Berlin. Die Ukraine meldet den ersten Einsatz der russischen Hyperschallrakete „Zirkon“. Wie groß ist die Bedrohung durch Putins „Superwaffe“?

Der Ukraine-Krieg tritt in eine neue Phase ein. Russland gewinnt stärker die Oberhand. Der Feind rückt nach den Worten des ukrainischen Oberbefehlshabers Oleksandr Syrskyj „praktisch an der gesamten Front vor“. Es drängt sich der Eindruck auf, dass Kremlchef Wladimir Putin die Entscheidung sucht.

Offenbar mobilisiert die russische Armee nicht nur massiv Soldaten und – oftmals altes – Material. Vielmehr hält sie ihre modernsten Waffen nicht länger zurück. Russland hat mehr als Uralt-Panzer in seinem Arsenal, nämlich auch Hightech.

Kann sich die Ukraine nicht wehren?

So sind sich die Ukrainer sicher, dass die Russen bei einem Angriff am 7. Februar erstmals eine Hyperschallrakete des Typs „Zirkon“ eingesetzt haben. Das ist bedrohlich, weil die Ukraine dagegen keine Abwehr hat. Die Rakete ist zu schnell. Ist sie der Gamechanger?

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Solche Geschwindigkeiten werden durch die Mach-Zahl beschrieben. Schallgeschwindigkeit (Mach 1) liegt bei über 1200 Kilometern in der Stunde. Bei mehr als Mach 5 redet man von einer Hyperschallrakete. Die „Zirkon“ soll Mach 8 entsprechen und fast 9.900 Kilometer pro Stunde fliegen. Der britische Geheimdienst geht davon aus, dass „Zirkon“ im Grunde im Krieg getestet wird, wie aus dem täglichen Lagebericht auf X, ehemals Twitter, hervorgeht.

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Hyperschall gilt als der größte Fortschritt der Raketentechnologie der letzten Jahre. Die Technik hat das Potenzial, die globale strategische Stabilität zu erschüttern. Die Nachrichten aus Kiew dürften auch die Nato beunruhigen, aber nicht wirklich überraschen. Im Bündnis wird die Waffe längst unter dem Codenamen SS-N-33 geführt.

Russland gilt bei Hyperschallwaffen als Technologieführer

Schon im letzten Sommer hatte Nato-Oberbefehlshaber Christopher Cavoli, ein amerikanischer Vier-Sterne-General, vor Russlands militärischem Modernisierungsprogramm gewarnt, vor Putins Superwaffen: „Avangard“, eine Hyperschallgleitwaffe, die Langstreckenrakete „Sarmat“, der Marschflugkörper „Burewestnik“ sowie die Hyperschallraketen „Kinschal“ und „Zirkon“.

Westliche Militärs gehen davon aus, dass die Rakete bei einer Fluggeschwindigkeit von Mach 8 (rund 10.780 km/h) eine Reichweite von 250 bis 500 Kilometern hat und dass ihre Indienststellung tatsächlich für 2022 vorgesehen war. Sie wird von Schiffen abgefeuert. Es war somit nur eine Frage der Zeit, wann sie im Ukraine-Krieg zum Einsatz kommen würde.

Jede größere Waffenentwicklung in Russland wird verschleiert. Von außen ist es schwer einzuschätzen, was nur ein Plan; was entwickelt und getestet; was serienreif ist oder gar schon in großer Stückzahl produziert wird. Putin prahlt gern mit modernsten Panzern und Raketen, Kampfrobotern und anderen Wunderwaffen.

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Die Realität ist gelegentlich ernüchternd. So gelang es der Ukraine, mit einem Patriot-System eine Kinschal-Rakete abzuschießen. Von ihr wurde behauptet, sie fliege gar mit Mach 10. Im Westen vermuteten Experten, dass sie langsamer ist.

Waffen im Ukraine-Krieg: Trümmerteile als Beweisstücke

Es hat seinen Grund, warum Putin lange Zeit modernste Waffen zurückgehalten hat. Wenn sie einmal eingesetzt werden, wird der Gegner sie früher oder später analysieren. Trümmerteile, genauer gesagt: Einzelne Fragmente und Markierungen, reichten dem Kiewer Forschungsinstitut für forensische Expertise aus, um vom Angriff am 7. Februar auf eine neuartige „Zirkon“-Rakete zu schließen und die Aufnahmen dazu in den sozialen Netzwerken einzustellen.

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Die Rakete soll nicht nur schnell sein, sondern auch im Flug von einer Plasmawolke umgeben sein, die sie für Radargeräte unsichtbar mache, sodass sie bis zum Ziel unerkannt bleibt. Putin sagte laut der staatlichen Agentur TASS, zu „Zirkon“ gebe es weltweit keine Entsprechung. „Ich bin sicher, dass solche mächtigen Waffen Russland zuverlässig vor potenziellen Bedrohungen von außen schützen und dazu beitragen werden, die nationalen Interessen unseres Landes zu wahren“.

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Es stellt sich die Frage, ob die Waffe hält, was Putin verspricht – und ob sie in großer Zahl produziert wird. Denn Entwicklung und Herstellung solcher Waffen verschlingen unglaublich viel Geld. Und in den russischen Streitkräften dürfte es nicht anders zugehen als in anderen Armeen der Welt. Alle Truppenteile konkurrieren um Ressourcen und Prioritäten. Als sicher gilt, dass Hyperschallraketen eine Bedrohung darstellen und dass Russland in diesem Bereich Technologieführer ist. Wird Putin jetzt noch gefährlicher?

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