San Francisco. Klarer, schneller und früher als erwartet gewinnt Donald Trump die US-Wahl. Wie er sich schon vor dem Ergebnis zum Sieger erklärte.
Es ist schon fast 2.30 Uhr am Morgen in Florida, als Donald Trump vor seine Anhänger tritt und sich zum Wahlsieger erklärt. Die Fans empfangen ihn mit „USA, USA“-Rufen. Auf die Bühne – im Hintergrund amerikanische Fahnen – ruft er seinen ganzen Clan zusammen: Ehefrau Melania, Kinder, Verwandte, Freunde, Vertraute, Mitarbeiter und prominente Unterstützer.
Der Republikaner ließ sich viel Zeit und mehr Vorsicht walten, als man es ihm zugetraut hätte. Amtlich war der Sieg da zwar noch nicht. Bis auf Fox News warteten alle großen Sender noch ab. Aber greifbar nahe war der Erfolg bereits zu diesem Zeitpunkt zweifellos. Das „größte politische Comeback in der Geschichte der USA“, wie sein Vize J.D. Vance (Trump: „eine gute Wahl“) bemerkte.
„Es ist ein unglaublicher Sieg. Unsere Nation hat sowas noch nicht gesehen“ , sagt Trump. Für die USA beginnt nach seinen Worten „das goldene Zeitalter“. Es ist der Sound des Wahlkampfs, der Sound von „We will make Amerika great again.“
Donald Trump entscheidet US-Wahl: Sonderlob für Elon Musk
Er teilt diesen Moment mit seiner ganzen Familie; übrigens auch Tochter Ianka Trump, die sich aus dem Wahlkampf herausgehalten hatte. Für einen findet er sogar noch mehr Worte als für seinen Clan: Für den Milliardär Elon Musk, den er „Supergenie“ nennt. „Ein Stern ist geboren, Elon.“ Einen sicheren Platz in seinem Kabinett hat auch der ebenfalls anwesende Robert F. Kennedy jr. sicher.
Es ist ein Erfolg auf ganzer Linie. Denn Trump hat nicht nur die Mehrheit der Wahlleute gewonnen, sondern erreicht wohl auch die Mehrheit absoluter Stimmen, die sogenannte „popular vote“ – „ein schönes Gefühl“. Dazu ist ihm eine Mehrheit für die Republikaner im Senat sicher. „Wow, das ist gut“, ruft er aus. Damit würde eine Regierung Trump quasi durchregieren. Nicht zuletzt ist der Erfolg für den Mann, gegen den mehrere Justizverfahren laufen, wie eine „Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-raus-Karte“.
„Unglaubliche Bewegung“
Der Wendepunkt war eindeutig, als sich der Trend im Laufe des späten Abends verfestigte und mehrere TV-Sender meldeten, dass mit Pennsylvania der wichtige Swing State endgültig zugunsten der Republikaner kippte. Danach machte sich der Trump-Tross auf den Weg von seinem Sitz in Mar-a-Lago zum Kongresszentrum in West Palm Beach in Florida, wo seine Anhänger seit Stunden warteten.
Von Prognose zu Prognose hatte sich die Partystimmung bei seinen Anhängern verfestigt. Viele tragen die roten MAGA-Mützen, einige auch neonfarbene Westen wie die, die Trump bei einem Termin in einem Müllwagen getragen hatte.
Fast eine halbe Stunde lang redet Trump, zwischendurch werden Vance, der Golfer Bryson DeChambeau oder Dana White, Präsident der Kampfsport-Organisation Ultimate Fighting Championship, nach vorn gerückt. Einige ringen sich ein paar Worte ab. Eine seltsame Auslese. Sie alle sind Teil dieser „unglaublichen Bewegung“, wie Trump sagte, selbstredend „der größten aller Zeiten“.
Niemand habe seinen Sieg für möglich gehalten. Er werde Amerika wieder aufrichten, wieder groß machen, beteuert Trump und wiederholt en passant ein paar Versprechungen: Steuersenkungen, aber auch eine stärkere Abschottung gegen Migranten. Es ist keine programmatische Rede; soll sie auch nicht sein.
Auch „Doppelhasser“ für Trump
Trump hat – das ist sicher – besser als vor vier Jahren abgeschnitten, auch bei Gruppen, wo man es nicht unbedingt erwartet hätte: Bei Latinos, bei den Afroafrikanern, bei Jungwählern bewegte sich einiges zu seinen Gunsten – und auch bei einer Gruppe von Wählern, die in Amerika die „Doppelhasser“ genannt werden.
Das sind jene Wähler, die von keinem der beiden Kandidaten gut denken. Aber auch sie zogen, sozusagen im Ausschlussverfahren, Trump der Demokratin Kamala Harris vor. Als amtierende Vizepräsidentin wird sie irgendwann, bitterer kann es kaum kommen, auch noch seinen Sieg zertifizieren müssen.
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