Berlin. Die Ukraine darf deutsches Kriegsgerät einsetzen. Das zu verwehren, nur weil sich der Aggressor hinter der Grenze befindet, wäre absurd.
Was macht die Ukraine da? Während die Soldaten von Präsident Selenskyj im Donbass von der Übermacht der russischen Armee immer weiter zurückgedrängt werden, haben sie nördlich von Charkiw den Spieß umgedreht. Der Angriff auf die Region Kursk war ebenso überraschend wie erfolgreich. Mehr als 30 Kilometer tief drangen Ukrainer bisher in Putins Reich ein, sie überwanden die russischen Verteidigungslinien ohne größere Probleme und setzen sich fest.
Noch schweigt die ukrainische Führung über ihre Motive. Selenskyj sagte in seiner täglichen Videobotschaft nur: „Russland hat den Krieg in unser Land gebracht und sollte spüren, was es getan hat.“ In Deutschland wird hingegen weniger über Sinn und Zweck dieses Vorstoßes debattiert als über das deutsche Kriegsgerät, das dort zum Einsatz kommt. Dürfen die Ukrainer mit dem deutschen Marder russisches Staatsgebiet erobern?
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Derartige Diskussionen zeigen eine große Distanz, die es hierzulande immer noch gibt, zum Existenzkampf der Ukraine. Die UN-Charta hält in Artikel 51 fest, dass ein Land sich verteidigen darf, wenn es angegriffen wird. Im Völkerrecht endet das Recht auf Selbstverteidigung nicht an der eigenen Staatsgrenze, sondern erstreckt sich auch auf das Territorium des Angreifers.
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Ukraine darf deutsche Waffen gegen Ziele in Russland einsetzen
Und auch die andere Frage hat die Bundesregierung vor Monaten entschieden. Die Ukraine darf deutsche Waffen gegen Ziele auf russischem Territorium verwenden. Es ist doch absurd, wenn Nachschublinien nicht zerstört, wenn Militärdepots oder Lager, aus denen heraus auf die Ukraine beschossen wird, nicht angegriffen werden dürfen, weil sich der Aggressor hinter der Grenze befindet.
Zumal hinter einer Grenze, die er gerade mit alle Gewalt verschieben will. Der Angriff hat Russland schwer getroffen. Jetzt wird der Krieg in ihr Kernland getragen – und das ist für Putin und die Russen schwer erträglich.