Washington. Das Blatt hat sich für Donald Trump gewendet. Neue Enthüllungen dokumentieren, wie der Ex-Präsident zunehmend die Fassung verliert.
Es gibt wohl wenige Dinge, von denen Donald Trump so besessen ist wie die Größe von Menschenmengen. Kein Mensch sei in der Lage, so die Massen zu mobilisieren wie er. Das behauptet der 78-Jährige zumindest – immer wieder und wieder. Sein einstiger Vorgänger Barack Obama oder Bürgerrechtsikone Martin Luther King – keine Konkurrenz. Und Kamala Harris schon gar nicht.
Die Realität sieht anders aus: Kamala Harris zog bei ihren ersten offiziellen Auftritten als Präsidentschaftskandidatin Tausende Zuschauer an. So auch in Detroit/Michigan, wo sie am Flughafen zu knapp 15.000 Anhängern sprach. Das ist nicht zwingend außergewöhnlich, die Antwort von Trump ist es aber allemal.
Trump mit wirrer Verschwörungstheorie
Trump postete ein Foto der Menschenmenge in Detroit auf seiner Plattform Truth Social und schrieb dazu. „Schaut, wir haben sie mit ihrer Fake Crowd erwischt. Da war niemand!“ Die Bilder seien manipuliert, so der republikanische Präsidentschaftskandidat, die Menschen seien in Wirklichkeit mit Künstlicher Intelligenz erschaffen worden.
Ein Vorwurf, der auch deswegen so absurd ist, weil er sich so leicht widerlegen lässt. Reporter, Fotojournalisten und nicht zuletzt unzählige Anhänger selbst, die ihre Handys zückten, waren bei dem Event dabei und haben die Ereignisse dokumentiert. Es gibt Aufnahmen aus allen möglichen Winkeln.
Die neueste Verschwörungstheorie aus dem Hause Trump passt in das Bild, das ein Insiderbericht der „New York Times“ zuletzt zeichnete. Für ihn rekonstruierten die Reporter Maggie Haberman und Jonathan Swan die bisher „schlimmsten drei Wochen“ der Trump-Kampagne: Wie mit dem Rückzug von Joe Biden plötzlich alles kippte und der Hype um Kamala Harris den Ex-Präsidenten zur Weißglut trieb. Die Enthüllungen aus dem Artikel werden seitdem von US-Medien, liberalen Meinungsmachern und Late-Night-Talkern wie Stephen Colbert genüsslich zitiert. Drei Punkte stechen dabei heraus.
1. Trump ist wütend und ungehalten
Trump fühlte sich nach dem aus Sicht von Joe Biden katastrophalen TV-Duell und dem gescheiterten Attentatsversuch auf ihn schon wie der sichere Sieger der bevorstehenden Wahlen. Dass er es plötzlich mit einer knapp 20 Jahre jüngeren Gegnerin zu tun bekam, auf die er und sein Team sich nicht vorbereitet hatten, soll ihn frustriert haben. Seit Wochen finden er und sein Team keine Strategie, um das Momentum der Demokratin zu brechen.
Obwohl er seine Gegnerin in der Öffentlichkeit bereits aufs Übelste beschimpft, im kleinen Kreis geht es offenbar noch derber zu. Trump habe Harris bei mehreren Gelegenheiten als „Bitch“, also „Schlampe“, bezeichnet, zitiert das Blatt zwei anonyme Insider. Trump-Sprecher Steven Cheung bestreitet das. „Das ist nicht die Sprache, die Präsident Trump verwendet hat, um Kamala zu beschreiben, und es ist auch nicht die Art, wie die Kampagne sie charakterisieren würde.“
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Dem Bericht zufolge sollen sich sogar frühere Berater wie Kellyanne Conway an Trump gewandt und ihm geraten haben, die persönlichen Attacken zu unterlassen und Harris wegen ihrer Politik zu kritisieren. Erfolglos. Es vergeht kaum ein Tag, an dem Trump seine Rivalin nicht als „dumm“ oder „böse“ bezeichnet oder ihre Identität als schwarze Frau infrage stellt.
Die Wut Trumps bekamen auch die Reporter selbst zu spüren. Wenige Tage vor der Veröffentlichung des Berichts gab es ein Telefonat mit dem Präsidentschaftskandidaten. Darin drohte Trump mit einer Klage, weil die Zeitung darüber berichtet hatte, dass ein angeblicher Beinahe-Absturz, bei dem er und der frühere Bürgermeister von San Francisco Willie Brown an Bord eines Hubschraubers gewesen seien, so wahrscheinlich nie stattgefunden hat. Zumindest Brown bestreitet das. In öffentlichen Postings veränderte Trump zudem den Vornamen der Reporterin zu „Maggot“, das englische Wort für Made.
2. Trump geht auf seine eigenen Geldgeber los
Trump soll dem Bericht zufolge eine seiner reichsten Geldgeberinnen massiv angegangen sein. Miriam Adelson ist die Witwe des Casino-Magnaten Sheldon Adelson. Sie pumpt Millionen US-Dollar in ein Super-Pac, das Trump bei seiner Kandidatur unterstützt. Super-Pacs ermöglichen es, die Auflagen für Spenden von Einzelpersonen zu umgehen. Reiche Unterstützer können so praktisch unbegrenzt finanzielle Mittel in den Wahlkampf stecken.
Doch Trump war mit der Unterstützung offenbar nicht zufrieden. Er soll eine Person aus seinem Wahlkampfteam angewiesen haben, in seinem Namen Nachrichten an Adelson zu senden. Der Inhalt: wenig freundlich. Trump soll sich über die Führung des Super-Pacs beklagt haben. Ihr Mann hätte so etwas niemals zugelassen. Nun fürchtet das Team um Trump, dass Adelson ihre Unterstützung zurückfahren könnte.
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3. Trump hält an Vance fest – aber er ist nicht zufrieden
Die wohlhabenden Trump-Unterstützer sollen der „New York Times“ zufolge alles andere als begeistert sein von Trumps Vizekandidat J.D. Vance. Doch Vorschläge, Vance noch auszutauschen, habe Trump sofort zurückgewiesen.
Auch Trump ist aber offenbar nicht zufrieden. In kleiner Runde soll er seine Berater gefragt haben, ob Vances Äußerungen über „kinderlose Katzen-Frauen“ bekannt gewesen seien, bevor er den 40-Jährigen zum Vizekandidat machte. Das aufgetauchte Interview brachte Vance einen kolossalen Fehlstart ein. Seine Beliebtheitswerte sind katastrophal.
Gegenüber Spendern soll Trump zudem behauptet haben, die Sticheleien der Harris-Kampagne, dass er und Vance „weird“, also seltsam, seien, würden gar nicht ihm gelten. „Das sagen sie über J.D“, habe der Ex-Präsident den Geldgebern versichert.
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