Berlin. Sozialarbeiter bekommen für ihren Einsatz wenig Applaus. Dabei sitzen sie im Maschinenraum der Terrorabwehr. Und sind sehr effektiv.
Die Physik der deutschen Sicherheitsdebatten ist simpel wie platt: Heiße Luft dehnt sich am schnellsten aus. Debatten über Klingenlängen, Forderungen nach Waffenverbotszonen und Zurückweisungen an den Grenzen – all das klingt nach Entschlossenheit und Härte, verhindert am Ende aber keinen Terrorismus.
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Im Maschinenraum der deutschen Terror-Abwehr sitzen Menschen von Organisationen wie das „Violence-Prevention-Network“, wie „Grüner Vogel“ oder „Nexus“. Nie gehört?! Weil sie kaum in den Debatten über Extremismus beachtet werden. Es sind Sozialarbeiterinnen, Psychologen, Islamwissenschaftlerinnen. Sie gehen dahin, wo der Terror sitzt: in Gefängnisse. Ihr Ziel: die Täter aus ihrer radikalen Wahnwelt holen, mit Gesprächen, oft dauert es Jahre.
Islamisten in Haft: Weit mehr als „Kuschelpädagogik“
Wer das verächtlich als „Kuschelpädagogik“ abtut, hat keine Ahnung. Davon, wie anstrengend die Arbeit mit schweren Gewalttätern ist, wie viel Kraft es kostet, auch emotional. Im Übrigen: Vor allem für den Täter selbst, der sich seiner Verantwortung in den Aussteigerprogrammen stellen muss (anders etwa als in einem Gerichtsprozess, den ein Täter still über sich ergehen lassen kann).
Wer es ernst meint mit dem Kampf gegen Terroristen, der muss diese Präventionsarbeit stärken. Es ist wie so oft bei der Sozialarbeit mit Extremisten: Die Politik muss dauerhaft die Finanzierung sichern – und nicht nur Modellprojekte anschieben. Der Austausch mit Sicherheitsbehörden und Justiz muss gut koordiniert werden. Wissenschaftliche Forschung über Motive von Tätern und Methoden der Deradikalisierung müssen erweitert werden. Das alles bringt wenig Applaus in der politischen Arena, wenig Aufmerksamkeit in Wahlkämpfen. Aber das alles ist weit mehr als heiße Luft.
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