Washington. Der Ex-Präsident und Republikaner ist seit langem bekannt für seine sexistischen Äußerungen. Nun hat er den Bogen womöglich überspannt.
Seit Jahrzehnten sieht sich der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump dem Vorwurf des Sexismus ausgesetzt. Mit der jüngsten Beleidigung seiner demokratischen Gegnerin Kamala Harris hat Trump aber selbst nach Ansicht vieler Republikaner den Bogen überspannt. Ob das seinen Chancen auf einen Wahlsieg am 5. November schaden wird, ist noch unklar. Sicher erscheint hingegen, dass die Kritik, die zahlreiche Frauen seit langer Zeit an dem früheren Präsidenten üben, berechtigt ist.
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In einem Post auf „Truth Social“ mokierte er sich darüber, wie „Blowjobs unterschiedliche Auswirkungen auf die Karrieren von Harris und Bill Clinton hatten“. Zweifellos spielte er damit auf die Beziehung an, die der damalige Präsident Bill Clinton mit seiner Praktikantin Monica Lewinsky hatte. Auch aber auf eine Affäre, die Harris während ihrer Zeit als kalifornische Staatsanwältin mit dem Bürgermeister von San Francisco gehabt haben soll.
Donald Trumps Nichte: „Mein Onkel ist krank“
Selbst Trumps Beratern verschlug es die Sprache: „Wenn er sich doch bloß auf die politischen Themen konzentrieren könnte“, regte sich der republikanische Stratege Scott Jennings auf. „Dabei gibt es so viele, angefangen von der Inflation über die Einwanderungskrise bis hin zu Präsident Bidens und Harris gescheiterter Außenpolitik.“ Auch andere Republikaner sind darüber verzweifelt, dass ihr Top-Kandidat selbst sein größter Feind ist.
Führende Demokraten und Mitglieder des Trump Clans – beispielsweise seine Nichte, Mary Trump – gehen noch weiter: „Mein Onkel ist schlichtweg krank, und dieser Sexismus ist ein weiterer Auswuchs seiner Probleme.“ Psychologen vermuten einen Zusammenhang zwischen Trumps Neigung, über Frauen als Sexobjekt zu reden und seinem Narzissmus.
Schon in den frühen 1990er Jahren, als der Immobilienunternehmer eine Affäre mit der jungen Marla Maples hatte, obwohl er zu der Zeit noch mit der tschechischen Skiläuferin Ivana verheiratet war, ging es Trump vor allem darum, sich den Ruf als großartiger Liebhaber zu erwerben. Er kontaktierte den Chefredakteur eines konservativen Boulevard-Blatts, mit dem Trump gut befreundet war – und bald darauf zierte ein Foto von Trump und seiner Liebhaberin die Titelseite. Dazu die reißerische Überschrift, die ein angebliches Zitat der Blondine aus Georgia war. „Der beste Sex, den ich jemals hatte“. Erst später flog auf, dass das vermutlich fiktive Zitat mit der Zeitung abgesprochen war.
Sexismus gehört für Donald Trump zum Alltag
Gegen das, was in späteren Jahren folgte, nahm sich der Gag aber harmlos aus. So pflegte Trump über lange Zeit einen engen Kontakt zu dem verurteilten Sexualverbrecher Jeffrey Epstein. Er wurde 2008 wegen Kinderprostitution und Menschenhandel verurteilt. Elf Jahre später nahm sich Epstein im Gefängnis das Leben. Gleichwohl sind zahlreiche Videos und Fotos im Umlauf von Partys, auf denen sich Trump und der Sexualstraftäter angeregt unterhalten, während sie leicht bekleidete Teenager und junge Frauen beim Tanzen beobachten.
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Ernst wurde es 1996, als die Autorin E. Jean Carroll Trump vorwarf, sich in der Umkleidekabine in einem New Yorker Kaufhaus an ihr vergriffen zu haben. Mehr als 20 Jahre später verurteilte ein Zivilgericht in New York den Ex-Präsidenten zu einer Geldstrafe in Höhe von fünf Millionen Dollar. Die Pornodarstellerin Stormy Daniels, mit der Trump vor 18 Jahren eine Affäre hatte, als seine dritte Ehefrau Melania zu Hause mit dem Säugling Baron saß, erzählt eine andere Geschichte: Demnach sei der Geschlechtsverkehr mit dem Republikaner einvernehmlich gewesen. Sie habe sich aber nur deswegen darauf eingelassen, weil sie sich berufliche Vorteile und auch Bargeldzahlungen versprach. Bekanntlich versuchte Trump, kurz vor der Wahl mit 130.000 Dollar an Schweigegeldzahlungen an Daniels die Affäre unter den Teppich zu kehren.
Ein Satz zeigt Trumps widerliches Frauenbild
Die prominenteste Entgleisung ereignete sich aber im Jahr 2006. Damals waren Trump und der Talkshow-Moderator Billy Bush, ein Neffe des früheren Präsidenten, in einem Luxusbus unterwegs. Dieser brachte die beiden in ein Studio, wo eine Episode von Bushs Serie „Access Hollywood“ mit Trump als Stargast aufgezeichnet werden sollte. Die beiden Männer unterhielten sich über ihre Beziehung zu Frauen. Völlig ungeniert erklärte Trump, der nicht wusste, dass er aufgezeichnet wird: „Wenn man ein Star ist, dann kann man mit einer Frau machen, was man will – ihr auch an die Pussy greifen.“ Im Präsidentschaftswahlkampf gegen Hillary Clinton 2016 holte ihn die Aussage wieder ein. Gewonnen hat er trotzdem.
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Unter dem neuen Präsidenten wurde Sexismus salonfähig. Zwar haben seit mehr als acht Jahren diverse Berater des früheren Präsidenten versucht, seine Aussagen und sein Verhalten zu verharmlosen. Doch ein früherer Trump-Berater, der nicht namentlich zitiert werden wollte, vertritt eine eindeutige Meinung. „Nicht nur seine Aussagen, sondern vor allem sein Verhalten, beweisen, dass Sexismus für Trump zum Alltag gehört.“
Jede Kritik daran sei von Trump abgeperlt wie Wasser von einer Teflonpfanne. „Die jüngsten, sexistischen Beleidigungen von Harris könnten aber im November Kreise ziehen, schließlich ist er dringend auf weibliche Wähler angewiesen“, fürchtet der republikanische Berater. Ausgesprochen gelassen reagiert hingegen die Vizepräsidentin selbst auf den sexistischen Post des 45. Präsidenten. „Der hat einfach den Verstand verloren“, erklärte Harris.
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