Ausbauten sei keine Entlastung zu erreichen. Die Hauptschuld für die Krise im Häuserbau sieht Scharrenbach bei der Bundesregierung. Die „Ampel“ betreibe mit ausufernden Bürokratie- und Bauvorschriften „Giftmischerei“. Eine Entschlackung der Bauvorschriften bringt auch der Verband der Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen (VdW) ins Gespräch. Dünnere Wände und Leitungen über Putz sollten keine Tabus sein.

Von einer landeseigenen Wohnungsgesellschaft halten weder Ina Scharrenbach noch Angela Freimuth von der FDP etwas. Es gebe genügend Bauunternehmen und Wohnungsgesellschaften in NRW – private, genossenschaftliche und öffentliche. Sie benötigten Sicherheit und keinen neuen Konkurrenten im Markt.

Wohnkosten: Hier ein überblick über regionale Unterschiede:

Ruhrgebiet:

Im Ruhrgebiet liegt der Preisindex für Wohnkosten zum Teil deutlich unter dem Bundes-Durchschnittswert von 100. Besonders niedrig sind demnach die Wohnkosten in Gelsenkirchen (Indexwert 80,6) und in Hagen (80,7). Ebenfalls recht günstig wohnen Bürgerinnen und Bürger in Duisburg (86,2), Oberhausen (85,5) und Bottrop (89,8). Näher am Bundes-Schnitt sind bei den Wohnkosten Dortmund (94,2), Essen (95,7), Mülheim (95,8) und Bochum (92,5).

Südwestfalen:

In Südwestfalen liegt der Preisindex für Wohnkosten deutlich unter dem Bundes-Durchschnittswert von 100. Besonders niedrig sind demnach die Wohnkosten in Hagen (Indexwert 80,7), im Hochsauerlandkreis (77,4) sowie im Märkischen Kreis (82,2). Im Kreis Soest liegt der Indexwert bei 85,1, im Kreis Olpe bei 87,3. Einzig für den Kreis Siegen-Wittgenstein ist ein Indexwert von knapp über 90 verzeichnet. Im Bundesmaßstab ist das Wohnen dort dennoch recht günstig.

Niederrhein:

Am Niederrhein gibt es deutliche Unterschiede beim Preisindex für die Wohnkosten. Besonders teuer ist -- nicht überraschend -- das Wohnen in Düsseldorf (Indexwert 126,2). Der Kreis Kleve liegt hingegen mit einem Indexwert von 88,5 deutlich unter dem Bundes-Durchschnittswert von 100. Der Kreis Wesel liegt noch knapp unter dem Indexwert 90. Die Ruhgebietsstadt Duisburg kommt auf 86,2.

Großstädte am Rhein:

Entlang des Rheins liegt der Preisindex für Wohnkosten sehr stark über dem Bundes-Durchschnittswert von 100. Besonders hoch sind die Wohnkosten in Köln. Die Domstadt hat einen Wohnindex-Wert von 131,1. Dahinter, aber immer noch auf hohem Niveau, liegen Düsseldorf (126,2) und Bonn (122,4). Leverkusen (105,2) liegt näher am Bundes-Durchschnitt.

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