SOZIALES. Laut einer Langzeitbefragung nimmt die Ungleichverteilung in der bundesdeutschen Gesellschaft immer weiter zu.
BERLIN. Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich in den Jahren 2002 bis 2007 weiter geöffnet. Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gehen die Ersparnisse in den ärmeren Bevölkerungsschichten weiter zurück. Grundlage der Studie ist eine permanente Langzeitbefragung von 11 000 Haushalten (Sozio-ökonomisches Panel).
Insgesamt hatten die Deutschen 2007 rund acht Billionen Euro auf der hohen Kante. Zieht man die Schulden ab, bleiben netto 6,6 Billionen. Erfasst sind darin Immobilien, Geld, Versicherungen Betriebsvermögen, aber auch wertvolle Sammlungen. Nicht berücksichtigt wurden Autos, Hausrat und Ansprüche an die gesetzlichen Sozialversicherungen. Rein rechnerisch beträgt der Durchschnittswert bei Erwachsenen 88 000 Euro - ein Plus von zehn Prozent gegenüber 2002.
Insgesamt ja. Aussagekräftiger als der Durchschnittswert ist jedoch der Mittelwert, Statistiker sprechen vom "Median". Teilt man die Bevölkerung nach der Höhe ihres Vermögens in zwei Hälften, liegt das mittlere Vermögen bei nur 15 000 Euro. Seit 2002 ist dieser Mittelwert kaum gestiegen.
Ja. Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zwischen 2002 und 2007 weiter geöffnet. Das reichste Prozent der Bevölkerung verfügt über fast ein Viertel des Gesamtvermögens. Das oberste Zehntel besitzt 60 Prozent. Mehr als zwei Drittel der Deutschen verfügen hingegen über nur neun Prozent des Vermögens. 27 Prozent haben nichts oder fast nichts auf der hohen Kante.
In den wohlhabenden Bevölkerungsschichten sind die Vermögen deutlich gewachsen. Bei den Ärmsten gibt es hingegegen einen wachsenden Anteil, die wenig oder gar nichts gespart haben.
Selbstständige und Unternehmer haben das meiste Geld gespart. Im Schnitt 177 000 Euro, wenn sie keine Angestellten haben, 1,1 Millionen, wenn sie mehr als zehn Mitarbeiter haben. Es folgen die Beamten des gehobenen oder höheren Dienstes mit einem Durchschnittsvermögen von 140 000 Euro. Danach kommen Angestellte in Führungspositionen (119 000 Euro), qualifiziertes Fachpersonal (70 000 Euro) und Beamte des einfachen und mittleren Dienstes (63 000 Euro). Facharbeiter oder Angestellte mit einfachen Tätigkeiten kommen auf knapp 46 000 Euro. Das alles sind Durchschnittswerte, innerhalb der einzelnen Gruppen gibt es erhebliche Unterschiede!
Die DIW-Forscher glauben ja. Vor allem im Osten fürchten sie mehr Altersarmut, weil Arbeitslose wegen "Hartz IV" ihr Ersparnisse aufbrauchen müssen. Auch die neue Abgeltungssteuer und die Reform der Erbschaftssteuer wird nach Auffassung des DIW "zu einer weiteren Vermögenskonzentration führen und die ökonomische Ungleichheit in Deutschland weiter verstärken". (NRZ)