Düsseldorf. Von Schiffsexplosionen und mit Kot beschmiertem Rindfleisch: Die Polizei ist auch auf dem Wasser unterwegs und kümmert sich um die Umwelt.
„Auch auf dem Wasser passieren kriminelle Dinge“, leitet NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) die Presse-Bootsfahrt über die Arbeit der Wasserschutzpolizei ein. Er lehnt in gelber Schwimmweste an der Fensterbank der sogenannten „WSP1“, dem größten Schiff der Wasserschutzpolizei in NRW, mit acht Schlafplätzen und einer Geschwindigkeit von 50 km/h. Hinter ihm ziehen die Düsseldorfer Rheinufer vorbei.
Das Flaggschiff wankt leicht, der Wind ist stark an diesem Tag. Die Vibration des Motors ist unter den Füßen zu spüren. „Das hier“ – der Minister schaut sich im Innenraum um – „ist quasi eine schwimmende Wache.“
Was hat die Wasserschutzpolizei mit Umweltkriminalität zu tun?
Umweltkriminalität macht etwa 30 bis 40 Prozent der Arbeit der Wasserschutzpolizei aus. Was das ist? Reul liest von seinem Spickzettel ab: „Das sind rechtsverletzende Handlungen, die sich gegen die Umwelt richten“ – oder kurz: „Jemand macht etwas Verbotenes zum Nachteil der Umwelt“, zum Beispiel der Luft, dem Boden, dem Wasser, Tieren oder Pflanzen. Solche Verstöße können mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden.
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Die beiden häufigsten Delikte waren im vergangenen Jahr: Gewässerverunreinigungen (140 Fälle) und unerlaubtes Entsorgen von Abfällen (83 Fälle). Die meisten werden erst durch Überwachungen oder Kontrollen aufgedeckt, zum Beispiel durch Gewässerproben. Auch, wenn sie im Gegensatz zu Straftaten, die sich gegen Menschen richten, erst nicht so gravierend scheinen, seien sie sicher keine Kavaliersdelikte, sagt Reul. „Denn sie sind eine ernste Gefahr für das tägliche Leben, den Planeten und künftige Generationen.“
Was waren die krassesten Fälle von Umweltkriminalität?
Die krassesten Umweltdelikte stellt der Leiter des Zentralen Kriminalkommissariats in NRW André Posten vor. Zwei davon stechen besonders hervor. 2004 entleert die Besatzung eines Tankschiffesillegal die Gas-Tanks im Rhein-Herne-Kanal. „Und plötzlich ist das Schiff explodiert“, erzählt Posten. Die Wasserschutzpolizei ermittelt: das Gas-Luft-Gemisch hatte sich durch eine Halogenlampe entzündet.
Der zweite Umweltdelikt trägt den Namen „Gammelfleisch“. Er hat zwar nichts mit der Wasserschutzpolizei zu tun. Aber Posten hat auch diesen Fall betreut. Er erklärt: „Da wurde Fleisch mit Kot beschmiert und versucht, den Schlachthof damit zu erpressen.“ Das kontaminierte Fleisch sollte dann zu Tierfutter verarbeitet werden. „Der Betreiber dachte sich aber wohl: Das sind doch in Plastik eingeschweißte Rinderfilets. Damit kann ja nichts sein. Und verkaufte sie für einen kleinen Preis weiter.“ Wenig später tauchte dieses Fleisch als Mittagessen in der Kantine des Landgerichts Düsseldorf auf.
Was macht die Wasserschutzpolizei, wenn es nicht um die Umwelt geht?
Streifenboote wie die WSP1 schippern jeden Tag auf dem Rhein, der Ruhr, dem Rhein-Herne-Kanal und allen anderen Flüssen entlang – von Bonn bis Emmerich, von Essen bis Minden. In NRW ist die Wasserschutzpolizei für etwa 900 Kilometer Gewässer zuständig. Ihre Hauptaufgabe: die Überwachung der Schifffahrt.
Pro Jahr sind in NRW etwa 230.000 gewerbliche Schiffe unterwegs. Dazu kommen, vor allem im Sommer, Partyboote, Jetskis und private Motorboote. „Während man in anderen Bundesländern froh ist, am Tag mal ein Boot zu sehen, ist hier Remmidemmi“, erklärt André Posten, der seit 1993 bei der Wasserschutzpolizei arbeitet – und will damit sagen: die Beamten haben auf dem Wasser gut zu tun. Etwa 10.000 Schiffe kontrollieren sie pro Jahr.
Insgesamt gibt es 292 Mitarbeiter bei der Wasserschutzpolizei und 26 Schiffe. Seit 2020 hat das Innenministerium rund sechs Millionen Euro in neue Boote investiert. Eins kostet zwischen eineinhalb und zwei Millionen Euro. Eine „schweineteure Angelegenheit“, kommentiert Reul.
Was ist in Zukunft bei der Wasserschutzpolizei geplant?
Damit die Ermittlungen bald noch besser funktionieren, soll es ab Herbst eine neue Vernetzungsstelle der Wasserschutzpolizei geben. Dort werden dann Erkenntnisse aus einzelnen Bundesländern zusammengeführt, um zentral zu ermitteln. „So werden Sachen, die im Nebel liegen, schneller klar“, erhofft sich Posten.