Düsseldorf. Mehr Personal in Düsseldorf und Köln/Bonn. Bundespolizisten sollen kontrollieren. Airports wollen Sicherheitskontrollen selbst managen.
Die großen NRW-Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn stocken Personal auf, um ein „Sommer-Chaos“ zu verhindern. In Köln wird eine zweite Sicherheitsfirma verpflichtet, auch Düsseldorf denkt offenbar in diese Richtung. Kurios: In diesem Sommer sollen sogar Bundespolizisten den Kontrolleuren „im Fall der Fälle“ vorübergehend assistieren.
Genervte Fluggäste, überforderte Kontrolleure, verspätete Flüge – der Sommer 2022 war für die Airports ein Stresstest. Nach der Corona-Pause wollten wieder viele Menschen verreisen, aber es gab zu wenig Personal, um den Ansturm zu bewältigen. Kurz vor dem Start in die Ferien 2023 scheinen die Flughäfen besser gewappnet zu sein. In den Osterferien war das befürchtete Chaos schon ausgeblieben.
Neuaufstellung der Kontrolle nach dem "Frankfurter Modell"
„Unser Programm ,Off-Block‘ hat sich bewährt, und wir werden es mit weiteren Maßnahmen für den Sommer fortsetzen. Unabhängig davon läuft die Mitarbeitergewinnung bei allen Partnern weiter, das Personal wird weiter aufgestockt“, sagte ein Sprecher des Düsseldorfer Flughafens dieser Redaktion. Hinter "Off-Block" stecken zum Beispiel ein online buchbares Zeitfenster für die Sicherheitskontrolle, eine zügigere Abfertigung von Geschäftsreisenden und ein „Früh-Check-in“ ab drei Uhr morgens. Die Wartezeiten betrügen höchstens zehn bis 20 Minuten, so der Sprecher.
Hinter den Kulissen laufen derweil Vorbereitungen für eine Neuaufstellung der Sicherheitskontrollen, die weit über dieses Jahr hinauswirken dürften. Kurzfristig soll in Köln/Bonn die Firma „I-Sec“ den dortigen Dienstleister „Securitas“ ergänzen. In Düsseldorf soll die Bundespolizei nach Informationen der Gewerkschaft Verdi gleich mit zwei neuen Sicherheitsfirmen verhandeln: Mit „Condor Flim“ aus Dortmund und „Klüh“ aus Düsseldorf. Hier geht es um die Entlastung der Sicherheitsfirma „DSW“, deren Vertrag mit dem Bundesinnenministerium zum Jahresende zwar ausläuft, womöglich aber verlängert wird.
Bundespolizisten als Kontroll-"Assistenten" für den Notfall?
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP), Abteilung Bundespolizei, bestätigte, dass darüber hinaus „eine große Anzahl von Beamten der Bundespolizei“ geschult worden sei, um in Düsseldorf und Köln/Bonn mitzuhelfen, wenn die Schlangen vor den Kontrollen zu lang werden sollten. Die GdP Bundespolizei lehnt dies strikt ab. „Diese Polizeibeamten müssen ihren originären Aufgaben nachkommen, wo sie ebenfalls sehr dringend erforderlich sind. Gerade für den Einsatz in einer Luftsicherheitskontrollstelle benötigt man ausgebildetes, zertifiziertes Fachpersonal, die Luftsicherheitsassistenten“, sagte Arnd Krummen aus dem Vorstand der GdP Bundespolizei dieser Redaktion.
Langfristig sollen sowohl der Airport Köln/Bonn als auch der in Düsseldorf die Regie für die Passagierkontrollen von der Bundespolizei übernehmen. Weil der Frankfurter Airport die Blaupause dafür liefert, wird vom so genannten „Frankfurter Modell“ gesprochen. Die Bundesregierung glaubt, damit die Probleme bei den Sicherheitskontrollen lösen zu können. Das Bundesinnenministerium bestätigte auf Nachfrage, dass das „Frankfurter Modell“ für Düsseldorf geprüft werde.
Airport könnte Aufgabe der Bundespolizei übernehmen
Der Airport Düsseldorf ist bereit, die die Auswahl und die Steuerung der für die Sicherheitskontrollen zuständigen Privatfirmen selbst zu übernehmen. Bei den Personal- und den Waren-Kontrollen funktioniere dies schon seit Jahren gut, erklärte ein Sprecher. Es heißt, die Entscheidung über das „Frankfurter Modell“ falle schon im Juni. Starten könne man damit aber erst Anfang 2025.
Die Gewerkschaften Verdi und GdP-Bundespolizei kritisieren die Pläne. „Es bleibt bei der Flickschusterei. Es wird weiter so sein, dass zu Stoßzeiten viel zu wenig Personal für die Kontrollen zur Verfügung steht“, warnt Verdi-Sekretär Özay Tarim. Man könne heute noch gar nicht sagen, ob das „Frankfurter Modell“ funktioniere, denn Frankfurt experimentiere erst seit Januar 2023 damit. Schließlich scheine die Bundespolizei den auslaufenden Vertrag mit der in Düsseldorf tätigen Firma „DSW“ bis zum Beginn des „Frankfurter Modells“ verlängern zu wollen, obwohl dieses Unternehmen vom Bund nach dem Chaos im Sommer 2022 wiederholt abgemahnt worden sei.
Die Gewerkschaften werfen dem Bund vor, bei der Flughafen-Sicherheit weiter auf Privatfirmen mit Profit-Absichten setzen zu wollen. „Diese hoheitliche Antiterrormaßnahme gehört in die Hände des Staates und nicht in die private Sicherheitswirtschaft“, so Arnd Krummen.
Wieder mehr Passagiere
Die sechs größten NRW-Flughäfen sind im Aufwind. Sie verbuchten im März 1,1 Millionen abfliegende Passagiere und damit gut ein Drittel mehr als im Vorjahresmonat, wie das Landesstatistikamt mitteilte. Das Niveau von vor der Pandemie ist aber noch nicht erreicht, im März 2019 wurden 1,6 Millionen Fluggäste gezählt. Größter Airport in NRW ist in Düsseldorf, es folgen Köln/Bonn, Dortmund, Weeze, Münster/Osnabrück, Paderborn/Lippstadt.