Berlin. Der Geiseldeal zeigt: Staatsangehörige aus westlichen Staaten sind in Russland nicht sicher. Was das Auswärtige Amt Reisenden rät.
Begleitet von schrillen Störgeräuschen aus dem Kreml ist der größte Gefangenenaustausch seit dem Ende des Kalten Krieges über die Bühne gegangen. Russland und mehrere westliche Länder hatten insgesamt 26 Inhaftierte freigelassen. Unter anderem kamen die US-Bürger Evan Gershkovich und Paul Whelan aus russischer Haft frei. Russland wiederum hatte besonderes Interesse an dem in Deutschland inhaftierten „Tiergartenmörder“, dem Russen Wadim K., der ebenfalls freigelassen wurde.
Der frühere russische Präsident und notorische Scharfmacher Dmitri Medwedew hatte sich nach dem Austausch auf dem Kanal Telegram gewohnt drastisch geäußert: „Ich würde mir natürlich wünschen, dass diese Verräter Russlands in einem Zuchthaus verrotten oder in einem Gefängnis sterben“, schrieb Medwedew. Der heutige Vize-Vorsitzende des russischen Nationalen Sicherheitsrats empfahl den „Verrätern“, sich neue Namen zuzulegen und sich „aktiv im Rahmen des Zeugenschutzprogramms zu tarnen“.
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Der Geiselaustausch war über Monate hinweg vorbereitet worden. Belarus ließ den zunächst zum Tode verurteilten und später begnadigten Deutschen Rico K. frei. Auch der Deutsche Patrick S., der wegen Cannabis-Gummibärchen im Gepäck am Flughafen in Sankt Petersburg festgenommen worden war, wurde an Deutschland übergeben.
Was das Auswärtige Amt zu Reisen nach Russland sagt
Reisen nach Belarus und Russland sind nach Einschätzung des Auswärtigen Amtes spätestens seit Beginn des Angriffskriegs der Russischen Föderation auf die Ukraine keine gute Idee mehr. Das Auswärtige Amt hatte bereits im März seine Reisehinweise für Russland verschärft und rät „dringend“ von Reisen dorthin ab. Die Änderung sei „aufgrund der sich weiter verschlechternden Lage einschließlich immer häufiger zu beobachtender willkürlicher Festnahmen“ vorgenommen worden, hieß es aus dem Ministerium.
Die Gefahr willkürlicher Festnahmen bestehe auch für deutsche Staatsangehörige und deutsch-russische Doppelstaatler, heißt es in den Reisehinweisen ausdrücklich. „Im Zusammenhang mit nicht genehmigten Kundgebungen und Demonstrationen kann es im ganzen Land zu massiven, zum Teil gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte kommen.“
Bis März hatte das Auswärtige Amt von Reisen nach Russland abgeraten, das Wort „dringend“ wurde später ergänzt. Für die an die Ukraine grenzenden Verwaltungsgebiete Belgorod, Kursk, Brjansk, Woronesch, Rostow und Krasnodar besteht seit der russischen Invasion in die Ukraine vor zwei Jahren eine Reisewarnung. dpa/fmg