Berlin. Der Angriff auf eine Demonstration in München erschüttert das Land. Bald kommen viele Karnevalszüge. Wie kann KI beim Schutz helfen?

Am Donnerstagvormittag raste in München ein Mann mit einem Auto in eine Demonstration der Gewerkschaft Verdi und verletzte nach aktuellem Stand mindestens 36 Menschen. Nach dieser schrecklichen Tat stellt sich die Frage, wie in Zukunft die Sicherheit bei solchen mobilen Veranstaltung gewährleistet werden kann. Der Straßenkarneval steht vor der Tür, viele Umzüge werden durch deutsche Städte und Gemeinden ziehen. Das macht es schwerer sie zu schützen: „Mobile Veranstaltungen wie Demonstrationen bringen ganz andere Herausforderungen mit sich als statische Events, die sich in einem abgesperrten Bereich befinden“, sagt Jonas Timm, Pressesprecher der größten privaten deutschen Sicherheitsfirma Securitas, die beispielsweise den CSD-Umzug in Berlin schützt.

Stationäre Veranstaltungen haben laut Timm gewisse Vorteile: „Dort habe ich das Hausrecht, kann Störer also frühzeitig verweisen und viel weitreichender mit Videoüberwachung und Zugangskontrollen arbeiten.“ Doch auch bei den mobilen Events gibt es Unterschiede: „Bei Karnevalsumzügen sieht das noch etwas anders aus, auch da gibt es ja Straßensperren und die Stadt kann im Rahmen ihrer Hoheitsrechte anders tätig werden als bei Demonstrationen.“

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Doch was hätte bei dem Vorfall in München getan werden können? Den Schlüssel zu einer frühzeitigen Gefahrenerkennung sieht Timm in der Videoüberwachung. Diese sei auch bei mobilen Veranstaltungen effektiv einsetzbar: „Da gibt es bereits Technik, die mittels Künstlicher Intelligenz Gefahren oder ungewöhnliche Bewegungsmuster, wie ein heranrasendes Auto, potenziell erkennen und davor warnen kann.“ Auch die automatische Erkennung von Gesichtern und Kennzeichen sei technisch bereits möglich, es gebe aber strenge rechtliche Grenzen zu beachten.

Zu der aktuellen Sicherung von mobilen Veranstaltungen erklärte Christian Huber, Vizepräsident der Polizei München, mit Blick auf die Tat in München, dass man stets die Gefährdungslage betrachte und entsprechend Kräfte bereitstelle. Bei mobilen Veranstaltungen sei es in der Regel so, dass bei mobilen Veranstaltungen mindestens ein Polizeifahrzeug an Spitze und Ende den Umzug begleitet. Dazu sei „die eine oder andere Verkehrssperre erforderlich“.

Der Straßenkarneval steht vor der Tür und eine Frage bleibt: Wie kann die Sicherheit bei mobilen Veranstaltung gewährleistet werden?
Der Straßenkarneval steht vor der Tür und eine Frage bleibt: Wie kann die Sicherheit bei mobilen Veranstaltung gewährleistet werden? © dpa | Rolf Vennenbernd

Gefahren frühzeitig erkennen: Bald Videoüberwachung mit Unterstützung von KI?

Für den bestmöglichen Schutz einer mobilen Veranstaltung ohne Absperrung sieht der Sicherheitsexperte Timm vier wichtige Punkte, die aber wohl nur in Ausnahmefällen alle erfüllt werden können. Einer davon: „Qualifiziertes Personal, das eine entsprechende Berufsausbildung genossen hat und Erfahrungen mit der Sicherung von Großveranstaltungen hat.“ Außerdem sehr wichtig sei eine enge Abstimmung zwischen Veranstaltern, staatlichen Sicherheitsbehörden und den Sicherheitsdienstleistern, die ein gemeinsames Sicherheitskonzept erarbeiten.

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Dazu kommt die Vorbereitung. Dazu braucht es laut Timm „versierte Sicherheitsberater, die ein Lagebild erarbeiten und schon im Vorhinein mögliche Gefahrenszenarien simulieren, um entlang der Route entsprechende Maßnahmen treffen zu können“. Ähnlich würden beispielsweise Staatsbesuche vorbereitet, bei denen die Konvois von Politikern durch Städte rollen.

Der finale Punkt: die technische Ausstattung, vor allem moderne Kameratechnik. Timm kann sich gut vorstellen, dass beim kommenden Straßenkarneval deutlich stärker auf intelligente Videoüberwachung gesetzt werden könnte. „Der Einsatz von mobilen Videotürmen und Drohnen wäre ratsam.“ Dennoch betont der Experte: „Absolute, hundertprozentige Sicherheit ist in unserer freien Gesellschaft nie abbildbar. Wir wollen keinesfalls suggerieren, dass sich ein Vorfall wie in München mit bestimmten Maßnahmen von Staat oder privaten Sicherheitsdiensten gänzlich ausschließen ließe.“

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