Washington. Natalie Harp ist Anfang 30 und brennt für die Republikaner. Nun übernimmt sie im Präsidentschaftswahlkampf eine besondere Aufgabe.

Dass Trump Äußerlichkeiten ungewöhnlich große Bedeutung beimisst, ist kein Geheimnis. Vor acht Jahren wurde er vor seiner Wahl zum 45. US-Präsidenten gefragt, wie er sich selbst in wenigen Worten beschreiben würde. Die Antwort: „ Ich würde sagen, dass Donald J. Trump ein außerordentlich gut aussehender Mann ist“, strotzte er vor Selbstbewusstsein. Und als ihm während des Strafprozesses in New York, der in 34 Anklagepunkten zu einem Schuldspruch führte, vorgeworfen wurde, eingeschlafen zu sein, hatte er auch eine Antwort parat: „Ich habe lediglich für kurze Zeit meine schönen blauen Augen geschlossen“. 

Die Besessenheit mit optischen Erscheinungsbildern gilt aber auch für die Personen, mit denen sich Trump umgibt. Seit Jahrzehnten sind fast alle Mitarbeiterinnen attraktive junge Frauen. Nicht selten frühere Fotomodelle, denen er ungeachtet ihrer Qualifikationen wichtige Positionen in seinem Firmenimperium oder dann vier Jahre lang im Weißen Haus anbot. Kaum anders verhält es sich bei dem „menschlichen Drucker“, einer glamourösen und eleganten jungen Frau mit schulterlangen, blonden Haaren.

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Entdeckt hatte der vorbestrafte Ex-Präsident die junge Journalistin während eines Auftritts, den sie bei dem erzkonservativen Nachrichtensender Fox News hatte. Trump Berater kontaktierten Harp, die damals als Moderatorin und Nachrichtensprecherin bei dem rechtsgerichteten Sender „One America News OAN“ arbeitete. Er köderte sie mit einem deutlich besseren Gehalt, und prompt wechselte sie vom Fernsehjournalismus in das Trump-Lager. Seit 2022 steht sie ihm als eine seiner loyalsten Beraterinnen zur Seite.

Donald Trump: Natalie Harp ist inzwischen für ihn unentbehrlich

Die breite Öffentlichkeit nahm von Harp allerdings erst während Trumps Strafprozess Notiz. Stets führt sie nämlich ein tragbaren Drucker mit sich, den sie in einer kleinen Reisetasche verstaut. Erscheint in irgendeinem konservativen Medium ein Online-Beitrag, der Trump entlastet, seine Theorie einer politisch motivierten Hexenjagd bestätigt, die Lüge einer gestohlenen Präsidentschaftswahl kolportiert oder sonstige positive Nachrichten über den früheren Präsidenten verbreitet, dann greift Harp prompt zum Drucker. 

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Harp war früher Fernsehjournalistin und gilt heute als eine der loyalsten Beraterinnen Trumps. © picture alliance/AP Images | Pablo Martinez Monsivais

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Binnen weniger Minuten sind dann riesige Stapel von Trump-freundlichen Artikeln ausgedruckt. Die Highlights markiert sie mit Leuchtstift und drückt sie vor laufender Kamera Trump in die Hand. Buchstäblich per Knopfdruck hat der Republikaner dann Munition, um gegen seine Kritiker und Rivalen vom Leder zu ziehen. Harp begleitet Trump aber nicht nur während seiner zahlreichen Prozesse. Auch ist sie auf Wahlkampfreisen und öffentlichen Veranstaltungen dabei. Selbst auf dem Golfplatz überreicht sie ihm die neuesten Presseberichte, die Ihn in einem guten Licht dastehen lassen.

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    Unterdessen legt Harp großen Wert auf die Feststellung, dass es weniger das Gehalt gewesen sei, das sie bewogen hat, in die Kommunikationsmannschaft des republikanischen Spitzenkandidaten zu wechseln. Sie fühlt sich gegenüber dem früheren Präsidenten vielmehr in der Pflicht. Schließlich habe sie Trump zu verdanken, dass sie ihren Kampf gegen Krebs unbeschadet überstanden hat. 2018 hatte nämlich der damalige Präsident ein Gesetz unterschrieben, das es in bestimmten Krankheitsfällen Patienten erlaubt, experimentelle Arzneimittel zu verwenden, die von der Gesundheitsbehörde FDA wwegen der möglichen Nebenerscheinungen nicht freigegeben wurden.

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    Natalie Harp ist überzeugt: Sie verdankt Trump ihre Heilung vom Krebs

    „Dank Präsident Trump bin ich nicht an Krebs gestorben, sondern habe einen Weg gefunden, mit meiner Krankheit gut zu leben“, schwärmt sie von ihrem Helden. Harp kommt aus einer tief religiösen Familie und studierte an der Liberty University in Lynchburg im Herzen des US-Staats Virginia. Gründer der Hochschule war der erzkonservative Fernsehprediger Pat Robertson, der bis zu seinem Tod ein glühender Trump-Anhänger war. Als solche versteht sich auch Harp, die ebenso wie Trump bis heute behauptet, dass ihm vor vier Jahren die Wahl gestohlen wurde.

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    Obwohl sie zur Zeit nur eine von mehreren jungen Mitarbeiterinnen ist, deren Aufgabe es ist, für Trump Imagepflege zu betreiben, trauen ihr viele aus dessen engsten Beraterkreis zu, im Falle eines Wahlsiegs deutlich höhere Positionen zu erklimmen. Beispielsweise als Regierungssprecherin oder Direktorin der Kommunikationsabteilung im Weißen Haus. Positionen, von denen in der ersten Trump-Administration mehrere entlassen wurden oder das Handtuch warfen, andere es aber auch zu politischen Ehren brachte. Harp könnte sich beispielsweise vorstellen, in die Fußstapfen einer Sarah Sanders zu treten. Sanders war die Pressesprecherin unter dem 45. Präsidenten und ist heute Gouverneurin des Staats Arkansas.