An Rhein und Ruhr. “Es steht noch längst nicht alles unter Schutz, was naturschutzwürdig wäre“, sagt BUND-Chef Sticht. Prominentes Beispiel: der Hambacher Wald.

Umweltschützer sehen großen Bedarf für weitere Naturgebiete in Nordrhein-Westfalen. Laut einer aktuellen Übersicht des Landesumweltamtes (Lanuv) hat ihr Anteil an der Gesamtfläche von NRW im Jahr 2019 nur noch leicht zugenommen - er stieg um 0,1 auf 8,5%.

Im Trend der vergangenen zehn Jahre gibt es aber laut Lanuv einen "signifikanten Anstieg". Er hat wesentlich mit der Umsetzung der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FHH) und der Meldung eben solcher Schutzgebiete nach Brüssel zu tun. Mittlerweile seien die Meldungen der FHH-Gebiete aber weitgehend abgeschlossen, heißt es.

Forderung nach zweitem Nationalpark

Insgesamt sind den Angaben zufolge über 3.289 Naturschutzgebiete, 517 FFH-Gebiete, 28 Vogelschutzgebiete, 56 Wildnisentwicklungsgebiete und ein Nationalpark - nämlich in der Eifel - ausgewiesen. "Es steht noch längst nicht alles unter Schutz, was naturschutzwürdig wäre", sagte Holger Sticht, Landesvorsitzender des Umweltverbandes BUND, an diesem Donnerstag (14. Mai 2020), der Redaktion.

Aktuell habe man zum Beispiel in der Region Köln weitere fünf Gebiete für den Naturschutz angemeldet, so Sticht weiter. Die Umweltschützer drängen außerdem darauf, dass in der Senne bei Bielefeld in NRW ein zweiter Nationalpark entsteht. Zudem seien von der Landesregierung auch nicht alle FFH-Gebiete gemeldet worden, so Sticht. Prominentestes Beispiel sei der Hambacher Wald im Rheinischen Tagebau-Revier, um dessen Schutzwürdigkeit weiter vor Gericht gerungen wird.

BUND fordert: Ehrenamtler einbinden

Die Bewirtschaftung bestehender Schutzgebiete ist dem BUND-Chef zufolge von Kreis zu Kreis "sehr unterschiedlich, für NRW insgesamt betrachtet aber schlecht". Sticht geht davon aus, dass bis Jahresende längst nicht alle FFH-Gebiete in NRW über die nötigen Managementpläne verfügen werden. Der BUND-Chef drängt hier auf die Einbeziehung des ehrenamtlichen Naturschutzes, sprich von Verbänden wie dem BUND.