Manchester/New Hampshire. In New Hampshire stand Präsident Biden nicht mal auf dem Wahlzettel – und gewann. Doch die nächste Vorwahl steht schon ins Haus.
Mangels verlässlicher Umfragen war Joe Bidens (pro forma) Wahltag in New Hampshire bis zur Schließung der Wahllokale so etwas wie eine „black box“.
Der demokratische Präsident lag vorher im Streit mit der regionalen Gliederung seiner Partei. Weil er dafür sorgte, dass der offizielle Auftakt der Vorwahlserie der Demokraten nach South Carolina (3. Februar) verlegt wurde.
New Hampshire ist nicht mit Delegierten auf dem Demokraten-Parteitag im Sommer vertreten
Darum stand Biden – anders als knapp 20 weitgehend unbekannte Leute – in New Hampshire, wo seit 100 Jahren die erste „primary“ im Präsidentschaftsrennen stattfindet – gar nicht offiziell auf den Wahlzetteln. Darum wird New Hampshire auch keine Delegierten zum demokratischen Nominierungs-Parteitag im Sommer in Chicago schicken.
Wer aber für den als Kandidat gesetzten Amtsinhaber ist und ihm eine optische Schmach ersparen wollte, der konnte per Hand in der Spalte „write-ins“ den Namen Biden eintragen.
Bei dieser für den Amtsinhaber atmosphärisch ungünstigen Ausgangskonstellation erhoffte sich der von einem milliardenschweren Wall Street Investor unterstützte Kongress-Abgeordnete Dean Phillips aus Minnesota einen Achtungserfolg. Der sollte Biden noch vor South Carolina in Verlegenheit bringen und die innerparteilichen Zweifel, ob der Amtsinhaber nicht mit 81 Jahren entschieden zu alt ist für eine zweite Amtszeit, neu hochkochen lassen.
Phillips (55) kam nach vorläufigen Hochrechnungen am Ende auf rund 20 Prozent der Stimmen. Biden erhielt in Abwesenheit rund 70 Prozent.
- Gut informiert: Aktuelle Nachrichten rund um die US-Wahl 2024 im Newsblog
- Supreme Court: Reaktionen auf Trump-Urteil – „Todesstoß” für US-Demokratie
- Erfolg vor Gericht: Supreme Court gesteht Trump Immunität zu – teilweise
- Nach TV-Schlappe: Joe Biden gibt nicht auf – US-Präsident als „Comeback-Kid“?
- Hintergrund erklärt: Hinter Trumps Nähe zum MMA-Kampfsport steckt ein Kalkül
Die Beschädigung des Präsidenten, der hier bei der Wahl 2020 nur acht Prozent der Vorwahlstimmen erhielt, hält sich damit in Grenzen und wird wohl bald vergessen sein. Es sei denn, die Rechnung geht für ihn in zehn Tagen in South Carolina nicht auf.
Joe Biden hatte dort 2020 im Vorwahlkampf nach sehr schwachem Start sozusagen seine Wiederauferstehung gefeiert. Vor allem schwarze US-Amerikaner, die einen großen Teil der Wählerschaft stellen, hatten Biden unter der ideellen Führung des Kongress-Abgeordneten James Clyburn zum Sieg gepusht. Ohne South Carolina gäbe es heute keinen Präsidenten Biden.
Heute ist Clyburn in großer Sorge über katastrophale Umfragen. Bidens Regierungspolitik, die in puncto Arbeitsmarkt oder Studenten-Darlehen-Schulden viel Gutes bewirkt habe, sagt er, dringe einfach nicht durch.
Vor allem Schwarze und junge Menschen, die mit Bidens Israel-Gaza-Politik nicht einverstanden sind, laufen ihm davon. Einen Vorgeschmack, auf das, was im Zusammenhang mit Israels Krieg gegen die Hamas drohen könnte, bekam Biden am Dienstagabend vor den Toren Washingtons.
Bei einer als Kundgebung gegen die von Trump verschärften Abtreibungsregeln gedachten Veranstaltung in Manassas/Virginia störten Protestteilnehmer mehrfach die Rede Bidens. Sie riefen „Genozid Joe“ und „Schluss mit der Finanzierung von Völkermord“.