Berlin/Moskau. Für den Kremlchef ist die ukrainische Halbinsel ein Schlüssel, um das Schwarze Meer zu kontrollieren. Doch dort ist er auch angreifbar.
Wenn Russlands wiedergewählter Präsident, Wladimir Putin, am Montagabend seine Wiederwahl auf dem Roten Platz in Moskau mit einem Konzert begeht, fällt dies nicht zufällig auf den zehnten Jahrestag der russischen Annexion der Krim. Die ukrainische Halbinsel im Schwarzen Meer hatte für den Kremlchef immer eine große Bedeutung. Dass er die Menschen dort bei der Präsidentenwahl ebenfalls abstimmen ließ, weisen die Ukraine und andere Länder als Bruch des Völkerrechts, illegal und bedeutungslos zurück. Doch Putin stört sich daran nicht.
Die Krim ist weiterhin ein zentraler Punkt in Russlands Kriegsführung gegen die Ukraine. Es steht zu erwarten, dass Russland seine Bemühungen, die Halbinsel zum Fort auszubauen, vorantreiben wird. Schließlich sieht Putin die Krim – ganz unabhängig vom Krieg – als wichtigen Stützpunkt, um sein Land zu einer internationalen Seemacht und zum Beherrscher des Schwarzen Meeres zu machen. In Südeuropa trennt nur das Schwarze Meer die Russische Föderation von der Nato.
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Die Halbinsel ist aber auch das logistische Zentrum im Krieg, von hier werden die russischen Soldaten in den umkämpften Gebieten in der Ostukraine mit Nachschub beliefert. Die „Washington Post“ hat vor Kurzem eine Recherche vorgelegt, wonach die Verteidigung der Krim deutlich verstärkt wurde: Daten des Satellitendienstes Maxar sollen zeigen, dass es inzwischen mehr als 30 Kilometer an Schützengräben auf der Krim gibt.
Krim: Schwarzmeerflotte ist die Achillesferse der Russen
Russische Medien berichten zudem von mehr als 200 militärischen Objekten auf der Halbinsel – Kasernen, Luftwaffenstützpunkte oder Munitionslager. Angeblich sind mehrere Zehntausend Soldaten dort stationiert. Verteidigungsminister Sergej Schoigu erklärte bei einem Besuch am Sonntag, Russland müsse täglich trainieren, „wie man Angriffe aus der Luft und von unbemannten Booten abwehrt“. Er ordnete die Installation „großkalibriger Maschinengewehrsysteme an, um feindliche Drohnen abzuwehren“.
Hintergrund sind die erfolgreichen Angriffe der Ukrainer auf dem Wasser: Rund ein Drittel der Schwarzmeerflotte soll inzwischen zerstört oder beschädigt sein. Die Ukraine hat seit Beginn des Konflikts nach eigenen Angaben mehr als zwei Dutzend russische Schiffe zerstört. Die russische Marine sieht sich daher gezwungen, Schiffe von ihrem historischen Schwarzmeerflotten-Stützpunkt in Sewastopol in den weiter östlich gelegenen Hafen von Noworossijsk zu verlegen.
Mit der 19 Kilometer langen Kertsch-Brücke im Osten der Krim verfügt Russland über ein wichtiges Element, um die Versorgung auf dem Landweg weiter zu gewährleisten. Würde sie zerstört, hätte Kremlchef Putin ein großes Problem. Immer wieder zielen ukrainische Anschläge und Drohnenattacken auf die Brücke ab. Und bislang ist es den Russen nicht gelungen, die teilweise verantwortlichen Partisanen auszuschalten.
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