Berlin. Laut einem Medienbericht könnte die russische Waffe gegen die Ukraine eingesetzt worden sein. Ihre hohe Nutzlast birgt ein atomares Risiko.

Immer mehr Waffen bestimmen das Kampfgeschehen zwischen der Ukraine und Russland: Nachdem US-Präsident Joe Biden dem angegriffenen Land erlaubt hatte, auch Ziele weit im Inneren Russlands anzugreifen, flogen zunächst US-amerikanische ATACMS-Raketen auf die russische Region Kursk. Am Mittwoch soll dann der britische Marschflugkörper Storm Shadow abgefeuert worden sein – wobei London den Einsatz bislang nicht bestätigen möchte.

Und Russland? Am Donnerstagmorgen könnte der Aggressor mit dem Einsatz einer neuen Waffe die Stellschraube der Eskalation weiter angezogen haben: Der russische Präsident Wladimir Putin bestätigte einen Raketenschlag gegen die Ukraine und drohte mit weiteren Angriffen. In einer Videoansprache sprach der Kremlchef von einer neuen experimentellen Mittelstreckenrakete mit dem Namen Oreschnik.

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Die ukrainische Luftwaffe hatte zuvor angegeben, dass Russland bei einem Schlag gegen die Industriestadt Dnipro Waffen „verschiedener Typen“ eingesetzt hätte. Die Online-Zeitung „Ukrainska Pravda“ berichtet zunächst unter Berufung auf nicht näher namentlich genannte Quellen vom Einsatz der Interkontinentalrakete RS-26 „Rubezh“.

Doch was macht RS-26 „Rubezh“ aus? Vor allem eines: Sie kann schwere Nutzlasten von bis zu 800 Kilogramm transportieren, was nicht zuletzt auch Atomsprengköpfe mit einschließt. Laut dem Center for Strategic & International Studies (CSIS) misst sie einen Durchmesser von 1,8 Metern, eine Länge von zwölf Metern und wiegt beim Start 36 Tonnen. Sie sei außerdem „straßenmobil“, was so viel heißt, dass sie per LKW an die Abschussposition transportiert werden kann.

Von dort aus erreicht sie laut CSIS Ziele in einer Entfernung von 2000 bis 5800 Kilometern. Für eine Strecke von rund 700 Kilometer beanspruche sie weniger als zehn Minuten, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters.

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Dass die Angaben zur Reichweite um mehr als 3000 Kilometer variieren, schien von Seiten Russlands einem Kalkül zu folgen. Denn innerhalb dieser Spanne bewegt sich die Frage, ob die Stationierung überhaupt erlaubt ist. Nach einem ersten erfolglosen Test 2011 wurde RS-26 „Rubezh“ 2012 auf einer Strecke von 5800 Kilometern eingesetzt und anschließend als Interkontinentalrakete eingestuft, schreibt CSIS. Darauffolgende Tests erfolgten allerdings auf einer deutlich kürzeren Distanz mit schweren Lasten, die den Verdacht nahelegen, dass der Raketeneinsatz für Atomsprengköpfe getestet wurde. Das allerdings könnte laut CSIS gegen den damals geltenden INF-Vertrag verstoßen haben, in dem die Stationierung von Mittelstreckenraketen untersagt ist. 2019 wurde der Vertrag von beiden Seiten aufgekündigt.

Eine Neubewertung erfolgte nie. Denn die vom Moskauer Institut für Wärmetechnik entwickelte Waffe befindet sich laut CSIS noch in der Entwicklungsphase. Der letzte Test soll 2015 erfolgt sein. 2018 berichteten dann russische Medien, dass RS-26 „Rubezh“ im Rüstungsprogramm durch ein anderes System ersetzt wurde. Ob Russland RS-26 „Rubezh“ im geheimen fertig entwickelte, oder die Produktion ad acta gelegt wurde, ist bleibt offen.