Düsseldorf. Der Kita-Notstand nimmt in NRW immer dramatischere Ausmaße an. Nun geht es um die Betreuung von unter Dreijährigen.

SPD-Landtagsfraktionschef Jochen Ott wirft der schwarz-grünen Landesregierung Versagen in der Familienpolitik vor, besonders beim Thema Kinderbetreuung. „Im kommenden Kita-Jahr sollen in NRW gerade einmal 466 neue Betreuungsplätze für unter Dreijährige geschaffen werden“, sagte der Kölner am Mittwoch.

Kita-Notstand: In Essen, Köln und Duisburg drohen Einschnitte bei U3-Plätzen

Viele Großstädte in NRW seien sogar von einem deutlichen Abbau von U3-Plätzen betroffen. „In Duisburg werden 485 Plätze verschwinden, in Köln 134, in Essen 355“, sagte Ott. In diesen drei Städten werde es im Kita-Jahr 2024/25 nur noch 4042 (Duisburg), 15.856 (Köln) beziehungsweise 7352 Betreuungsplätze für unter Dreijährige geben. Die Zahlen stammen aus der Antwort der Landesregierung auf eine SPD-Anfrage. Hinzu kämen die häufigen Kita-Schließungen in NRW. Die von Personal- und Geldmangel gebeutelten Einrichtungen müssten ihre Angebote immer weiter runterfahren.

Zuletzt wurde in NRW intensiv über den möglichen Abbau von Betreuungszeiten in Kitas und über die Öffnung des Erzieherberufes für Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger diskutiert.

„Das Leben berufstätiger Eltern gleicht einem Survival-Training“

Berufstätige Eltern mit Kindern geraten in NRW immer mehr unter Druck, meint Ott. Fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Unterrichtsausfall, steigende Mieten und Probleme bei der Pflege von Angehörigen setzten ihnen hart zu. „Ihr Leben gleicht einem Survival-Training“, sagte der SPD-Politiker.

Oppositionsführer Jochen Ott (SPD): „Schwarz-grüner Koalitionsvertrag nur noch Makulatur“

Am Donnerstag stehtJochen Ott ein Jahr lang an der Spitze der Landtagsfraktion. Der Oppositionsführer forderte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) dazu auf, eine „neue Regierungserklärung“ abzugeben. Der schwarz-grüne Koalitionsvertrag sei inzwischen nur noch „Makulatur“: Vom versprochenen OGS-Gesetz, vom beitragsfreien Kita-Jahr, von einer Altschuldenlösung für die Städte sei nichts zu sehen, und vor dem vorgezogene Kohleausstieg 2030 stehe ein großes Fragezeichen. Wüst zeige meist mit dem Finger nach Berin und vernachlässige die eigene Regierungsarbeit. Der sich abzeichnende Sparkurs drohe die gemeinsamen Ziele von CDU und Grünen zu verwässern.

In der Krise zu sparen, sei ein schwerer Fehler, sagte Ott. Denn die Menschen bekämen dann den Eindruck, dass der Staat nicht mehr funktioniere.

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